EDITORIAL #74

Und immer wieder: Die Verteilungsfrage

 

von Udo Danielczyk

Verteilung I: der Gabentisch Wieder einmal ist es soweit. Wieder ist ein Jahr vorbei, wieder ist sie da, die sogenannte „Stille Zeit“, die Zeit der Jahresrückblicke und der bunten Packerl unter Lametta-behängten Bäumen.

Rück- und Ausblicke kultureller Art auch hier in dieser Nummer: Armin Turnherrs medienpolitisches Impulsreferat zur KUPF-Klausur wird- da textmäßig nicht eingelangt – in letzter Minute durch Martin Krusches Ausschnittsbestimmung der Initiativenszene ersetzt (Seite 8), Josef Haslingers Eröffnungsrede der Gmundner Festwochen (Seite 10) und Florian Sedmaks Eindrücke der heurigen Kulturvermerke (Seite 13). Wie alle anderen auch hat die KUPF einen Wunschbrief (für sich und alle Kulturinitiativen) geschrieben, und wartet jetzt mit glänzenden Augen auf die Geschenke. Eigentlich sind es nicht wirklich Geschenke, und eigentlich ist es kein Wunschbrief, sondern ein Forderungs-, oder besser: kulturpolitischer Maßnahmenkatalog unter dem Namen zuMutungen (Seite 4). Weil die Kupf halt glaubt, daß vieles davon für die Kulturinitiativen so notwendig und selbstverständlich ist, daß mensch einfach darauf bestehen und es einfordern muß. Die KUPF war auch schon sehr neugierig und hat herausgefunden, daß in einem der ganz großen Packerl die mittelfristige Finanzierung drin ist (Seite 5), die sie sich schon so lange wünscht. Und auch ein Teil der Novellierung des Lustbarkeitsabgabengesetzes hat aus einem anderem Säckchen herausgelugt. Ja, wenn das nur so weitergeht mit der Erfüllung der Wünsche, É das ist ja fast, als ob da eineR sein/ihr Füllhorn ausschüttet.

Verteilung II: die Gießkanne

Da fällt mir doch spontan die Gießkanne aus Klaus Wallingers letztem Editorial ein, und dazu ein Zitat von LH & Kulturreferent Pühringer* zur Verteilungsfrage in der Kulturförderung: „Ich halte die Gießkanne für nicht schlecht.“ Aber (etwas einschränkend) weiter: „Die Gießkanne schließt Schwerpunktsetzung nicht aus.“ Das könnte sich unser Herr Kunststaatssekretär Wittmann auch einmal anhören und überlegen É Einer der Pühringer’schen Schwerpunkte ist übrigens – neben der Chormusik – auch „Popularmmusik“. (Näheres bitte bei der Landeskulturdirektion erfragen.)

Verteilung III: die Quellen

Das Wiener Kulturbudget steigt (laut Standard) 1998 um über 100 Millionen auf insgesamt 2,08 Milliarden Schilling. Und das kommt nicht unwesentlich freien Förderungen zugute, mit Schwerpunkten in den Bereichen moderner Tanz und neue Medien. Das oö. Kulturbudget steigt angeblich und statistisch mit 4,72% fast doppelt so hoch wie das gesamte Budget des Landes (2,4%)*. Nur das Budget der Abteilung II/8 der Kunstsektion des Bundeskanzleramtes bleibt (wie mensch hört) gleich hoch (niedrig?), wie es schon 1997 war. Aber dafür haben sie endlich ein neues Logo. (Wer erklärt mir den Punkt?) Verteilung IV: Projekte?

Erich K. veranstaltet die Lesungsreihe „Kultur ist KAIN Männerbetrieb“ (siehe Seite 22) lieber als Einzelperson als mit/für/in einem Kulturverein, da diese als Projekt eines Kulturvereines wesentlich weniger Finanzierungschancen durch die öffentliche Hand gehabt hätte. * Aus einem Pressegespräch Pühringers zum Thema „oö. Kulturbudget 1998“ am 3. 12. 1997 im Bildungshaus St. Magdalena

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