In einer Zeit, in der Krisen und Katastrophen die Schlagzeilen dominieren, ist es eine besondere Herausforderung, sich dem Hellen zuzuwenden. Stefanie Jaksch nimmt diese Herausforderung an. Ihr Essay setzt sich mit Zuversicht auseinander – auf eine realistische Art und Weise. „Mich dem Hellen zuzuwenden, trotzig hoffnungsvoll, ist eine von vielen Formen meines persönlichen Widerstands – und vielleicht sogar dessen Rückgrat“, stellt sie schon in der Einleitung klar. “Über das Helle“ ist kein Lebensratgeber, auch wenn man den Klappentext in die Richtung lesen könnte, Jaksch ist keine Coachin o. Ä., sondern seit Jahren in unterschiedlichen Funktionen im Literaturbetrieb tätig. Ihren Essay lese ich als eine Art Spiegel für all jene, die sich selbst im Strudel der Unsicherheiten und Ängste wiederfinden. Sie wählt dazu als Rahmen eine schlaflose Nacht, die sich langsam in den Morgen hineinzieht. Genau wie unsere Gedanken sich in den stillen, frühen Stunden des Tages im Kreis drehen, rotiert auch Jaksch durch ihre Themen: Klimakrise, Politik, Kriege, Krisen, aber auch: Zuversicht, Hoffnung, Schwesterlichkeit. Der assoziative Stil ist ein Ausdruck der Authentizität und Intimität, die das gesamte Werk durchzieht. Anstatt sich als moralische Instanz zu präsentieren oder vorgefertigte Lösungen zu liefern, bleibt die Autorin in einer realistischen Bestandsaufnahme und vor allem sehr nahe bei sich selbst.
Jaksch schafft es, ihre eigene Unsicherheit und Suche nach dem Hellen in wissenschaftlichen und politischen Kontexten zu verankern, ohne dabei in die Fallen der Lebenshilfe-Literatur zu tappen. Ihre Überlegungen zu Resilienz und der psychischen Bedeutung des Lichts werden nicht als universelle Wahrheit verkauft, sondern als persönlicher Zugang zu einer größeren Frage: Wie kann man in dunklen Zeiten hoffnungsvoll bleiben?
Eine der zentralen Stärken des Buches ist die Erkenntnis, dass es keine einfachen Antworten gibt, kein Rezept für Zuversicht und Hoffnung, das uns vor der Komplexität und Schwere der Welt schützt. Jaksch erinnert uns, dass das Helle immer eine Möglichkeit ist, die wir wählen können – nicht aus Naivität, sondern aus Widerstandskraft.
Stefanie Jaksch, Über das Helle – Radikale Zuversicht in herausfordernden Zeiten, Haymon 2024, 216 Seiten.