Austausch & Revolution

Liebe Franziska Schutzbach,

die Briefform, die du als Einstieg zu jedem deiner Buchkapitel verwendest, hat mich inspiriert. So wie du frage ich mich oft: „Was sollen Texte, was sollen Worte noch bewirken?“ (S.11) Ja, Kritik am Bestehenden allein hilft uns nicht weiter, es braucht „Ideen von einem besseren Leben, von gutem Arbeiten, von Teilhabe und Selbstbestimmung – und einem Stück Lebensglück“ (S.21).

Du beschäftigst dich damit, welche Rollen Frauen bzw. FLINTA*-Personen im Kampf um eine gerechtere Welt gespielt haben und spielen könn(t)en. Mir gefällt die Idee, dass von uns eine Revolution ausgehen kann. Gut, dass du die Differenzen, die Schwierigkeiten, die Unterschiede zwischen verschiedenen Frauen bzw. FLINTA*-Personen keineswegs aussparst und dennoch aufzeigst, wie sie schon in der Vergangenheit „Transformationen durch Beziehungen und Bündnisse bewirkt haben.“ (S.229)

Ein Hoffnung verheißendes politisches Potential wohnt Freundschaft und anderen stärkenden Beziehungen unter Frauen und FLINTA*-Personen inne. Danke dafür und für die neuen Blickwinkel auf „Frauenbeziehungen in Familien” und Formen der Liebe abseits heterosexueller Normen. Im Kapitel 4 „Sisterhood“ kommst du zum essentiellen Schluss: „Der stärkste Gegner einer faschistisch-patriarchalen Gesellschaft ist die menschliche Fähigkeit, das Leiden anderer Lebewesen nachzuempfinden.“ (S.235)

Ich finde es mutig, dass du im letzten Kapitel historische und utopische Alternativen zu einem Feminismus aufzeigst, der auf Gleichstellung von Frauen, FLINTA* und anderen minorisierten Gruppen innerhalb des bestehenden Systems abzielt. Warum nicht gänzlich Neues backen, statt ständig (und oft vergeblich) um die größten Kuchenstücke zu kämpfen?

Ich finde es wichtig, dass du zugibst und ausführst, dass wir scheitern können. Dass es Differenzen und Konflikte geben wird, es Arbeit ist und wir uns die Hände schmutzig machen werden. Dass wir (uns) immer ein Stück fremd bleiben und sogar bleiben müssen. Dass Revolutionen nicht durch alleinigen Netzaktivismus entstehen. Dass es reale Gegenüber braucht, um Verbundenheit zu erfahren!

Eine begeisterte Leserin und Kollegin, BR




Franziska Schutzbach, Revolution der Verbundenheit. Wie weibliche Solidarität die Gesellschaft verändert, Droemer Knaur 2024, 320 Seiten.

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