Ich sehe was, was du nicht siehst… 

Als involvierte Kulturhauptstadt-Beobachterin greift Bettina Hutterer ein bekanntes Kinderspiel auf, um dem Salzkammergut2024-Team konstruktive Vorschläge zu machen.

Es ist nicht einfach, eine ganze Region unter einen Hut zu bekommen, kulturell zu überblicken bzw. zusammenzuhalten. Vielleicht ist es sogar ein Risiko, einer ganzen Region gerecht zu werden. Ich sehe momentan viele Gemeinden, ich sehe kleine und große Initiativen, die diese Region bespielen und lebendig machen. Ich sehe gute Ansätze in der Mobilität. Ich sehe tolle Veranstaltungsorte und engagierte Vereine bzw. Einzelpersonen, widergespiegelt in 1000 eingereichten Projekten. Aber ich sehe die Kulturhauptstadt nicht. In einem Jahr und 3 Monaten ist ja schon 2024 und der Prozess hat schon längst begonnen, aber vieles bleibt verborgen. Was wird gemacht? Wer darf mitspielen? Wer kann Auskunft geben? Wie können wir alle Teil davon sein? Wie können wir am Ende alle das Salzkammergut als Kulturhauptstadt sehen? Hier ein paar kleine und größere Hinweise für das große, gemeinsame Bild.

Verbindlichkeit und Kommunikation
Beim Anruf im Büro der Kulturhauptstadt, und ich habe es mehrmals probiert, meldet man sich mit „Hallo“ und das war’s. Das ist freundlich, Namen, klare Ansprechpersonen, Verbindlichkeit in der Kommunikation wären aber ebenso wichtig, gerade wenn man mehrmals von A nach B vermittelt wird. Das Team hat sich immerhin bereits persönlich durch das Salzkammergut bewegt, um Kulturstätten aufzusuchen – das ist gut so. Aber Vorstellrunden oder ein Händedruck können nicht oft genug wiederholt werden, sonst fühlen sich manche Mitstreiter*innen nicht gesehen, geschweige denn als Partner*innen ernst genommen. Zudem frage ich mich ab und an, wo man sich beschweren kann, wenn nicht erfüllt wird, was versprochen wurde. Ein regelmäßiger Informationsaustausch auf Augenhöhe, klare Ansprechpersonen, die auch von sich aus Aktuelles weitergeben (z. B. über einen Mailverteiler), offene Jour fixes oder Feedback-Möglichkeiten, sind meines Erachtens unumgänglich. 

Transparenz und Nachhaltigkeit

Meine Heimatgemeinde zahlt über sechs Jahre lang (von 2020-2025) jährlich einen Betrag von über 20.000€ für SKGT2024. Bei der Zustimmung im Gemeinderat wurde von Seiten der Kulturhauptstadt auch ein Infrastrukturbudget in Aussicht gestellt, sprich Investitionen für Umbau oder Ausstattung von Kulturstätten. Das ist wichtig, denn der Region täten v. a. die nachhaltigen Aspekte der Kulturhauptstadt sehr gut: Ausbau der öffentlichen Mobilität, Terminkoordination und Vernetzung, geschickter Umgang mit (Hyper)Tourismus. Zudem strebt die Kulturhauptstadt an, dass der Beitrag der Gemeinden in Form von Kultur zumindest dreifach zurückkommt. Für Infrastrukturausgaben sei die Kulturhauptstadt jetzt aber nicht mehr zuständig, wird vermittelt, und es gibt für meine Gemeinde zumindest noch keine Projektzusage.

Mobilität und Übersicht

Einige Veranstaltungen gab es bereits: Der Marktplatz der Ideen war eine sehr gute Möglichkeit, die Interaktion der Beteiligten voranzutreiben. Theoretisch, denn praktisch war er schlecht vorbereitet: Die Programmpunkte wurden im Vorhinein nicht kommuniziert. Auch die Vernetzung der Projekteinreicher*innen mit der Wirtschaft war ohne Moderation ein schwieriges Unterfangen, v. a. weil die Teilnehmer*innen gar nicht wussten, welche Projekte von der Kulturhauptstadt Unterstützung bekommen. Ein Konzert wurde auch bereits veranstaltet, in Bad Ischl. Leider konnten öffentlich Reisende aus dem nördlichen Salzkammergut und darüber hinaus das Konzert nicht bis zu Ende hören, der letzte Zug/Bus war dann schon weg. Hier wurde deutlich, wie wichtig Infrastrukturausgaben für SZGT2024 sind und sein werden. Und auch eine erste Performance am Traunsee wirkte etwas aus dem Zusammenhang gerissen: Es blieb bei einer einmaligen Sache, die nicht gut genug kommuniziert bzw. geschweige denn in das große 2024-Konzept eingebettet wurde. 

Ich blicke dennoch hoffnungsvoll in ein belebtes Salzkammergut und hoffe auf ein Miteinander sowie eine gemeinsame Vision, denn ich sehe die Kulturhauptstadt 2024 als Chance für kulturelle Beteiligung und für nachhaltige Entwicklung im Salzkammergut..

Bettina Hutterer, lebt in Vorchdorf. Ergotherapeutin in eigener Praxis, kulturell interessiert und aktiv im Otelo Vorchdorf. Gemeinderätin (GRÜNE) und Bildungs- und Kulturausschussobfrau in Vorchdorf.

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