Stellten Klemens Pilsl und Eva Immervoll
1) Deine kulturtäterische Vorgeschichte? 2) Wieso tust du dir das an? 3) Wenn ich einmal gross bin, will ich …werden.
DAVID GUTTNER 1) Deine kulturtäterische Vorgeschichte? Eine Autofahrt. Eine lange Fahrt, von irgendwo nach Klagenfurt, in einem damals schon alten, roten Simca. Am Steuer meine Mutter. Ich, eingewickelt in einer Decke am Rücksitz liegend, lasse mich von der vorbeifahrenden Nacht aus dem Autofenster ziehen. Immer wieder schiebt sich der nicht ganz volle Mond zwischen die festgeklebten Wolken, und, wenn nicht, beleuchtet er die im ägyptischen Profil hingeklecksten Dunstfische aus sicherer Distanz. Meine Mutter lässt zum wiederholten Mal Astor Piazolla sein Bandoneon aus dem Autoradio ziehen und quetschen, und ich drehe meinen ersten Film. Besser mein erstes und nicht letztes Mind-Movie, zu richtigen Filmen hat es bislang nicht gereicht. Wie zu so vielem nicht. Zu vielem dann doch. Jedenfalls war mir damals, mit vielleicht fünf Jahren klar, dass ich so etwas machen wollte und müsste: Sitzen, liegen, stehen; beobachten, hören, still sein, versinken, verstehen oder noch besser: interpretieren! Und dann darüber berichten, davon erzählen, vielleicht auch die Geschichten ganz für mich behalten – je nach Situation. Und das versuche ich seitdem zu machen.
2) Wieso tust du dir das an? Eine Autofahrt. Eine lange Fahrt, die die KUPF großzügig vergütet.
3) Wenn ich gross bin, möchte ich… klein …werden.
RICHARD SCHACHINGER 1) Deine kulturtäterische Vorgeschichte? Nicht alle Wege führen nach Rom, weswegen ich zwischen Tierkörperverwertung, Raiffeisenbank und Gardeheim mein Schülerdasein in Regau fristete. Politisch interessiert, kulturell unwissend und mit einer gehörigen Portion Naivität ausgestattet, war dieser Ort die ideale Mauer, um sich den Kopf zu stoßen. Und wie aus dem Nichts fragte mich ein mir bis dahin unbekannter Kulturmensch, ob ich bei einer geplanten Freakshow namens „Stonerock”-Festival in der Schottergrube nebenan mitwirken möchte. Damit war der erste Schritt in die totale Abhängigkeit – von Kulturarbeit versteht sich – also gesetzt, mein Soziologiestudium bot zusätzliches, thematisches Unterfutter. Auch wenn aus dem Festival nichts wurde (Überraschung!), lernte ich die Splitter einer motivierten Szene im Bezirk kennen. Es folgte als Vernetzungsschub zwei Jahre später die erste Auflage des Bock Ma’s Benefizfestivals 2005 in Timelkam: Austausch, Spaß und inhaltliche Auseinandersetzung. All das unvergesslich und prägend. Darum hab ich von nun an die unterschiedlichsten Felder der freien Kultur- und Medienarbeit mitbeackert.
2) Wieso tust du dir das an? Zusatzfrage: Warum tu’ ich das den anderen an? 😉 Nun, Kulturarbeit ist Arbeit, ist aber auch Teamwork, Spaß und gesellschaftliches Umschanzen. Damit ergibt sich die Antwort (beinahe) von selbst.
3) Wenn ich groß bin, möchte ich weder Feuermann und schon gar nicht Politiker werden.
PAMELA NEUWIRTH 1) Deine kulturtäterische Vorgeschichte? Was die Täterschaft betrifft: ich habe nur selten etwas angestellt! Brav und bescheiden setzte und setze ich mich dem Schlachtfeld Kulturarbeit aus und sehe mich mittlerweile mehr als Schlachtfeldarchäologin.
