15.000 Frauen und Männer marschierten gestern über die Wiener Ringstraße. Ein breites Bündnis bis hinein in die ÖVP hat die bunte Demo organisiert.
Der 8. März ist ein Fixtermin für frauenpolitischen Aktionen. Ein Kampftag, ständig von Kommerzialisierung und Ritualisierung bedroht und doch zäher als mann glaubt. Das Datum erinnert an einen Textilarbeiterinnen-Streik in New York 1857. Die Assoziation damit gibt es aber erst seit dem Kalten Krieg. Ursprünglich wurde der Kampftag stark mit den sozialistischen und kommunistischen Bewegungen verbunden. Aufgrund der schaurigen Performance des realen Sozialismus fand frau dann in dem (historisch umstrittenen) New Yorker Streik eine bessere Erzählung.
Die große Demo fand heuer aber am 19. März statt, dem Tag an dem der internationale Frauentag auch die alte Donaumonarchie erfasste. 20.000 Menschen gingen 1911 in Wien für die Rechte der Frauen auf die Straße. Während in den letzten hundert Jahren viele der damaligen Forderungen durchgesetzt wurden, ist zumindest eine peinlicherweise hochaktuell. „Gleicher Lohn für gleiche Arbeit“ ist uralt und noch lange nicht erreicht. Bis diese Selbstverständlichkeit nicht endlich Realität ist, würde ich Maria Rauch-Kallat und ihren emanzipierten Freundinnen nicht den Gefallen tun und den Internationalen Kampftag der Frauen, Mädchen, Lesben zu einem schlichten Frauentag verkommen lassen. Denn dann ist er nur mehr einer unter vielen, zwischen dem Tag des Apfels und der Woche der Hautkrebsvorsorge.
Der Geist des konservativen Frauentags zeigt sich schockierend offen in diesem großartigen Video: