Wie Smartphones unsere Beziehungen stärken

Corona hat unser Kommunikationsverhalten geändert. Über Wochen, ja Monate, kommunizierte ich mit Familienmitgliedern und Freund*innen übers Smartphone, ohne sie persönlich zu sehen. Es war eine Ausnahmesituation, schon klar, aber einen Effekt auf das Miteinander muss es doch haben. Oder?

Eine Studie, die kürzlich im Fachjournal International Journal of Communication veröffentlicht wurde, und an der zwei Angehörige des Instituts für Publizistik der Universität Wien mitgeforscht haben, liefert tröstliche Antworten. Es wurde untersucht, welchen Einfluss der Smartphone-Gebrauch sowohl auf Qualität als auch Quantität von Kommunikation hat, die von Angesicht zu Angesicht stattfindet. Sprechen wir weniger miteinander, weil wir stattdessen am Smartphone lesen oder uns via WhatsApp ohnehin schon alles gesagt haben? Oder haben wir einander mehr zu erzählen, weil uns das Smartphone Gesprächsstoff liefert?

Befragt wurden 461 Menschen im Frühjahr und Sommer 2018. Sie gaben an, wie oft sie mit Freund*innen und Familien persönlich sprechen, wie gut ihr Verhältnis ist und wie sie ihr Smartphone nutzen. Dabei wurde eine wichtige Unterscheidung getroffen: zwischen aktivem oder kommunikativem und passivem Smartphone-Gebrauch. Jemandem eine Nachricht zu schreiben zählt zu ersterem, auf Social Media-Profilen herumzuscrollen ohne zu interagieren, zu zweiterem.

Was zeigen die Ergebnisse? Je stärker die kommunikative, aktive Smartphone-Nutzung im Frühjahr, desto intensiver die persönliche Kommunikation im Sommer. Je mehr wir online kommunizieren, so scheint es, desto mehr haben wir uns dann zu sagen, wenn wir uns sehen. Und umgekehrt: Wer das Smartphone häufiger passiv nutzte, sprach eher weniger von Angesicht zu Angesicht. Nutzen wir das Smartphone, um zu lesen, Videos anzusehen oder Radio zu hören, ersetzt es also eher die persönliche Kommunikation.

Eine tröstliche Nachricht also für all jene, die sich davor fürchten, nach Monaten der WhatsApp- und Videocall-Beziehungen wieder unter Menschen zu kommen, nun, da die Lockdowns vorbei sind. Auf die Qualität der Beziehungen zu Freund*innen und Familie, also wie gut man sich versteht und verstanden fühlt, hatte die Smartphone-Nutzung übrigens überhaupt keinen Einfluss – weder die aktive noch die passive.

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