2) Wieso tust du dir das an? Vermutlich habe ich eine masochistische Ader … viel Arbeit, weniger Geld; und anscheinend ist das ein Weg in die Zukunft. Aktuelle sozialwissenschaftliche Studien legen es nahe: Kulturarbeit zeigt bereits heute auf, wie die Arbeit von Morgen organisiert sein könnte. Es geht vielfach um die entscheidende Frage: Freiheit (Selbstermächtigung) oder Sicherheit (Nicht-prekär). Eine Wahl zwischen den beiden Bereichen fällt mir nicht sonderlich schwer, auch wenn man sich immer wieder im kulturpolitischen Dickicht verfilzen wird, weil man ja schauen muss, wo man bleibt.
3) Wenn ich einmal gross bin, will ich…alt …werden.
SABINE FUNK 1 )Deine kulturtäterische Vorgeschichte? Durch das damalige Defizite im spartenübergreifenden Austausch während meines Studiums an der Architektur in Linz wurde ich als Kulturreferentin der ÖH initiativ und gründete 1998, gemeinsam mit Astrid Hager, die Atelierplattform Labor 3. Um einen realen Austausch zu beleben, war die Notwendigkeit einer medialen Vernetzung über Internet (Newsletter Labor3) und die Kontaktsuche zu Künstlerinneninitiativen, freien Kunstproduzentinnen und größeren Kulturinitiativen logisch und in meiner weiteren Kulturarbeit immer eine Selbstverständlichkeit (2000- 2003: Co-Organisatorin des Raums für erweiterten Kunst- und Theorieaustausch transpublic). Neben meiner Tätigkeit als Ausstellungsgestalterin (Ars Electronica Festival OK 2000, Festival der Regionen 2001) und der kuratorischen Tätigkeit im Bezug zu architekturtheoretischen Themen (2000-2004: Vorstandsmitglied Architekturforum Oberösterreich) war auch ein durchgängig begleitendes Thema die Nutzung städtischer Brachen und die Belebung stillgelegter Räume (seit 2004: Mitinitiatorin der Architekturdiskursplattform zeroLab; 2004 – 2007 Mitglied des Stadtkulturbeirates Linz; seit 2005: Initiierung der Gruppierung „A.ORT.A. – Architektur. Ort. Analyse” gemeinsam mit Christoph Weidinger; seit 2006: Mitbegründerin des Beherbungsprojektes Pixel Hotel und Mitherausgeberin der Zeitung spotsZ).
2) Wieso tust du dir das an? Die Frage beantwortet sich aus eben meiner kulturtäterischen Geschichte, wie oben beschrieben. Die KUPF stellt ein Erfahrungsund Wissenspool zu Verfügung, in das ich auch gern meine kulturelle Erfahrungsgrütze hinein schmeißen, verdiskutieren und dann zum Gebrauch anbieten möchte.
3)Wenn ich gross bin, möchte ich… wieder klein …werden.
SABINE STULLER 1) Deine kulturtäterische Vorgeschichte? Kulturtäterin und Künstlerin zu werden war eigentlich nicht mein Plan. Geschichte, was ich unbedingt studieren wollte, war ein kombinationspflichtiges Fach, und da ich mich auch nicht zur Lehrerin berufen fühlte, nahm ich mangels besserer Ideen Kulturmanagement dazu. Daneben besuchte ich einen Lehrgang für Museums-, Ausstellungs- und Projektvermittlung an der Grazer Pädak. Dies und zahlreiche Nebenjobs bei Ausstellungen und Kunstinstitutionen in Graz weckten mein Verlangen nach mehr und so begann ich in Linz an der Kunstuniversität zu studieren. Seit 1998 war ich somit auf dem Weg, Künstlerin zu werden. 2002 schloss ich mich dem KünstlerInnenkollektiv a.s.a.p. und dem Institut für erweiterte Kunst (IFEK) an, wo ich viele Projekte und künstlerische Aktionen organisierte und realisierte und bald auch Vorstandsmitglied wurde. Seit 2006 bin ich Geschäftsführerin des vom Verein IFEK betriebenen Lokals „Grand Café zum Rothen Krebsen”. In den Vorstand der KUPF wurde ich erstmals 2007 gewählt und erfülle seitdem mit großer Motivation diese Tätigkeit.
