Das G’riss um den goldenen Topf

Eine kleine, vorweihnachtliche Wunschliste zum KUPF-Innovationstopf

 

von David Guttner.

Mit der Ausschreibung des heurigen KUPF-Innovationstopfs (IT) ist das Dutzend voll. Immer voller wird auch das Feld derer, die auf die beschränkten Mittel des IT’s zur Umsetzung ihrer Projekte zugreifen wollen. Das ist mit ein Grund dafür, dass derzeit im Umfeld der KUPF eine Diskussion stattfindet, die eine Überarbeitung des IT’s thematisiert.

Grundsätzliches
Die eigentliche Innovation des IT’s ist der IT selbst. Dass über dessen Vergabe ein von der KUPF geladenes, weitgehend autonomes Team von ExpertInnen entscheidet, ist österreichweit nach wie vor eine Ausnahmeerscheinung. Sich bei dieser Entscheidungsfindung durch die öffentliche Jurysitzung in die Vergabekarten blicken zu lassen, stellt einen couragierten Weg zu notwendiger Transparenz bei der Kulturförderung aus Mitteln der öffentlichen Hand dar. Die Frage zur Ausrichtung des IT wird von der KUPF so beantwortet: „Die Grundintention hinter dem IT war, eine Förderung von Projekten zu schaffen, die im ‚normalen’ Förderwesen nicht berücksichtigt werden, (und) Kulturinitiativen anzuhalten, Projekte abseits ihrer sonstigen Aktivitäten zu konzipieren und zu realisieren.“ (Haslinger/Pichler in Kulturrisse 2/2006). Damit einhergehend verweisst die KUPF darauf, dass der IT auch ein wichtiges kulturpolitisches Förderinstrument sein soll. Einen Ansatz zu dieser Ausrichtung kann die alljährlich stattfindende Themenstellung bieten. Die bislang von der KUPF vorgegebenen Themen waren ein Versuch, aktuellen gesellschaftlichen Fragen Rechnung zu tragen. Inwieweit dabei der Wunsch eine Rolle gespielt hat, durch die Themendiktion die jeweiligen EinreicherInnen vor den kulturpolitischen Karren der KUPF zu spannen, ist eine Frage. Ob dies überhaupt möglich ist, ist eine andere.

1. WUNSCH: DAS AUSSCHREIBUNGSTHEMA ZUR DISKUSSION STELLEN
Im Rahmen der IT-Diskussion wurde auch die Möglichkeit einer Umbenennung des IT’s in den Raum gestellt. Der Begriff ‚Innovation’ erinnere zu sehr an wirtschafts-wissenschaftliche Förderungsmodelle. Mein Vorschlag dazu: der ‚Interventionstopf ’. Zu verstehen im Sinne einer Abwandlung der Dudenschen Begriffserklärung, als ein mögliches Modell zur thematischen Vermittlung in (kulturvereins-)interne Angelegenheiten. In diesem Punkt wäre durchaus etwas mehr Zutrauen in Richtung der KulturproduzentInnen angebracht: die KUPF könnte den thematischen Schwerpunkt des IT den Mitgliedsvereinen zur Diskussion stellen. Die Ergebnisse dieser Auseinandersetzung würden von der KUPF gesichtet, die daraus das Thema für den kommenden IT formuliert. Dadurch wären die inhaltlichen Bedürfnisse in der oberösterreichischen Kulturlandschaft besser wahrnehmbar, und die KUPF würde sich gleichzeitig den Vorwurf ersparen, an den tatsächlichen Themen vorbei zu formulieren.

2. WUNSCH: DEN JURYENTSCHEID AKZEPTIEREN
Der diesjährige Juryentscheid wurde sowohl von Seiten einiger EinreicherInnen, als auch von der KUPF mit einer gewissen Verstimmung aufgenommen. Bekrittelt wurden unter anderem eine mangelnde Kenntnis der regionalen Kulturszenen, sowie das Nichteinbeziehen der bisherigen Arbeit von Kulturinitiativen (KI) in die Entscheidungsfindung. Wer für den IT einreicht, sollte prinzipiell in der Lage sein, sich und sein Projekt so verständlich wie möglich zu formulieren. Die KUPF bietet dazu ihre Hilfestellung an. Darüber hinaus wären Rückfragemöglichkeiten von Seiten der Jury an die EinreicherInnen und die KUPF durchaus sinnvoll. Das würde auch die Möglichkeit bieten, ausschließlich JurorInnen einzuladen, die keinen unmittelbaren Oberösterreichbezug haben. Die Juryentscheidungen würden so transparenter und nachvollziehbarer, und die Projekte vor allem nach ihrer inhaltlichen Qualität beurteilt.

3. WUNSCH: DEN IT IN SEINER GRUNDINTENTION ERNST NEHMEN
Der Anstieg der Einreichungen von 24 (2003) auf 64 (2006) lässt zwar einerseits den Schluss zu, dass man sich auf dem richtigen Weg befindet, erhöht aber andererseits auch die Begehrlichkeit nach dem IT. Die kritische finanzielle Basis vieler KI erhöht die Schwierigkeit, die notwendigen Strukturen für deren Arbeit aufrecht zu erhalten. Den IT in diesem Licht als eine verlässlich wiederkehrende Basisfinanzierung zu betrachten, ist zwar verführerisch, könnte sich aber längerfristig als Bumerang erweisen. Die dringend benötigte finanzielle Strukturförderung der freien KI sollte von diesen gemeinsam mit der KUPF intensiv auf den jeweiligen Ebenen verhandelt werden, den IT als teilweise Ersatzförderung zu begreifen, kommt meines Erachtens nach aber einem Missbrauch gleich. Angesichts seiner Entwicklung benötigt der IT zwar auch eine finanzielle Aufstockung, unabhängig davon kann und soll man den 12. IT jedoch als mündiges und freies Fördermittel getrost in seine Selbständigkeit entlassen! (aktueller Ausschreibungstext des IT 07 auf Seite 2)

David Guttner ist derzeit karenzierter Mitarbeiter des Freien Radio Salzkammergut (FRS), und hat gemeinsam mit dem FRS seit 2003 jährlich Projekte beim IT eingereicht, von denen zwei (2003, 2005) finanziert und realisiert wurden.

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