Not so proud

Es ist Juni und damit: Pride Month. Was das heutzutage bedeutet? Regenbogenfarben überall! So ziemlich jedes Produkt wird plötzlich bunt und queer: Regenbogen-Bierdosen, T-Shirts mit Sprüchen wie «Live, Laugh, Lesbian» oder sogar eigens entwickelte Burger wie der «Pride Whopper» von Burger King mit «zwei gleichen Buns für gleiche Liebe und gleiche Rechte» sind nur einige Low Lights der großen bunten Geldmacherei. Dieser performative Aktivismus ist peinlich – und gefährlich. Denn: Der Sicherheit und den Menschenrechten der LGBTQI+ Community bringt dieser Rainbow Kapitalismus herzlich wenig.

Die International Lesbian, Gay, Bisexual, Trans and Intersex Association (ILGA) hat erst kürzlich ihre aktuelle Rainbow Map veröffentlicht, auf der zu sehen ist, wie es um LGBTQI+ Rechte in europäischen Staaten steht. Fazit: Transfeindliche Rhetorik und damit auch Gewalt nehmen – weltweit – zu.
Es ist wichtiger denn je, hier politisch dagegen zu arbeiten. Die Liste politischer Baustellen ist lang, auch in Österreich. Eine aktuelle Petition des Vereins Intergeschlechtlicher Menschen Österreich fordert etwa ein Gesetz zum Schutz von interge- schlechtlichen Kindern und Jugendlichen, denn bis heute erleben sie medizinische Eingriffe, die weder selbstbestimmt noch notwendig sind. Erst kürzlich gab es auch rechtsextreme Proteste gegen eine Drag Show und Lesung für Kinder in der Türkis Rosa Lila Villa (und glücklicherweise eine größere und lautere Gegendemo).

Solche Entwicklungen zeigen leider: Gründe, auf den Pride Month stolz zu sein, gibt es immer weniger. Vom Ursprung der Bewegung, den Stonewall Riots, die maßgeblich von Schwarzen trans Aktivist*innen, allen voran Marsha P. Johnson, angeführt wurden, ist in diesem Monat wenig übrig geblieben. Die Rechte von trans Personen sind nicht nur weiter in Gefahr, vielmehr wird die Diskussion, wer Mensch sein darf und wer nicht, öffentlicher, salonfähiger und polarisierender geführt denn je. Es braucht schützende Strukturen, diskriminierungsfreie Gesetze und einen lauten, entschlossenen Aufschrei gegen Queerfeindlichkeit. Und zwar auf der Straße, im Alltag und in politischen Gremien. Und nicht im Einkaufszentrum.

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