2) Wieso tust du dir das an? Neben der Rolle als Plattform oö. KIs und deren Informations- und Servicestelle, bin ich davon überzeugt, dass die KUPF als ihre Vertretung eine gewichtige Rolle bei der Reglementierung von kulturpolitisch Verantwortlichen hat. Sie weist auf Missstände und Problematiken hin und bietet Lösungsvorschläge an. Aus diesen Gründen finde ich die Arbeit der KUPF nur unterstützenswert und stelle ihr daher meine Ressourcen zur Verfügung.
3)Wenn ich gross bin, möchte ich… Walforscherin …werden.
INGO LEINDECKER 1) Deine kulturtäterische Vorgeschichte? 1997 gebe ich eine monatliche Schülerzeitung heraus, für die ich Sponsoren suche. Keine Bank will mein schwarz-weiß-kopiertes Vorhaben finanzieren. Nach einem halben Jahr erfolgloser Suche lande ich bei der HOSI und beim Kanal Schwertberg, die mir jeweils ein paar Hunderter für ein Inserat in die Hand drücken, womit ich die erste Ausgabe meiner Zeitung mit dem geschwollenen Namen „Das letzte Wort” unter die Leute bringen kann. So schnell landet man in der freien Kulturszene. Von da an ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis ein Projekt wie Radio FRO meine Aufmerksamkeit auf sich zieht und mir die volle Bandbreite der Kulturarbeit zeigt. Ich tobe mich zunächst als Radiomacher aus, dann als Techniker, Programmierer, Musikredakteur, Trainer, Projektmitarbeiter, -leiter, Vorstandsmitglied und schließlich als Co-Geschäftsführer. Dort bewege ich mich bis heute auf einem weiten Feld zwischen Kultur- und Communityarbeit, Kunst und Kulturpolitik – immer mit gesellschaftspolitischem Anspruch und in vollem Bewusstsein seiner eigenen Bedeutungslosigkeit.
2) Wieso tust du dir das an? Nach 11 Jahren Kultur- und Medienarbeit erlebe ich einen Generationswechsel in den Initiativen und damit einen gewissen Paradigmenwechsel mit, der auch neue Perspektiven bringt. Mich interessiert die Zukunft dieses Feldes besonders im Lichte sich verändernder (kultur)politischer und gesellschaftlicher Verhältnisse. Die KUPF kann hier noch viele Entwicklungen und Projekte begleiten und unterstützen.
3) Wenn ich gross bin, möchte ich… einmal in Pension gehen.
BETTY WIMMER 1) Deine kulturtäterische Vorgeschichte? Meine ersten 6 Lebensjahre verbrachte ich in Andorf. Bereits dort bewies ich meine Willens- und Widerstandskraft beim Barfußlaufen über die Stoppelfelder. Wir zog dann nach Bad Ischl. In unserem Keller probten meine Brüder mit der Band Kurort und erste Versuche, ein autonomes Veranstaltungszentrum in Bad Ischl zu etablieren, wurden gestartet. Heraus kam der Verein Alkuv – der alternative Kulturverein – und ich kann mich gut an Konzerte von Attwenger im Kurhauskeller und Seven Sioux im Pfarrsaal erinnern. Leider scheiterte das Unterfangen letztendlich am fehlenden guten Willen der Gemeinde. Es folgten 4 Jahre Bildhauerei in Hallstatt, 3 Jahre in Wien und schlussendlich in Linz die Kunstuni, mit Studienaufenthalt in Berlin, wo ich weitgehend künstlerisch beschäftigt war. 2001 kam ich dann in die KAPU. Meine erste „Betriebsgruppe”, Kassa sitzen, Bands bekochen, Backstage putzen, Betten überziehen – Alltagsgeschäft im Leben eines Kulturvereins. 2003 wurde ich Teil des „Arbeitskreis gegen Sexismus in Kulturinitiativen” und von dem ging es direkt in die KUPF. Seit 2004 bin ich im Vorstand und seit 2007 auch im Vorstand der KUPFakademie, sowie Ländervertreterin bei der IG Kultur.
2) Wieso tust du dir das an? Ich arbeite gern mit anderen Menschen zusammen, mit denen mich ein gemeinsames Ziel, eine gemeinsame Aufgabe verbindet. In diesem Fall ist das die Verbesserung von Lebens- und Arbeitsbedingungen im Kulturbereich.
3) Wenn ich groß bin, möchte ich… nicht mehr nur werden sondern auch schon sein.