Es ist eine Urszene in der europäischen Geschichte: Ein entstehendes römisches Bürgertum reagiert im Jahr 509 v. Chr. aufgebracht auf die Willkürherrschaft Einzelner und macht Entscheidungen, die das Gemeinwesen betreffen, zu einer von nun an öffentlichen Sache, zur res publica. Seitdem sind die Fragen die gleichen geblieben: Wie funktioniert eine lebendige Demokratie? Wo, wie und unter welchen Umständen findet gesellschaftlicher Diskurs statt? Worüber reden wir dabei? Und wer ist mit ‚wir‘ eigentlich gemeint?
Diese und ähnliche Fragen stellen sich umso drängender vor dem Hintergrund aktueller gesellschaftlicher Veränderungen. Nicht zuletzt verstärkt sich mit der fortschreitenden Privatisierung öffentlicher Räume der Druck auf die älteste aller Bühnen für gesellschaftliche Debatten: die Straße. Plätze und Parks, Dorfkerne, Straßenecken und Hinterhöfe bleiben aber essenziell für die Belebung und Weiterentwicklung der Demokratie. Es braucht heute trotz – oder gerade wegen – Social Media und der mächtigen Maschinen in unseren Hosentaschen mehr gesellschaftlichen Diskurs draußen im Leben.
Gesucht werden daher Projekte und künstlerische Interventionen, die den öffentlichen Raum (oder dessen Grenzbereiche) zum Experimentierfeld machen, die vor Ort relevante Fragen stellen und zum Austausch einladen. Arbeiten, die signalisieren: Wir sind hier, wir wollen mitreden und wir laden alle dazu ein, ins Gespräch zu kommen. Betrachten wir die Welt da draußen als das, was sie ist: eine öffentliche Sache!
Text: Kulturverein Vogelweide / Paul Klumpner
Informationen: http://www.tki.at/tki-open/tki-open-19/