Die Neue Lightkultur

Der KAPU geht es nicht anders als den meisten Vereinen und Initiativen der Freien Szene. Sie leidet unter chronischer Unterfinanzierung. Deshalb hat sich die Betriebsgruppe nun entschlossen, das legendäre KAPUzine vorerst auszusetzen und mit einer Kampagne auf die finanzielle Situation der Szene aufmerksam zu machen. Die KUPF bat Philipp „Flip“ Kroll von der KAPU Linz zum kurzen Gespräch.

KUPF: Das KAPUzine wird erstmals in seinem 20jährigen Bestehen im Herbst ausgesetzt. Warum habt ihr euch zu diesem Schritt entschlossen?

Flip: Die Subventionen der KAPU sind seit etwa 10 Jahren konstant. Was einerseits schön ist, aber auch einen Realverlust von etwa 3–5% der Einnahmen pro Jahr darstellt. Zwar wurden die Eintritte in den letzten Jahren etwas erhöht, was aber steigende Gagen, Cateringkosten, Hotelkosten – allein hier gab es eine Preissteigerung in der Höhe von etwa 140%, auch aufgrund von Linz09 – nicht kompensieren kann. Zusätzlich hat die Post ihre Tarife stark erhöht. 2000 wurden ja bereits unter Schwarzblau die ermäßigten Zeitungs-Zustelltarife gestrichen. Was zur Folge hatte, dass die Kosten für das KAPUzine drastisch gestiegen sind. Mit der Entscheidung, das Zine für den Rest des Jahres einzustellen, wollen wir ein Zeichen setzen. Das wird im Rahmen einer Kampagne mit dem Titel „Die Neue Lightkultur“ geschehen. Wir wollen Medien, Politik und Kulturkonsumentinnen auf die prekäre Lage aufmerksam machen und sensibilisieren.

KUPF: Du hast es angesprochen. Viele Vereine und Künstlerinnen der Freien Szene haben chronische Finanzierungsprobleme. Was könnten Strategien dagegen sein?

Flip: Klassisch würde man sagen: Lobbyarbeit. Die läuft ja eigentlich eh via KUPF und dem Kartell (loser Zusammenschluss Linzer Kunst- und Kulturaktivistinnen). Für die Vereine selbst sehe ich nur zwei Möglichkeiten: Reduktion des Programms oder Anpassung der Subventionen zumindest an die Inflation. Wenn ich daran denke, dass gerade 100 Meter Straße vor meiner Haustüre um € 120.000,– erneuert wurden, was für die KAPU in etwa 8 Jahre Subvention von der Stadt Linz entspricht, denke ich mir immer wieder, was für einen Haxen man sich ausreißen muss, um zumindest € 1000,– pro Jahr mehr zu bekommen. Auch wenn das natürlich zwei verschiedene Paar Schuhe sind. Aber die Autos haben vorher auch dort fahren und parken können… Das heißt dann wohl Ankurbelung der Wirtschaftsleistung.

KUPF: Wie geht es der KAPU im Umgang mit Fördergeberinnen und der hohen Politik?

Flip: Naja, man kennt uns natürlich und mag uns eh mehr oder weniger. Was halt budgetär wenig Rolle spielt, denn dann heißt es: „leider müssen wir alle sparen…“

KUPF: Manchmal bekommt man den Eindruck, dass obwohl jede jeden kennt und auch Vernetzungen existieren, trotzdem alle vor allem für sich selbst kämpfen. Mangelt es an Solidarität und Geschlossenheit?

Flip: Naja, das ist für mich schon ein wenig logisch, wenn viele Münder um ein paar Krümel kämpfen müssen. Da schaut man halt zuerst auf sich. Obwohl ich nicht finde, dass die Community so schlecht ist. Insgesamt ist die freie Kulturszene, KEP (Kulturentwicklungsplan der Stadt Linz) hin oder her, trotzdem eher ein Sozialprojekt für die Politik denn kulturelles Kapital. Da sollens halt ein wenig herumwursteln, unsere Künstlerinnen. So lange da keine Veränderung im state of mind innerhalb der Politik stattfindet, wird das wohl immer so bleiben. Gerade angesichts der kommenden Großprojekte wie Tabakfabrik, Oper, Neubau Bruckneruni, usw. Der Braindrain Richtung Wien oder Ausland wird natürlich weitergehen, denn wo sollen alleine die vielen Kunstuniabsolventinnen tätig werden?

KUPF: Linz war Kulturhauptstadt und hat zig Millionen Euro dafür aufgewendet. Die fehlende Nachhaltigkeit wurde schon im Vorfeld kritisiert. Wie beurteilst du das rückblickend?

Flip: Ich war ja bei der Diskussionsveranstaltung im Lentos mit unter anderen Ulli Fuchs, Stella Rollig und Julius Stieber. Da war das Credo: Wir haben jetzt Internationalität in die Stadt gespielt und auch noch ein Plus erwirtschaftet, jetzt schaut mal, was ihr mit diesen neuen Standards macht. Dazu kann ich nur sagen: Stimmt zwar einerseits, andererseits ist mit vollen Hosen gut stinken. Als Konsumentin war es ja ganz interessant, großen Theater- oder Tanzaufführungen beizuwohnen, aber natürlich war schon vorher klar, dass der Input für die lokale Szene minimal sein würde. War ja auch von der Intendanz so gewollt. Insofern war der Nutzen bis auf wenige Ausnahmen natürlich gering. Aber man könnte das leicht ändern: Einfach jedes Jahr ein paar Millionen Euro zusätzlich in die Kultur stecken, dann klappt das schon… KUPF: Ein guter Vorschlag, danke für das Gespräch!

 

 

 

 

 

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