gegen die Abschaffung des Ingeborg-Bachmann-Wettbewerbs

Wir lassen uns die Eliminierung der letzten Reste der Kunst aus den ORF-TV-Programmen nicht gefallen!

Die Unternehmensleitung des ORF hat beschlossen, zu sparen. Das
Sparprogramm richtet sich auf „Randzonen“ und soll Kernaufgaben nicht
betreffen. Als Mitverursacher für die Einsparungen werden die nicht mehr
aus staatlichen Mitteln bezahlten Gebührenbefreiungen genannt.
Prominentestes Opfer der Einsparungen ist der im ganzen deutschen
Sprachraum bekannte Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb. Am Sparprogramm soll
sich auch dann nichts ändern, sollte die Refundierung der
Gebührenbefreiungen doch noch erfolgen. Auf diese Weise uneingeplant
zustande kommende Einnahmen sollen der Filmproduktion zufließen. Selbst
im Fall der doch noch erfolgenden Refundierung von Gebührenbefreiungen
würden also Gelder aus dem Kultur- und Bildungsbereich auf andere
Bereiche umverteilt und bisherige Kultur- und Bildungsaufgaben nicht
mehr wahrgenommen werden. Die eigentliche Kernkompetenz des ORF ist aber
sein öffentlich-rechtlicher Auftrag. Sparten der Kunst und Kultur
gegeneinander auszuspielen, ist ein Verstoß gegen diesen gesetzlichen
Auftrag und schadet dem Ansehen der Kunst in der Gesellschaft und im
gesamten deutschen Sprachraum.

Laut ORF-Fernsehdirektorin Kathrin Zechner ist die
ORF-Unternehmensleitung für die Entscheidung zur Einstellung des
Bachmann-Wettbewerbs nicht zuständig, obwohl die Vorgaben vom
ORF-Generaldirektor Wrabetz stammen. Das ist Sparkursmarketing und
entspricht nicht der Realität. Das Landesstudio Kärnten setzt so wie
alle anderen Landesstudios die von der ORF-Geschäftsführung entweder
konkret oder budgetär vorgegebenen Sparmaßnahmen um. Beendet werden soll
auch die Zusammenarbeit des ORF mit dem steirischen herbst zur
Durchführung des „musikprotokolls“.

Die vergleichsweise lächerlichen Kosten von 350.000 Euro, um die es beim
Rückzug des ORF aus dem Bachmann-Wettbewerb geht, sind sicher nicht der
Grund für die Einstellung. Rund 100 Millionen gibt der ORF allein für
Sportrechte im kommenden Jahr zusätzlich aus. Vielmehr dürfte es dem ORF
einmal mehr um die Befüllung von Sendezeiten mit quotenträchtigeren
Programmen für andere Zielgruppen gehen und zum anderen um den Rückzug
aus dem Gemeinschaftsprogramm 3sat mit dem ZDF, der SRG und ARD.

Zugleich mit diesen Sparkursentscheidungen der ORF-Unternehmensleitung
wurde die Absicherung der Opernballübertragungen bis 2017
bekanntgegeben. Wenn der ORF meint, damit einen Beitrag für seinen
Kulturauftrag zu leisten, hat er seinen endgültigen Bankrott bei der
Erfüllung des öffentlich-rechtlichen Kulturauftrags erklärt.

Wir nehmen die für die gesamte österreichische Kunst- und Kulturszene,
die journalistischen und künstlerisch tätige Mitarbeiter/innen
unverschämte Provokation und Brüskierung durch den ORF nicht hin. Wir
lassen uns die Eliminierung der letzten Reste der Kunst aus den
ORF-TV-Programmen nicht gefallen. Wir fordern den ORF auf, seine Sport-
und Unterhaltungsgelder umgehend auf den Kunst- und Kulturbereich
umzuschichten. Der ORF muss nichts zur noch größeren Bereicherung von
internationalen Großveranstaltern im Sport beitragen, er muss keine
Ballunterhaltungen lückenlos begleiten, er muss die Grundversorgung mit
kulturell hochwertigen Programmen garantieren.

Wir fordern den ORF auf, seinen Kultur- und Bildungsauftrag zu erfüllen
und seine auf den Bachmann-Wettbewerb und das „musikprotokoll“ bezogenen
Entscheidungen umgehend rückgängig zu machen und den Kunst- und
Kulturbereich bei seinen weiteren Sparplänen unangetastet zu lassen und
nicht das Geld des ORF mit läppischen Softnewsprogrammen und
lächerlichen Nachspielproduktionen zu verplempern.

Gerhard Ruiss, IG Autorinnen Autoren
Fred Turnheim, Österreichischer Journalisten Club
Wien, 24.6.2013

Namentliche Unterstützung dieses Protestes mit Berufs- und/oder
Funktions- und Ortsangabe bitte an: Gerhard Ruiss, gr@literaturhaus.at

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