Wieder mal rumpelt es in Wels kulturpolitisch. Diesmal geht es um unser Mitglied Medien Kultur Haus Wels, ein Verein der freien Szene, der in einem Gebäude der Stadt Wels untergebracht ist.
Was genau ist los?
Das MKH wurde bisher durch einen zehnjährigen Fördervertrag von der Stadt Wels finanziert. Dieser würde sich im heurigen Jahr automatisch um weitere 10 Jahre verlängern. Bürgermeister Rabl hat allerdings angekündigt, dass der Vertrag nur um zwei Jahre verlängert werden soll. Parallel dazu soll eine europaweite Ausschreibung des Betriebs des MKH Wels durchgeführt werden. Es ist also offen, ob der bisherige Trägerverein seine Arbeit auch nach 2024 noch fortsetzen kann.
Dass ein bestehender Betrieb, der international als Best Case Beispiel gilt, unzählige Preise gewonnen hat und ein hochqualitatives, professionelles Kulturprogramm auf die Beine stellt, einfach so in Frage gestellt wird, ist ein Novum und eine unnötige Verunsicherung der Angestellten und vielen engagierten KulturarbeiterInnen und der Community des Vereins. Es lässt vor allem Wertschätzung für die gute Arbeit des MKHs vermissen. Wir hätten uns erwartet, dass bevor eine solche Neuausschreibung eines etablierten Kulturhauses vorgenommen wird, man zuerst mögliche Kritikpunkte mit dem bestehenden BetreiberInnen diskutiert und versucht, mit diesen Lösungen zu finden.
Zu der möglichen Ausschreibung ist folgendes zu sagen: Sollte diese tatsächlich durchgeführt werden, so muss diese klar auf die bisherige Ausrichtung des Betriebs Bezug nehmen. Das MKH erfüllt mit seinem Fokus auf Medienproduktion und Medienrezeption eine wichtige gesellschaftliche Aufgabe, die gerade in Zeiten von desinformationsgetriebenen politischen Auseinandersetzungen relevant wie nie ist. Besonders durch den Fokus auf junge Menschen und den vielen Kooperationen mit Schulen hat das MKH hier österreichweit Maßstäbe gesetzt. Die bisherigen inhaltlichen Schwerpunkte des MKHs müssen also erhalten bleiben.
Bei der Evaluierung der Einreichungen der möglichen Ausschreibung muss weiters dafür gesorgt werden, dass diese von einer absoluten Fachjury aus dem Bereich der Medienkompetenz durchgeführt wird. Die Stadt Wels muss dafür Sorge tragen, dass die Zukunft des Medien Kultur Hauses auch weiterhin in guten Händen ist und nicht durch eine Ausschreibung gefährdet wird.
Aus unserer Sicht wäre die einfachste Lösung gewesen, den Vertrag mit dem bestehenden Verein nötigenfalls zu adaptieren und auf weitere 10 Jahre zu verlängern. Dass der Weg über eine europaweite Ausschreibung zu einem besseren Ergebnis führt, als eine Verhandlung auf Augenhöhe mit dem bisherigen, äußerst erfolgreichen Verein, bezweifeln wir.
Offener Brief des Vereins Medien Kultur Haus Wels
In den letzten Tagen wurden von vielen Richtungen Fragen an uns herangetragen, was die Neuausschreibung der Betreibung des Medien Kultur Hauses betrifft. Das hohe Interesse freut uns, weil wir es als Wertschätzung unserer Aufbauarbeit seit 2003 zum jetzigen Stand und unserer laufenden Arbeit, besonders mit Jugendlichen verstehen. Die Kernfrage dabei ist: „Warum hat der Verein der Neuausschreibung zugestimmt?“
Die Antwort ist einfach: „Es gab keine Option dazu“.
Natürlich hätten wir uns gewünscht, dass wir mit den Vertreter*innen der Stadt Wels die Chance bekommen den neuen Vertrag zu verhandeln … haben das auch kommuniziert. Erst wenn wir nicht übereingekommen wären, hätte die Stadt immer noch die Ausschreibung vornehmen können. Verhandeln heißt, gemeinsam, wenn notwendig, über Veränderungs- und Verbesserungsvorschläge zu diskutieren. Es würde uns in den vergangenen Jahren ja immer vermittelt, dass die Stadt mit der Arbeit sehr zufrieden sei und wir so etwas wie ein Aushängeschild, ja Leuchtturmprojekt für die Kultur in Wels wären. Wir evaluieren uns laufend in vielen internen Besprechungen, auch mit externen Beratern, oft ist die Nicht-Realisierung einer Idee jedoch mit dem fehlenden Mitteln verbunden. Erwähnt sei auch noch, dass wir seit Jahren erfolgreich durch unsere Arbeit zusätzliche Mittel akquirieren, sonst wäre vieles nicht möglich gewesen.
Wenn die Ausschreibung im Gemeinderat nun beschlossen wird, dann müssen wir das im demokratischen Sinn zur Kenntnis nehmen. Wenn der Gemeinderat eine andere Entscheidung trifft, ebenso. Wir ersuchen aus Respekt vor unserer 19-jährigen Aufbauarbeit und den 10 Jahren Kulturarbeit seit Umbau des Hauses und der Wiedereröffnung, dass sich alle am Entscheidungsprozess Beteiligten, sollten sie unsere Arbeit nicht genau kennen, darüber vorher informieren und erst dann entscheiden.
Die Webseite „www.medienkulturhaus.at“ oder unser Youtube Kanal (www.youtube.com/user/MedienKulturHaus) wären der effektivste Weg dazu. Dort kann man einen Eindruck von unseren unzähligen Projekten, Workshops, Veranstaltungen, Kunstvermittlungsangeboten, Ausstellungen, Schwerpunkten etc. bekommen. Es sei auch angemerkt, dass die Organisation einen großen Anteil unsere Arbeit ausmacht. Sollte wieder die Außenwirkung angesprochen werden, dann bedenken Sie unsere Rahmenbedingungen … Vertrag ohne Indexangleichung und 10 % Generalkürzung seit 2016 bedeutet ca. 40% weniger Budget. Leider müssen Kulturbetriebe immer bei der Werbung sparen. Außerdem steht das MKH Gebäude unter Denkmalschutz, was die Möglichkeiten für Außengestaltung sehr einschränkt. Wir sehen uns zwar als Innenstadtbetrieb, werden aber von Seiten des Stadtmarketings in keiner Weise in der Bewerbung unterstützt.
Im Namen des MKH Teams
Dr. Günter Mayer, GF Medien Kultur Haus