Frühstück bei Susanne

„∑= „, eine erste Bilanz und Gedanken über mögliche Fortsetzungen.

 

von Andi Wahl

Zwischen Februar und Juni dieses Jahres führten der Kunstraum-Goethestraße und die KUPF eine Veranstaltungsreihe zur „kulturellen Hegemonie“ durch. In sechs Veranstaltungen wurde verschiedenen Aspekte kultureller Meinungsführerschaft bzw. der gesellschaftlichen Rolle von Kultur bei Machterringung nachgespürt.

Eine Veranstaltungsreihe zu kulturtheoretischen Fragestellungen durchzuführen ist etwas sehr viel komplizierteres, als beispielsweise einen Pullover zu stricken oder eine Grube auszuheben. Was mag eineN zu soetwas treiben?

Für Susanne Blaimschein, von Seiten des Kunstraum-Goethestraße verantwortlich für diese Veranstaltungsreihe, gibt es dafür gleich mehrere Gründe. Es ist das Bedürfnis, das eigene Tun zu reflektieren und die eigene Arbeit in einen größeren Zusammenhang zu stellen. Einmal aus der alltäglichen Tretmühle heraus zu steigen und sich zu fragen: Was treiben wir da eigentlich (an)? „Es kann doch nicht sein“, fährt Susanne fort, „dass den Kulturinitiativen nur die Orientierung bleibt, ihre Rolle als ‚kulturelle Nahversorger‘ zu perfektionieren. Da muß es doch noch andere Fluchtpunkte der Entwicklung freier Kulturarbeit geben!“

Um aber neue Zukunftsentwürfe entwickeln zu können, bedarf es zuerst einer Diagnose, welche Rolle Kulturvereine und Kultur an sich in unserer Gesellschaft spielen. So war die erste Themeneingrenzung für diese Diskursreihe „Summe ist gleich“ auch schnell gefunden: kulturelle Hegemonie. „In einem weiteren Schritt“, klärt Stefan weiter auf, „wurden dann unterschiedliche Felder bzw. Zugänge zu diesem Generalthema, festgelegt. Arbeit, Migration, Widerstand, Kulturindustrie und -ökonomie, Politik und Kultur bzw. Kulturalisierung der Politik und die Rolle der Medien waren unsere Folien, durch die wir das Generalthema – Kultur und Macht – betrachten wollten.“

Zu jedem dieser Themen war nun die/der geeignete ReferentIn zu finden. Eine Aufgabe, die das Organisationsteam auch vor die Frage der Vermittlungsform stellte. Grundsätzlich war man sich einig, möglichst unterschiedliche Formen der Vermittlung zu wählen. Susanne stellt dazu auch klar, dass es sich der Kunstraum einfach nicht leisten kann, „nur“ Inhalt zu bieten. Die Idee, einen kulturtheoretischen Vortrag mit einer künstlerischen Intervention zu kombinieren, schien hier eine geeignete Vorgangsweise zu bieten. Aber auch das kann sehr verschieden aussehen.

So fügten sich beispielsweise die Lesung von Marlene Streeruwitz und die Sample-Installation von Christoph Kurzmann zu einem stimmigen Gesamtkunstwerk zusammen. „Die Mascheks“ wiederum irritierten das Publikum, das zu Boris Budens Vortrag über die Kulturalisierung der Politik erschien, und Silvia Sun schuf mit ihrer Ausstellung “ (Fffffffft) Le Projet Du Tupper“ den Rahmen für Mark Terkissidis Ausführungen zur Kulturindustie.

„Unser Anspruch war es“, führt Susanne aus, „die Eintrittsschwelle möglichst niedrig und die Qualität des Vortrags möglichst hoch zu halten.“ Hier zeichnete sich der Kunstraum auch durch sein Geschick aus, ein sehr angenehmes Klima herstellen zu können.

Befragt, wie es denn nun weitergehen wird, können meine beiden GesprächspartnerInnen nur vage Auskunft geben. Die Eindrücke seien noch zu frisch, als dass man schon an die Planung einer nächsten Reihe herantreten könne. Klar ist aber, dass es weitergehen muss. Irgendwie. Der Anspruch einer theoretischen Auseinandersetzung über freier Kulturarbeit ist sicherlich noch nicht abgedeckt. „Nun gilt es“, so Stefan, „die erworbene Kompetenz auszubauen und auch die neue Positionierung von Kunstraum und KUPF, als Kräfte, die kulturtheoretische Auseinandersetzungen voran treiben, für eine Fortführung dieser Bemühungen zu nutzen.“

Eine Dokumentation der ausgelaufenen Vortragsreihe wird es ebenfalls geben, aber auch da wird man sich etwas besonderes einfallen lassen. „Müssen“ möchte ich hinzufügen, denn die Finanzmittel für die Dokumentation sind einer Kürzung zum Opfer gefallen.

Andi Wahl

„Summe ist gleich“ Eine Veranstaltungsreihe an 6 Abenden von Februar bis Juni ’01. Konzeption und Realisation in Koproduktion von Kulturplattform OÖ (Ulrike Stieger, St efan Haslinger) und Kunstraum Goethestraße (Susanne Blaimschein) Weiters mitgewirkt haben: Franz Fend, Andrea Mayer-Edoloyi, Franz Primetzhofer, André Zogholy, und Maren Richter. Besonderer Dank für die Unterstützung ergeht an die Büros der KUPF und des Kunstraum Goethestraße.

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