Dancing Auschwitz

Kunst kann bestehende, eingebildete oder aufoktroyierte Denkmuster mit einem einfachen „Kunstgriff“ zerstören. Schafft sie das, wird sie interessant und auch politisch relevant. Jane Korman aus Melbourne hat das in beeindruckender Weise erreicht.

Gemeinsam mit ihrer Familie besuchte sie Stationen des Leidensweges ihres Vaters: Lodz, Theresienstadt, Auschwitz
Herausgekommen ist ein ebenso beeindruckendes, wie berührendes Video, das sich via Youtube schnell in der ganzen Welt verbreitete und für heftige Diskussionen sorgt. Die Meinungen gehen weit auseinander, egal ob in Israel oder in Deutschland, ob jüdisch oder sonst was.

Der 89jährige Überlebende tanzt gemeinsam mit seinen Enkelkindern an den Stätten des Grauens, auf den Feldern des Todes zu dem 70er Jahre-Hit „I will survive“. Was auf den ersten Blick makaber und verharmlosend wirkt ist ein spektakulärer und kraftvoller Akt der Befreiung. 65 Jahre war er fast ausschließlich Opfer und Überlebender. Gewissensbisse, ob des Glücks überlebt zu haben, nagten an seiner Generation. Auch Kinder und Enkelkinder leben mit und trotz des Holocausts, sind ständig damit konfrontiert und versuchen das Unbewältigbare zu bewältigen. Die ritualisierte und trauernde Form des Gedenkens und Mahnens hat sich erschöpft und kann der Situation nach all den Jahren immer weniger gerecht werden. Auch in der Linken wirkt es auf viele verstörend, dass sich das Opfer plötzlich nicht mehr wie ein Opfer verhält. Die Rote Armee hat dem Großvater das Leben gerettet, befreit hat er sich – spät aber doch – selbst.

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