Viva La Gießkanne!
von Klaus Wallinger
Dieses bewährte österreichische Kulturförderungsmodell soll nun auf Drängen der allgegenwärtigen Kulturprivatisierer und -entpolitisierer ins Archiv des politischen Maßnahmenkatalogs entsorgt werden. Wenngleich Weiterentwicklungen gerade vor dem sensiblen Sektor der Kunst- und Kulturförderung niemals Halt machen dürfen, ist hier mit Besonnenheit und einer ernstgemeinten Verantwortung den Künstlern und Kulturvermittlern/arbeitern gegenüber zu agieren. Anstatt über Holdings, Fonds und Stiftungen zu schwadronieren, von Schwerpunktsetzung auf überregionale Events und Projekte, sollte man diese Fertigteile der Beliebigkeit hinter sich lassen und zu konkreten kulturpolitischen Inhalten übergehen.
Wo blieben wohl die Initiativen, die sich der regionalen Kulturentwicklung verschrieben haben ohne das Hegewerkzeug Gießkanne? Wohl unbemerkt im Abseits einer betriebswirtschaftlich wütenden Kulturholding! Der am Horizont heraufdräuende Aufbau administrativer Parallelstrukturen kann nicht gemeint gewesen sein, als man Kunst zur „Chefsache“ erklärte. Was wir brauchen, sind mehrjährige Förderverträge, transparente Beiratsentscheidungen und die kulturpolitische Ansage, Kulturentwicklung und Kulturarbeit als gesellschaftspolitisch relevant akzeptieren, respektieren und fördern zu wollen. Und die Gießkanne braucht uns auch keiner mehr madig zu machen, sonst revanchieren wir uns bei den Gartenzwergen!
Um die kulturpolitische Diskussion in der KUPF-Zeitung noch spannender und anregender abzuführen, sind wir verstärkt bemüht, KommentatorInnen von „Außen“ in unseren Schrebergarten zu locken. Wir versprechen uns davon einen vielschichtigeren Diskurs und weiterführende Denkansätze.
Willkommen in der KUPF-Zeitung!