Katharina Wagner analysierte im Rahmen eines Praktikums die bisherigen Innovatinostöpfe der KUPF.
Nach sieben Jahren KUPF-Innovationstopf wurde die Notwendigkeit Resümee zu ziehen und neue Überlegungen anzustellen immer wichtiger. Wie sah die Entwicklung konkret aus und welche Schlüsse lassen sich aus dieser Evaluierung ziehen?
Augenmerke der Evaluierung Im Zuge meiner Arbeit kristallisierten sich vier zentrale Tendenzen des Innovationstopfs heraus, die sowohl positive Aspekte mit sich bringen, aber auch Anlass zu Kritik an dessen „System“ bieten. Die Konzentration der ausgwählten Projekte auf den Ballungsraum Linz stellt dabei ein wesentliches Problem dar, denn es entfallen sowohl bei den Einreichungen als auch bei der Förderungsvergabe der größte Teil auf diese Region. Hingegen steht das Innviertel mit Abstand am schlechtesten da. Zurückzuführen lässt sich dies auf die besseren Strukturen städtischer Kulturinitiativen und zu einem großen Teil auch auf die dort vorhandenen personellen Ressourcen. Allerdings sollte es wichtiger sein, geografische Ausgewogenheit zu erreichen und somit innovative Kulturprojekte speziell in ländlichen Gebieten zu forcieren. Eine weitere Tendenz ist die Abnahme der teilnehmenden Kupf-Mitgliedsvereine, welche nur mehr etwa ein Fünftel der Einreichungen ausmachen. Im Anfangsjahr waren es jedoch noch 56 %. Zielsetzung des IT’s war es aber nie, nur Mitgliedsvereine anzusprechen, sondern der gesamten freien Kulturszene einen weiteren Anreiz oder besser einen Denkanstoß zu geben um vorhandenes kreatives Potential zu „nützen“.
Da Kunst & Kultur möglichst alle Bevölkerungsschichten mit Anderem konfrontieren soll, war die spezielle Zielgruppenorientierung in allen Jahren eher gering und zusätzlich stark vom jeweiligen Thema abhängig. Die in den letzten Jahren herbeigeführten deutliche Verschlechterung der AusländerInnenpolitik wurde jedoch als Impuls gesehen, mit dem Innovationstopf 2001 Projekte für oder von MigrantInnen besonders zu fördern. Hier herrscht schließlich in Sachen Förderprogramme von Bund, Ländern und Gemeinden noch erheblicher Nachholbedarf. Auffallend ist auch das Abnehmen der eingereichten Veranstaltungskonzepte. Längerfristige Projekte bzw. Produktionen mit nachhaltiger Wirkung lassen sich nicht nur besser einer Jury präsentieren, sondern erfüllen eher die Auswahlkriterien.
Themenauswahl Aufgabe des Innovationstopfs ist es, mit den jährlichen Schwerpunktsetzungen kulturpolitische Strömungen aufzunehmen und kritisch zu beleuchten. Zwar ist klar, dass höhere Anforderungen themenspezifischer Art ein Absinken der Einreichungen bewirken, doch sollten, wie auch aus den Grundüberlegungen zum IT hervorgeht, Tabus gebrochen werden, um „die Trampelpfade der täglichen Kulturarbeit zu verlassen“ (Kupf-Homepage) und den kulturpolitischen Kontext nicht zu verlieren. Mit dieser zunehmenden Politisierung des IT’s sendet auch die Kupf ein deutliches Signal an die Öffentlichkeit, sich nicht in politische Zwänge pressen zu lassen, sondern Gesellschaftsvorgänge eben kritisch zu betrachten und wenn möglich einen Gegenpol zu bilden. Kunst & Kultur in einen politischen Kontext zu stellen und auf diesem Weg möglichst „publikumswirksam“ versuchen, Zeichen zu setzen und systemischen Einflüssen entgegenzuwirken, stellt für mich eine der Hauptaufgaben des Kupf-Innovationstopfs dar. Obwohl genau das einer der häufigsten Kritikpunkte ist. Zitat aus einem Fragebogen über den IT: „Die immer extremeren Themen verleiten Vereine zwar zu seitenlangen philosophischen Projektbeschreibungen, die dann doch nicht oder nur teilweise umgesetzt werden können.“ Doch in welchen Gesellschaftsbereichen sollte dann den Gedanken und der Kreativität noch Platz geboten werden, sich frei zu entfalten? War und ist Kunst & Kultur nicht jener Bereich, wo „keine“ Grenzen existierten und auch in Zukunft nicht existieren sollten?
In Zeiten der Entpolitisierung von Kunst & Kultur stellt der Kupf-Innovationstopf trotzdem oder gerade deshalb einen zusätzlichen Impuls und Anreiz für die freie Kulturszene dar und leistet mit Sicherheit einen wichtigen Beitrag zur kulturpolischen Entwicklung in unserm Bundesland.
Katharina Wagner