Der Lohn der Angst

Wer die Bilder gesehen hat, kriegt sie so schnell nicht aus dem Kopf: Und genau deshalb werden sie hier nicht näher beschrieben. Dass oe24 und die Krone Videos vom Anschlag in der Wiener Innenstadt wieder und wieder gezeigt haben, blieb glücklicherweise nicht folgenlos. Beim Presserat gingen fast fünfzehnhundert Beschwerden ein und zwei junge Frauen starteten eine Petition mit der Forderung, dass Medien, die derart unethisch agieren, künftig kein Steuergeld mehr bekommen sollen. Eine anlassbezogen wichtige Initiative, die hoffentlich dazu beiträgt, dass eine problematische Praxis in den Blick rückt, die schon länger besteht. Denn Skrupellosigkeit ist DAS Geschäftsmodell des Boulevard. Von der Horrorhitze bis zum Kälteschock: Worte und Bilder, die zwar nicht immer Angst und Schrecken, stets aber eine gehörige Portion Unsicherheit verbreiten, dominieren die Titelseiten. Es ist ein böses Spiel, nicht nur mit den Gefühlen der Rezipient*innen. Angst wird auch der Politik gemacht: Geld her oder wir machen euch fertig. Weil wir das können. Wenn ihr brav zahlt, rücken wir euch wohlwollend ins Bild und tragen engagiert – Stichwort Balkanroute – zu jedem gewünschten Spin bei. Eine Zuckerbrot-und-Peitsche-Strategie, die sich offensichtlich lohnt. Die Regierung schaltet eifrig Inserate, vorzugsweise in Boulevardmedien, deren Rezipient*innen ihr auch deutlich mehr wert sind: Pro Leser*in von Krone oder Österreich zahlen sie vier bis fünf Euro, bei Presse oder Standard aber nur ca. 80 Cent.

Ein noch krasseres Ungleichgewicht findet sich bei den Mitteln, die über einen Fonds der Rundfunk und Telekom Regulierungsbehörde vergeben werden. Drei Millionen des Fördergeldes werden zwischen den vierzehn nichtkommerziellen freien Radios und drei Community TV-Sendern verteilt. Obwohl dort ein gelassener Umgang, nicht nur mit Hitzewellen und Horrorgelsen, sondern auch mit politischem Campaigning geübt, also kritische Medienkompetenz vermittelt wird. Bezahlt macht sich das nicht, bekommt doch oe24.tv allein mehr Förderung als alle 17 freien Medien zusammen.

Statt in Vielfalt, Qualität, seriösen Journalismus und Medienbildung zu investieren, schmeißt die Politik also weiterhin jenen Steuergeld in den Rachen, die ihr Geschäft mit der Angst machen.

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