Kommunikations-Tango


Ein Verwaltungs-Dramolett in zwei Akten.

Diese fiktiven Szenen, zusammengestellt von Tamara Imlinger und Katharina Serles, beruhen auf realen Erfahrungen von Vereinen und Künstler*innen und ihren Perspektiven. Die Innenschau von Beamt*innen und Politik fehlt. Jede Ähnlichkeit mit lebenden Personen und einschlägigen Institutionen ist wahrscheinlich zufällig.

Akt 1

Der Verein (hoffnungsvoll, reicht Anfang 2019 einen Förderantrag für eine Veranstaltungsreihe im Sommer ein): Bitteschön.

Die Förderstelle (3 Wochen vor Beginn der Reihe): Bittesehr.

Der Verein (unerschrocken, reicht im März 2020 erneut einen Antrag ein, aufgrund von Corona wird die Reihe adaptiert): Bitteschön.

Die Förderstelle (2 Wochen später): Bitte um Stellungnahme: Die Eigenleistungen aus 2019 müssen nachgereicht werden.

Der Verein (die Berechnungen prompt liefernd): Bitteschön.

Die Förderstelle (2 Tage später): Bitte um Stellungnahme: Die Adaption muss argumentiert werden.

Der Verein (erklärend): Aufgrund von Corona.

Die Förderstelle (5 Tage später): Bitte um Stellungnahme zur Betroffenheit vom Veranstaltungsverbot.

Der Verein (ausführlich Auskunft gebend): Bitteschön.

Die Förderstelle (schweigt)

Der Verein (1 Monat später, bittend, in 3 Monaten startet die Reihe): Bitte um rasche Information über die Förderwürdigkeit des Projekts.

Die Förderstelle (schweigt)

Der Verein (leicht nervös, 10 Tage später): Haben Sie unsere Unterlagen erhalten?

Die Förderstelle (5 Tage später): Die Förderentscheidung ist bereits am Genehmigungsweg und wird Sie voraussichtlich in 1 bis 2 Wochen auf dem Postweg erreichen.

Die Förderstelle (13 Tage später): Eine Förderung kann in Aussicht gestellt werden. Bitte um Zusendung eines weiteren Kosten-Updates, sowie um schriftliche Förderzusagen anderer Fördergeber*innen.

Der Verein (1 Monat später, erschöpft): Bitteschön.

Die Förderstelle (schweigt)

Der Verein (verunsichert, 1 Woche später): Haben Sie unsere Unterlagen erhalten?

Die Förderstelle (schweigt)

Die Förderstelle (5 Monate nach Antragstellung): Vielen Dank für die Nachreichung der ausständigen Unterlagen. Wir bemühen uns um rasche Erledigung.

Der Verein (wendet sich mit leerem Blick zum Publikum): Es geht um eine Summe von 4.000 EUR.

Akt 2

Die Künstlerin (motiviert, reicht im März 2019 ein Förderansuchen für eine Veranstaltung ein): Bitteschön.

Die Förderstelle (kurz vor der Veranstaltung): Für eine Förderung müssen mindestens 3 Termine stattfinden.

Die Künstlerin (zieht das Ansuchen zurück): Nein, danke.

Die Künstlerin (reicht im Juni 2020 einen neuen Antrag für 3 Veranstaltungen ab September ein): Bitteschön.

Die Förderstelle (schweigt)

Die Künstlerin (1 Monat später): Wie ist der Fortschritt der Förderprüfung?

Die Förderstelle: Der Prozess verzögert sich aufgrund eines Personalwechsels.

Die Förderstelle (10 Tage später): Wir weisen auf eine maximale Förderhöhe von 20 % der förderfähigen Kosten hin und bitten um einen aktualisierten Finanzierungsplan. Bitte um Stellungnahme, wie der restliche Betrag aufgebracht wird. Bitte um Stellungnahme zu anderen Förderungen, Kooperationspartner*innen und Ihren geplanten COVID-19-Maßnahmen.

Die Künstlerin (prompt, bittend, in 6 Wochen startet die Reihe): Kann ich per E-Mail zu Ihren Anforderungen Stellung nehmen, um den Prozess zu beschleunigen? Zusätzlich bitte ich um einen persönlichen Termin.

Die Förderstelle (empfängt die Künstlerin Ende August): Jetzt erzählen Sie einmal.

Die Künstlerin (legt sich ins Zeug, teilt Vorarbeiten und Pläne): Ich bitte um Erhöhung der Förderung, da die Veranstaltungen sonst nicht durchführbar sind.

Die Förderstelle (freundlich): Wir halten Ihr Projekt für förderwürdig, haben aber kein Budget. Eventuell gibt es Geld in einem Digitalisierungs-Topf. Dazu müssen Sie …

Die Künstlerin (wendet sich mit leerem Blick zum Publikum): Es geht um eine Summe von 3.200 EUR.

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