Diese kleine Serie lässt sicherlich den Eindruck entstehen, dass es darum geht der gewesenen Kulturhauptstadt und ihrer Intendanz noch eins auszuwischen, vor allem da die Medienmaschine nicht mehr läuft.
Doch es geht um mehr! Es geht darum, (kultur-)politische Empfehlungen anzusehen, die an die Stadt und Ihre Verantwortlichen gerichtet sind und diese kritisch zu hinterfragen. Das – aus meiner Perspektive – nur wenig Begrüßenswertes in den Ausblicken steckt, kann mir nicht angelastet werden.
Umso mehr kann es als erfreulich gewertet werden, dass Kapitel sechs des Ausblicks ein äußerst kluges Denken mit sich bringt, wenngleich auch hier Kritik notwendig ist.
Verfolgen wir also das Statement mit dem Titel: Kompetenzen von außen holen!
Hier steht geschrieben:
„Nicht alles braucht auf eigenem Mistbeet zu wachsen. Linz ist stark, versteht sich als Stadt der Ermöglichungskultur und verfügt, glücklicherweise, über beträchtliche Mittel. Also sollten in allen kulturrelevanten Gremien, Jurys, Projektausschüssen, Boards und dergleichen bewusst VertreterInnen und Fachleute aus anderen Städten geholt werden.“
Dass der Begriff Mistbeet etwas desavouierendes hat muss nicht weiter kommentiert werden, von einem Schrebergarten zu sprechen wäre netter.
Aber im Kern ist hier ein zentrales Problemfeld thematisiert, das die Kulturarbeit begleitet: Der fehlende Blick über den Tellerrand.
Allzu oft wird im eigenen Saft gegart, allzu oft wird der eigenen Schrebergarten nicht verlassen, um die (oft vermeintliche) Vormachtstellung zu bewahren. Die Offenheit für Neues und der Dialog werden allzu oft zu Gunsten der eigenen Profilierung hintangestellt.
Das Rezept der Intendanz greift aber zu kurz. Denn der Austausch kann nicht alleinig durch die Besetzung von Entscheidungsgremien gelingen. Vielmehr muss es ermöglicht werden, dass Austausch mit KulturträgerInnen und Kulturschaffenden jenseits der (Lande-)Grenzen passiert. Hierfür gibt es verschiedene Modelle, die ausgebaut werden müssen.
Es ist schon klar, dass die Intendanz hier kein konkretes Modell vorschlägt. Aber, dass es im Kapitel heißt: „Linz hat bereits und gerade in den letzten Jahrzehnten gezeigt, dass es vieles aus eigener Kraft schaffen kann. Deshalb darf die Stadt es sich nun leisten, souverän von anderen zu lernen[…]“ muss trotzdem hinterfragt werden dürfen.
Von anderen lernen klingt ein wenig nach Frontalunterricht. Spannender wären „alternative Lernformen“ wie selbst bestimmtes Lernen. Es kann nicht darum gehen, den Blick von außen als einziges Korrektiv anzuwenden.
Notwendig wird die Balance sein, die es zwischen „innen“ und „außen“ zu halten gilt.