Normenklatura

Zugegeben: Der Titel ist erst einmal ein eye-catcher, ein simples Wortspiel. Aber darüber hinaus birgt er auch das Versagen in sich, das gerade zu Tage tritt.

Wir reden von Normen. Normen definieren unser gesellschaftliches Miteinander, Normen sind es auf die wir uns berufen.
Die Problematik und in weiterer Konsequenz das Versagen in diesem Prozess, ist die Frage, wer diese Normen definiert.
Es ist immer die – vermeintliche – Mehrheit, die Macht die die Norm vorgibt, an welche sich alle anderen anzupassen haben. Die Mehrheit als Führungselite, als Normenklatura.

Diese Normen werden nicht verhandelt, es findet kein Dialog darüber statt, sondern sie werden als gewachsen und erarbeitet angesehen. Dabei sind die meisten Normen wohl eher Zufallsprodukte einer gesellschaftlichen Erprobung.

Das Versagen auf der politischen Ebene zeigt sich schon alleine darin, dass es egal ist ob (sogenannte) linke oder rechte Parteien sich zu dem Thema äußern. Es geht immer um Aus- und Abrgrenzung. Jene die außerhalb der Norm stehen, um nicht zu sagen abnormal sind, werden entweder „integriert“ (bzw. müssen sie sich integrieren) oder sie werden als nicht der Norm entsprechend abgestempelt und mit unterschiedlichen Konsequenzen behandelt.

Diese Systematik erstreckt sich über viele Bereiche, von der Migration über die sexuelle Orientierung bis hin zu körperlichen Gesundheit.

Worum geht es hier? Um ein kleines Schlüsselerlebnis der Desensibilisierung. Im Morgenjournal auf Ö1 war Heinz Patzelt, Generalsekretär von Amnesty International Österreich zu Gast und sprach über den Jahresbericht von Amnesty 2010. Und in diesem Zusammenhang machte Patzelt die Aussage (die ich nur sinngemäß wiedergeben kann), dass AsylwerberInnen wie normale BürgerInnen behandelt werden sollen.
Tja, auch er tappt also in die Norm-Falle. Was ist denn heute noch einE normale BürgerIn?

Es kann nur darum gehen, die Norm zu negieren und abnormal zu werden. Auf geht’s.

Ps: Wer diese kurze Entrüstung großartig und länger nachlesen will und dabei auch noch zukunftsweisende Konzepte geliefert bekommen will, der/die lese Mark Terkessidis‘ neuestes Buch „Interkultur“.

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