Junge am alten Thron

Über einen radikalen Generationswechsel im Kulturverein „Treffpunkt Georgia“ berichtet Richard Baldinger.

 

Der seit Jahrzehnten aktive Kulturverein »Treffpunkt Georgia« hat einen radikalen Generationswechsel vollzogen. Ein Anlass um zurückzublicken und die Jungen, die am alten Thron Platz genommen haben, über die Zukunft zu befragen.

Seit nunmehr 28 Jahren gibt es den Kulturverein Treffpunkt Georgia, welcher in der idyllischen 600-Seelen-Gemeinde-St. Georgen bei Obernberg am Inn beheimatet ist und dort für kulturelle Veranstaltungen sorgt, insbesondere in den Bereichen Jazz und Kabarett. Alles begann im Jahr 1980, als die damalige Dorfjugend das Bedürfnis verspürte, im eigenen Ort interessante und innovative Veranstaltungen durchzuführen. Es war damals spannend zu beobachten, wie sich fast die gesamte Dorfjugend für den Treffpunkt engagierte, was sicher einen großen Teil des Erfolgs vom Treffpunkt Georgia ausmachte. Auch der Name ist darauf zurückzuführen, da die Mitarbeiter/innen die Veranstaltungen als nette »Treffen« sahen.

Seit 1993 wird mit Initiativen aus dem Innund Hausruckviertel der »Kulturpolitische Aschermittwoch« durchgeführt, bei dem auf zunehmendes intolerantes Klima in den Bereichen Kultur und Soziales reagiert wird. Eine weitere Kooperation gibt es seit 1995 mit der Musikreihe »No Border«, wo speziell experimentelle Musik ans Publikum gebracht wird. Zur Förderung von regionalen Künstler/innen werden alle zwei Jahre gemeinsam mit der ARGE Energie aus dem Nachbarort Antiesenhofen Ausstellungen von Künstler/innen aus der Umgebung durchgeführt. Einer der größten Erfolge für den Verein, welcher seit Gründung der KUPF auch Teil davon ist, war im Jahr 2003 die Auszeichnung mit dem Landespreis für initiative Kulturarbeit. Aktuell hat im Verein eine radikale Verjüngung stattgefunden. So wurden junge Menschen eingeladen, am Thron der Alteingesessenen zu sägen, wie selbst gesagt wird. Petra Auer und Eva Huber erzählen vom Generationswechsel:

Warum und wie kam es zu einem Generationswechsel beim Treffpunkt Georgia?

Der ursprüngliche Treffpunkt wurde langsam müde, doch der Seniorenbund wollte den Verein partout nicht haben. Und da wir großteils arme Studenten sind und fälschlicherweise davon ausgingen, Kunst und Kultur bringe viel Geld, haben wir den Verein mit offenen Armen in Empfang genommen. Das mit dem Geld ist zwar nicht aufgegangen, aber wir sind uns einig, dass wir blöd gewesen wären, den Treffpunkt in der Versenkung verschwinden zu lassen.

Wie dramatisch ist die Verjüngung?

Mindestens so dramatisch wie Tristan und Isolde. Naja, wenn man jetzt zum Beispiel den Hans nimmt und im Vergleich dazu die Dewey, dann könnt’s rein biologisch schon sein, dass sie Opapa sagt zu ihm.

Was wird sich dadurch inhaltlich beim Treffpunkt Georgia verändern?

In erster Linie der Jargon. Ausdrücke wie »Oida« sowie »zach« oder aber auch »Nein, das machen wir nicht, das ist so was von 20. Jahrhundert…« haben dramatisch zugenommen.

Was soll allgemein besser oder anders gemacht werden?

Anders, nicht besser. Ein Generationswechsel allein bringt die Veränderung. Hätte es zu Treffpunkt-Gründungszeiten schon »Taking over Mars« oder »Marilies Jagsch« gegeben, hätten sie vermutlich damals auch versucht, sie für ein Konzert zu bekommen. Dazu kommt noch, dass der Treffpunkt Georgia jetzt ein eigenständiger Verein geworden ist.

Wie fühlt es sich am Thron der Vorgänger so an?

Gut vorgewärmt! Bei unseren ersten Veranstaltungen haben wir bemerkt, dass viele Gäste dem Treffpunkt treu geblieben sind. Unsere Vorgänger haben quasi gute »Vorbereitungsarbeit « gemacht und uns die große Mühe des »Sich-einen-Namen-machens« erspart.

Was ist für die Zukunft alles geplant?

Die Weltherrschaft – oder Woodstock. Der nächste Schritt dazu ist die Ausrichtung des Marilies Jagsch Konzert am 5. Dezember in der Musikschule Ried. Generell haben wir vor, drei bis vier Veranstaltungen pro Jahr zu machen.

Vielen Dank für das Gespräch!

Richard Baldinger ist Kulturaktivist beim Verein DEZIBEL, freier Journalist und Student. Lebt in Vorchdorf und Linz.

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