Mit Georg Ritter hat die KUPF ein Nicht-Mitglied nach einer Einschätzung der KUPF gefragt. Pamela Neuwirth führte das Interview.
Alles was Augen hat, ist auch mit blinden Flecken geschlagen. Mit Georg Ritter hat die KUPF ein Nicht-Mitglied nach einer Einschätzung zur KUPF gefragt. Es geht dabei nicht um Blumen und nicht um Watschen, sondern darum, unbefangen die Notwendigkeit und das Wirken der KUPF zu beschreiben.
Pamela Neuwirth/ KUPF: Die KUPF wird 25! Georg Ritter, du bist Akteur und Beobachter der Freien Kulturszene. Welche Notwendigkeit und welchen Verlauf siehst du in 25 Jahren KUPF Kulturplattform OÖ? Georg Ritter: Die Existenz und die Notwendigkeit der KUPF stehen außer Zweifel. Die Organisationsform, wie die KUPF organisiert ist, in ihrer Funktion als Standesvertretung, als Verband, als eigener Körper, das stelle ich zur Diskussion. Wir in Linz haben einen eigenen Weg eingeschlagen, um die Szene zu organisieren. Das Kartell haben wir bewusst als Gegenentwurf zur KUPF realisiert, nämlich als informelle Plattform, wo die Leute, die Versammlung den Diskurs machen. Wenn man intensiver diskutiert, was das eigentlich heißt, dann ist das vielleicht mitunter ein Problem für die KUPF, dass sie jetzt “nur” als Funktionsgilde agiert und selber wenig produziert. Wobei man der KUPF in keiner Weise absprechen kann, dass sie nicht ein Ort der Wissensproduktion ist. Das ist vielleicht Spekulation, weil mein Einblick begrenzt ist, dass der Kontakt zur Basis abgehobener ist. Würde die Organisationsform eine andere sein, weniger Standesvertretung und mehr Versammlung, wo laufend der Austausch mit der Basis zu diskutieren ist, weil eben dann die Basis das trägt, dann könnte vielleicht eine aktive Arbeit möglich sein. Es ist interessant, dass gerade jetzt die KUPF Zielscheibe in Bezug auf den Innovationstopf wurde, wo das Land OÖ ganz ersichtlich unliebsame Projekte aus politischen Gründen nicht fördert und jetzt sogar diesen innovativen Förderansatz biennal kürzt. So sehr der Landeshauptmann das auch bestreitet, umso mehr ist es ein Indiz dafür, dass Kultur hohen Wertemaßstab hat und Kultur ein Lenkungsinstrument ist, um mitunter Wählerinnenschichten zu binden und zu halten – und entsprechend werden die Mittel eingesetzt, d.h. man hat mehr als genug Geld, um die eigenen von der öffentlichen Hand betriebenen repräsentativen Einrichtungen und Projekte zu fördern. Aber jene Kultur, die zur Emanzipation der Einzelnen führt, zur persönlichen Entfaltung beitragen, die Partizipation und Emanzipation, ein ganz wichtiger Teil ist – das macht die KUPF, das ist ihr Kerngeschäft. Und da muss man das Landeskulturbudget kritisieren, dass es zuviele repräsentative Anteile hat und dort wo Emanzipation stattfindet, dort wird mitunter, weil’s vielleicht nicht so bequem ist, gekürzt. Ein wesentlicher Aspekt ist auch, dass die freien Einrichtungen in unmittelbarer Konkurrenz stehen, zu den durch die öffentliche Hand getragenen Einrichtungen. Die öffentliche Hand ist gleichzeitig Geldgeberin und Betreiberin ihrer Einrichtungen. Das eine paradoxe Situation, die bislang so noch nicht besprochen wird. Dass die öffentliche Hand, selber was betreibt, was auch freie Einrichtungen betreiben. Da gibt es ein Konkurrenzverhältnis und entsprechend sind auch die Budgets ungleichgewichtig dotiert. Aus diesem Grund alleine ist es schon schwierig, aber wichtig, dass die Stimme erhoben wird, wenn’s um die Entfaltung und Emanzipation der Menschen und um die emanzipatorische kulturelle und künstlerische Entfaltung geht. Und deshalb ist die KUPF ein wichtiger Teil und sie hat durch die Kürzung, so paradox das klingen mag, (Anm: Innovationstopf) auch eine Legitimation widerfahren. Man kann damit positiv umgehen, sieht man der Durchsetzungskraft ab, dass diese Kürzung nicht verhindert werden konnte. Die Protestaktionen waren nicht hundertprozentig wirksam, und die Szene hat nicht entsprechend geschlossen agiert. Warum kommt es nicht zu einem Kulturstreik der Szene? Um das wirklich der öffentlichen Hand bzw. den politisch Verantwortlichen zu zeigen und auch der Öffentlichkeit vorzuführen, dass dieses Service bzw. das ganze emanzipatorische Feld eine ganz breite Basis hat, auf der sie operiert.
KUPF: Was gibst du der KUPF mit auf Weg? G.R.: Ich glaube, dass jetzt der Wirbel um den Innovationstopf aufzeigt, dass die KUPF von ihrer eigenen Innovation eingeholt worden ist. Teile der Klientel, welche diese Förderungen beanspruchen, sind schon lange dem Verständnis der „klassischen“ Kulturinitiative entwachsen. Formen heutiger Kultur und Kunstproduktion unterliegen einem Wandel, was ihren zeitlichen, räumlichen und organisatorischen Komponenten betrifft, und es wird nicht nur mehr im „klassischen“ Veranstaltungskanon agiert. Ich glaube, hier liegt das Entwicklungspotential. Und persönlich meine ich, in der Produktion liegt die Vitalität. Dass man analysiert, bewusst bleibt, um eben zu produzieren, um nicht zu sehr zum Funktionär zu werden.
KUPF: Danke für das Gespräch!
Pamela Neuwirth ist im Vorstand der KUPF und lebt in Linz
Georg Ritter ist bildender Künstler, Kulturarbeiter und seit kurzem auch Funktionär undProduzent bei dorfTV. Ritter lebt in Linz.