EDITORIAL #75

Martin Lengauer begrüßt das neue Jahr und dessen neue Herausforderungen

 

Liebe Leserin, lieber Leser,

von Martin Lengauer

von Hermann Maier einmal abgesehen – 1998 ist eine einzige zuMUTung. Nehmen wir zum Beispiel das öde Gerangel ums erste Amt im Schnitzelstaat: Als wären Mörtel & Mausi nicht peinlich genug, nervt uns der derzeitige Präser mit seiner Strohwitwerpensionsaffäre. Sein Amtskollege jenseits des großen Teichs schwankt derweil, ob er über die eine oder andere Praktikantin, oder doch nur über Bagdad kommen soll. Ganz zu schweigen von den sündigen Sümpfen, die im Bannkreis der Kirchtürme brodeln. Die KUPF-Oberministranten (Wallinger und Wassermair) beutelte es vor Scham und Ekel, fänden sie nicht Trost, Rat und neuen Mut in den zuMUTungen der anderen Art. Richtig, von den begehrten gelben Broschürchen der KUPF namens zuMUTungen ist die Rede. In Zeiten wie diesen gehen sie weg wie die warmen Semmeln samt Maurerinforellen, berichtet Martin Wassermair in dieser Ausgabe der KUPF-Zeitung.

Ein für das KUPF-Jahr 1998 besonders wichtiges Kapitel der zuMUTungen ist der Medienpolitik gewidmet, von der wir mit Armin Thurnher, Chefredakteur des Wiener „Falter“, glauben, daß sie einschneidender Korrekturen bedarf. Eine Kurzfassung seines Referates bei der KUPF-Klausur finden Sie in vorliegender Zeitung. À propos Medienpolitik: Von einer zuMUTung der unangenehmen Art können auch Sexmuffel wie ich etwas lernen. Die Rede ist von Gerti Senger, die ihr Bettkantengeschwafel nicht mehr bloß in der „Krone“, sondern auch im Monopol-TV verbraten darf. Sie ist quasi eine Sendbotin der großmächtigen Mediengötter Zeiler und Dichand, die uns geil machen soll auf quotenträchtigen Infotainment-Schmarrn, den uns die beiden bald gemeinsam vorsetzen werden. Es besteht leider wenig Hoffnung, daß Viktor „Chefsache“ Klima und Wolfgang Schüssel dergleichen zu verhindern gedenken. Die beiden posierten am 24. Jänner lieber brav lächelnd am Titelblatt des Kleinformats – als Taufpaten des „Krone“-Bank Austria-Privatradios.

Die freien Radios sehen hingegen einer ungewissen Zukunft entgegen. Der Enthusiasmus der BetreiberInnen scheint sich die Waage zu halten mit dem Kleinmut von Politikern und Behörden. Ein glaubwürdiges Bekenntnis zu Meinungs- und Medienfreiheit steht zumindest auf Bundesebene noch aus. Freie Radios brauchen eine ordentliche finanzielle Basisförderung, die nicht auf Kosten von Kulturinitiativen aufgebracht werden darf! Wir waren auch sehr gespannt, was Peter Wittmann dazu zu sagen hat. Der vielgeprügelte „Chefsachwalter“ erwies der KUPF nämlich am 18. Februar die Ehre seines Besuches. Auch unsere umtriebige Geschäftsführerin fieberte diesem Termin entgegen, um dem Europa-Staatssekretär doch „EU-Kulturregion-OÖ“ vorzustellen, den geplanten KUPF-Beitrag im Vorfeld des Europäischen Kulturmonats. Schon in dieser Ausgabe läßt uns Sylvia Amann am Stand der Vorbereitungen teilnehmen.

Bleiben noch ein paar KUPF-Interna zu vermelden: Seit der Jahreshauptversammlung im neuen Jugendkulturhaus Röd@ in Steyr sind vier neue Initiativen mit dabei. Herzlich willkommen, Kulturcafé Pichl, Culturkompott Freistadt, Freies Radio Oberösterreich, Kulturbüro Wels! Die beiden erstgenannten stellen sich und ihre Arbeit in dieser Zeitung vor, der Rest in der nächsten Nummer. Doch nicht nur die KUPF-Familie wächst beständig. Thomas Stöckl, der „Held von Steyr“, trat als Obmann zurück und darf nun ganz anderen Freuden entgegenblicken. Danke für Dein Engagement, Thomas!

Ein zuMUTbares 1998 wünscht

Martin Lengauer

Produkt zum Warenkorb hinzugefügt.
0 Artikel - 0,00