Übrigens war Linz Kulturhauptstadt im Jahr 2009. Eh schon allen egal, oder? Den Verantwortlichen von Linz 09 offenbar nicht und das ist gut so. Sollte gemeint werden.
Relativ unbemerkt von einer breiten Öffentlichkeit haben die Verantwortlichen den Versuch unternommen, zehn Empfehlungen „für die Situation und die Anliegen der Kultur in Linz und in Oberösterreich“ zu formulieren.
Das sei Ihnen unbenommen. Aber widerspruchslos will ich das auch nicht stehen lassen. Der Start einer kleinen Serie zu den zehn Empfehlungen.
Tempo und Intensität beibehalten!
Unter diesem Schlagwort steht die Aussage: „Eigentlich wäre es naheliegend, nach dem Kulturhauptstadtjahr darauf mit Verlangsamung zu reagieren, kürzer zu treten, so etwas wie eine kulturelle Ruhezeit einzufordern. So verständlich diese Reaktion wäre, so fatal würde sie sich auswirken. Denn es ist unerlässlich, Tempo und Intensität nach Möglichkeit beizubehalten, um die Kontinuität sicherzustellen.“
Hopp, hopp, hopp! Die neoliberale Peitsche der Geschwindigkeit knallt schon! Nur nicht nachlassen, Projekte, Projekte, Projekte – wir wollen sie sehen!
Linz 09 hat uns, dem Publikum, den AktivistInnen keine Ruhezeit gegönnt. (Re-)Aktive Auseinandersetzung war gefordert.
Nach dieser Aussage ist Reflexion gleichbedeutend mit Stillstand, also nur nicht nachdenken.
Was weiter steht ist auch ganz spannend: „Allzu nahe liegt es, die Reduktion der individuellen und sozialen Energien auch als Vorwand dafür zu nehmen, unbequeme und deshalb unliebsame Entwicklungen zu stoppen oder gar rückgängig zu machen.“
Das klingt schon vernünftiger. Denn die Befürchtung, dass der Maßstab Kulturhauptstadt über die kulturellen Aktivitäten gelegt wird, und unter dem Vorwand „eingeschränktes Programm“ auch weniger Geldmitteln fließen, ist beileibe nicht ungerechtfertigt.
Dabei kommt es auf politischer Seite zu einer Widersprüchlichkeit, die ihresgleichen sucht. Im Kulturhauptstadtjahr wurde Geld in die Kultur gepumpt, 2010 ist wieder Krise, Geldmittel werden reduziert (wie ja auch die OÖN schon feststellen), aber der Output soll erhalten bleiben.
Am Ende der Empfehlung kommt wieder das Wirtschaftparadigma: „Erst ein kulturell dauerhaft aktives Klima schafft Standortvorteile und ist eine wesentliche Voraussetzung für das Ziel, 2015 definitiv die interessanteste Stadt Österreichs zu sein.“
Ja, ja, Standortvorteile, Umwegrentabilität. Lasst uns den Stift zücken und den Rechenschieber anwerfen. Denn legitimiert wird über Zahlen nicht über Inhalt.
Ganz grundsätzlich muss hier abschließend noch auf die Kommunikationsmethode hingewiesen werden, die diesen zehn Empfehlungen zu Grunde liegt. Sie werden veröffentlicht und damit stehen sie da. Auf Diskussion legt die Veröffentlichung es erst gar nicht an. Was gilt ist das geschriebenen Wort, das in Html gemeiselt für die Ewigkeit bestehen bleibt.
Auch das kann als Ergebnis der Kulturhauptstadt gewertet werden.