Kommunikation statt Distribution

Die Website freiemedien.at zitiert im Intro Bert Brecht: „Der Rundfunk ist von einem Distributions- in einen Kommunikationsapparat zu verwandeln.“1 Das ist auch das Motto des von der KUPF OÖ in Kooperation mit servus.at und Radio FRO erarbeiteten Positions- und Forderungspapiers „Freie Medienarbeit in Kunst und Kultur“.

 

Es mangelt in der oberösterreichischen Kulturszene nicht an Inhalten und Ideen, sondern an (abgesicherten) Produktionsstrukturen, unter denen eine nicht-kommerzielle Medienproduktion sinnvoll möglich ist. Das Internet hat die Entwicklung der Informationsgesellschaft beschleunigt. Wenn es aber um nicht vordergründig kommerziell oder kurzfristig arbeitsmarktpolitisch verwertbare Strukturen geht, ist selbst das „Technologie-Land Oberösterreich“ gekennzeichnet von Mängel: Mängel an (kulturellen) Infrastrukturen, die Partizipation in Medien ermöglichen; kaum Rahmenbedingungen für die Vermittlung von Medienkompetenz; wenig kreative Freiräume, die Entwicklungspotentiale schaffen.

Initiative aufgreifen! Genau hier setzt die KUPF OÖ mit ihrem Positions- und Forderungspapier zur freien Medienarbeit an. Es geht nicht darum, zentral Internet- und andere Medienprojekte für die Kulturszene in Oberösterreich zu planen, sondern die politischen und finanziellen Rahmenbedingungen so zu verändern, dass Initiative befördert wird und Ideen umgesetzt werden können – lokal unterschiedlich, lokal konzipiert und realisiert. Besonderes Augenmerk gilt hierbei Initiativen außerhalb von Linz und Projekten von und für gesellschaftlich marginalisierte Gruppen.

Dezentrale Medienlabors Zentrale Überlegung im Positionspapier sind „Medienlabors“2. Darunter sind Produktions- und Sendestrukturen zu verstehen, die – angekoppelt an Kulturinitiativen – „Public Access“-Möglichkeiten schaffen und Medienkompetenz vermitteln. Medienlabors können unterschiedlich konzipiert sein, es kann um verschiedene Medien (Internet, Radio, Video/Fernsehen, Printmedien) gehen, aber auch um unterschiedliche NutzerInnengruppen, z.B. KünstlerInnen aus dem regionalen Kontext, gesellschaftlich marginalisierte Gruppen oder auch „nur“ die BesucherInnen von lokalen Kulturveranstaltungen. „Links“ zwischen den verschiedenen Aktivitäten in Oberösterreich sind wichtig und Teil des Konzepts: Vernetzung der MedienaktivistInnen ist nicht nur kostenrechnerisch effizient, sondern auch inhaltlich spannend. Nicht jede/r braucht einen eigenen Webserver mit Datenbanken- und Video/Sound-Support und schon gar nicht jede/r kann selbst einen Radiosender aufstellen. Darum spielen in der Weiterentwicklung servus.at, als nicht-kommerzieller Internetprovider und „Think Tank“ für Kultur-Technik, und die Freien Radios eine besondere Rolle. Die bessere finanzielle Ausstattung dieser „Knoten“ ist unumgänglich, mittelfristig soll Freies Radio flächendeckend in ganz Oberösterreich zu hören und zu machen sein.

Projekte als Entwicklungsraum Neben der Ermöglichung längerfristig arbeitender Strukturen, braucht es aber genauso Freiraum für temporäre Medienkultur-Projekte (z.B. für Kulturinitiativen, die projektorientiert eine „Medienwoche“ machen wollen oder für Diskurs-Projekte). Eine Anpassung des Förderwesens ist notwendig, es muss z.B. die Eigenpräsentation von Künstlerinnen und kulturellen Organisationen im Internet in den Förderkriterien verankert werden; die Gemeindekultur- und Regionalpolitik muss auf ihre Tauglichkeit in der Informationsgesellschaft überprüft werden.

Das liebe Geld: „Medientopf“ Dass die oben skizzierten Vorstellungen der Förderung freier Medienarbeit, die bestehenden Budgets im Kulturbereich sprengen, liegt auf der Hand. Darüber hinaus klagen MedienaktivistInnen keine konkrete Ansprechperson beim Land OÖ für Ihre Aktivitäten zu haben. Konsequenz für die KUPF ist die Forderung nach einem „Medientopf“, der gespeist aus Mitteln der Ressorts Wirtschaft, Bildung und Kultur freie Medienarbeit ermöglicht. Ein/e komptente/r MitarbeiterIn aus dem Kulturressort des Landes soll den Topf verwalten und als AnsprechpartnerIn agieren, aber eine Jury über die Mittelvergabe anhand transparenter Förderkriterien entscheiden. Als notwendige Dotierung des Medientopfes hat die KUPF anfangs 1,5 Mio. Euro errechnet, die bis 2,5 Mio. Euro auszubauen sind. Um das realistischer erscheinen zu lassen: der „Zukunftsfond“ im Wirtschaftsressort ist mit 21,8. Mio. Euro für Forschung und Technologie und 32,7 Mio. Euro für Bildung und Arbeitsmarkt 3 dotiert – wenn nur ein geringer Teil à la „Kunst am Bau“ für kulturelle Aktivitäten im Kontext der Informationsgesellschaft zweckgewidmet wird, sind die vielfältigen Initiativen ohne Kürzungen in anderen Kulturbereichen machbar.

Die nächsten Schritte Im Mai wird die KUPF ihr Positions- und Forderungspapier in einer Pressekonferenz der Öffentlichkeit vorstellen. In Gesprächsterminen mit PolitikerInnen und BeamtInnen sollen diesen die Forderungen nähergebraucht werden – vielleicht befördert ja der herannahende Wahlkampf die Bereitschaft der PolitikerInnen etwas für bessere Rahmenbedingungen für freie Medienarbeit zu tun. Begleitend kontaktiert die KUPF ihre Mitgliedsinitiativen, um deren konkrete Ideen im Medienbereich zu erheben, sie in die politische Arbeit einzubinden und sie gegebenenfalls bei der Konzeption von Medienlabors zu unterstützen. „Dafür gibt’s sowieso kein Geld vom Land“ soll den Ideen-Fluss einmal nicht hemmen. Ende März gab es schon ein erstes Medien-Meeting im Kulturzentrum „d’Zuckerfabrik“ in Enns. In den nächsten Ausgaben der KUPF-Zeitung werden konkrete Medienprojekte oberösterreichischer Kulturinitiativen – wie auch das Internetradio-Projekt vom Roßmarkt Grieskirchen präsentiert, um die Vielfältigkeit und Initiative der freien Kulturszene besser sichtbar zu machen.

Volltext des Positionspapiers „Freie Medienarbeit in Kunst und Kultur“ unter https://kupf.at/ oder via mail bestellen: kupf@kupf.at

1 Diese Site bietet einen Überblick über freie Medien in Österreich und ist entstanden im Rahmen einer Lehrveranstaltung an der Uni Salzburg – eng angekoppelt an die freien Medienaktivitäten im Lande 2 Das Netzwerk Medienpädagogik wird in den nächsten Wochen eine Studie publizieren, die das Konzept der Medienlabors konkreter umreißt: http://www.servus.at/medpaed 3 Pressekonferenz LR Fill, 04. 02. 2002

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