Was braucht es für eine zukunftsfähige Kunst- und Kulturarbeit in den Regionen?
Am 25. Juni 2023 findet die Konferenz verflechtn für Kunst- und Kulturarbeit in den Regionen im Salzhof Freistadt statt. In diesem Bereich Tätige und Interessierte sind eingeladen, Teil der Konferenz zu werden und Kunst- und Kulturarbeit in den Regionen neu zu denken. Organisiert wird die Konferenz von Katharina Spanlang, Kuni Wiesmayer und Judith Pirklbauer in Kooperation mit der KUPF OÖ und der Localbühne. Katharina Spanlang hat sich für diese Streetview bei Akteur*innen der Konferenz umgehört.
Mut und Commitment
2019 haben sich die politischen Vertreter*innen der kleinstrukturierten Region Bregenzerwald dazu entschlossen, in Strukturen zu investieren. Die Gründung des Kulturbüro Bregenzerwald, mit den Agenden der Vernetzung, Entwicklung und Kommunikation war hierbei ein erster Schritt in Richtung gemeindeübergreifende Anlaufstelle für Kunst- und Kulturagenden. Die Schlüsselwörter für eine vielseitige, vernetzte Kultur- und Kunstlandschaft sind seit jeher gleichgeblieben: Mit einer großen Portion Mut und dem Commitment seitens der Politik, durch verfügbare Strukturen, Ressourcen und Raum für Ideen werden Entfaltungsmöglichkeiten aufgezeigt. So wird eine Region etabliert, in der sich Menschen mit Visionen kreativ einbringen können und ein zukunftsfähiger, fruchtbarer Boden für die Szene entsteht.
Veronika Sutterlüty, Leiterin des Kulturbüro Bregenzerwald.
Menschen und Risiko
In erster Linie braucht es wie immer und überall engagierte Menschen. Das heißt, sofern wir die Kulturarbeit nicht wie derzeit propagiert einer Künstlichen Intelligenz überlassen wollen, die dann mit Datensätzen weißer Männer und deren Bedürfnissen gefüttert wird und dementsprechend ein ein- statt vielfältiges Kunst- und Kulturprogramm herausspeibt. Wär doch viel günstiger! Nein, es braucht Menschen, ausgestattet mit vernünftigen Budgets für eine kontinuierliche Kulturarbeit abseits vom Festivalrummel und eingekauften Großproduktionen. Und es braucht Vertrauen in die Künstler*innen ohne das Ergebnis schon im Vorhinein wissen zu wollen. Üben wir uns in Risikobereitschaft – bei kreativen Prozessen darf ruhig auch etwas schief gehen! Jedenfalls braucht es auch ein Festival der Regionen
Elisabeth Schimana, Komponistin und Kulturarbeiterin.
Erfahrung und Experiment
Meine langjährige Kulturarbeit im KUPF OÖ-Vorstand, beim Festival der Regionen und in der arge granit in Ottensheim hat meine persönliche und politische Entwicklung geprägt. Ich erfuhr, wie bedeutend Kulturarbeit und künstlerisches Tun für die Weiterentwicklung in den Regionen ist. Das Fremde, Ungewohnte, Provokative durchbricht die Gewohnheiten, regt auf oder ermutigt. Gesellschaftliche Entwicklungen brauchen diese Unterbrechungen des Alltäglichen ebenso wie niederschwellige und bezahlbare Räume, Labore, die zum Experimentieren einladen, und mutige, politische Entscheidungsträger*innen, die den Wert dieser Arbeit als Fundament von innovativer Entwicklung erkennen und diesen Mehrwert in den Budgets abbilden. Dann kommen auch die jungen Menschen wieder aus den großen Städten zurück.
Uli Böker, Kulturarbeiterin und Politikerin.
Räume und Geld
Vor allem wichtig für eine funktionierende Kulturszene sind Räume, an denen diese sich ausleben kann. Diese sollten möglichst bürokratiefrei und kostenangemessen in Anspruch genommen werden können, um somit einer so breiten Masse wie möglich die kulturelle Entfaltung zu erleichtern. Selbstverständlich muss es dafür auch den nötigen politischen Willen und ausreichende finanzielle Mittel geben. Erfreulich ist, dass durch genau solche Maßnahmen mein Heimatort Gallneukirchen zu ganz neuer kultureller Vielfalt gekommen ist. Mit dem Wiederaufsperren der Leerstände Alte Feuerwehrhalle und bald auch dem alten Hallenbad gewinnt die Gallneukirchner Kulturszene zwei charmante Spielstätten. Beide werden sehr gut angenommen und sind auch dementsprechend frequent bespielt.
Niklas Strassl, stv. Vorsitzender Jugendkulturverein KURVE, Beirat für Jugendangelegenheiten Kulturpool Gusental.
