Netzwerke für Vielfalt

„netzwerke für vielfalt“ ist der titel einer sendungsreihe von radio kupf. jeden letzten freitag im monat werden gesprächsrunden von kulturinitiativen menschen auf frequenzen freier radios in oö, zur zeit im grossraum linz und im salzkammergut, ausgestrahlt. ausserdem wird von radio fro das programm auch ins netz eingespeist. diese sendeschiene eröffnet eine neue möglichkeit für kulturaktivistinnen. das betreiben dieses jungen projekts im rahmen von radio kupf bietet sendezeit zur präsentation von programmatik, projekttätigkeiten von kulturinitiativen sowie politischer meinung über das medium radio. nachstehendes berichtet über die fahrt ins innviertel und das gespräch mit kunst und kultur raab wie kulturprojekt sauwald.

 

von andi liebl

als rechterseits die schlögener schlinge (ein markanter flussabschnitt der donau) auftauchte war klar, dass ich nicht den kürzesten weg gefunden hatte, um nach andorf zu gelangen. die kurskorrektur erfolgte dann in engelhartszell, von wo mich dann eine immer enger werdende strasse durch den sauwald über kopfing zu dem vereinbarten treffpunkt brachte. ich wartete nicht lange bis zum erscheinen von martin pucher, obmann vom kulturprojekt sauwald (kupro) und diesmaliger gastgeber für die zweite produktion der kulturinitiativen talkrunde von radio kupf. er wies mir den weg in die räumlichkeiten vom kulturprojekt sauwald in lichtegg, einem seit 10 jahren alternativ-kulturell genutzten, 100 jahre alten ex-bauernhof aus holz ohne jeglichen luxus. statt zentralheizung und wohnzimmercouch fanden sich kleine holzbummerlöfen, ein massiver holztisch und dazupassende eckbank nebst dj-arbeitsplatz in der stube, computer wie isdn-anschluss in einem kleinen raum daneben, und ein tonstudio samt proberaum am ende vom gang. dazwischen holzlager, waschküche, werkstatt und kochküche, darüber ein stockwerk als wohnfläche und lebensraum. sehr symphatisch. in kürze wurde teils aus mitgebrachten, teils aus vorhandenen gerätschaften ein radiostudio aufgebaut, und als rudi wötzlmayr und heinz wieser von kunst und kultur raab auftauchten, waren wir eine runde von sieben leuten und konnten mit der aufnahme für die sendung beginnen.

kupro und kunst und kultur raab treiben kulturarbeit im ländlich strukturierten raum „inn-donau-winkel“ zwischen passau, schärding und eferding. dort war neben tradierten kulturellen erscheinungen bis zum beginn der 80er jahre nicht viel zu finden. das knospen alternativer kultur mitte der 70er begann mit konzerten, open airs, ausstellungen und workshops auf burg krempelstein und fand erst mitte der 80er den weg in die blüte: mit der gründung vom kulturprojekt sauwald und dem bezug eigener veranstaltungs- wie kommunikationsräumlichkeiten in schärding 1994, dem kul-tor mitten in der altstadt: sowie etwas früher mit dem entstehen von programmkinoaktivitäten in raab, getragen von kunst und kultur raab, aus denen sich bald ein bekanntes jazzfest entwickeln sollte. die zwei jahre vom kupro im kul-tor oder besser, das ende der aktivitäten im kul-tor beschreiben die kultur- (oder doch gesellschafts-)politische realität dieser gegend wohl sehr deutlich. damals wie heute. das kul-tor scheiterte an der nichtförderung und am nichtwillen der schärdinger bürgerinnen. trotz selbstfinanzierung und arbeit bei vollem lohnverzicht konnte der standort nicht gehalten werden. dass in schärding kurz darauf ein 70-mio bau als zentrum für kulturveranstaltungen sowie der örtlichen musikschule errichtet wurde, und ein von der gemeinde gut ausgestatteter verein die programmgestaltung übernahm, unterstrich die ignoranz gegenüber den intentionen vom kupro. in punkto einer gerechten finanzierung durch die gemeinde hat sich bis jetzt nichts geändert. mittlerweile hat die „dritte generation“ das steuer übernommen und ausgehend von lichtegg, standort des jetzigen vereinslokals des kupros, werden aktivitäten geplant und durchgezogen. das updaten der homepage wie das produzieren von dj-mixes passieren hier ebenso wie die sitzungen des vereins. die veranstaltungen finden in der näheren umgebung in geeigneten räumlichkeiten statt. so die schärdinger jazzveranstaltungen im rahmen der „liveline“ im gasthaus zur bumsÕn, die pop-schiene auf der alm und die festivals in sigharting.

in raab verhielt es sich zwar anders, im bereich der anerkennung inform finanzieller ausstattung durch die gemeinde für die aktivitäten jedoch ähnlich. der in der frühen vereinsgeschichte gewählte schwerpunkt autonomer jugendarbeit einen raum zu widmen wurde nach einem jahr abgebrochen. aus geldmangel, sprich aufgrund des unwillens der gemeinde. der bestand der heutigen aktivitäten von kunst und kultur raab ist hauptsächlich einigen wenigen altgedienten kulturaktivistinnen zu verdanken. eine junge szene, eine nachfolgegeneration, die den gedanken politischer wie freier kulturarbeit in sich trägt, und auf die bis heute verfolgte jazztradition aufbauen bzw. die programmkinoaktivitäten stützen würde, ist nicht in sicht. auch vor raab hat die partykultur nicht halt gemacht und steht jetzt als gegenpol zu den ansätzen, hochwertigen jazz in die gegend zu holen. „no border“ heisst es im aktuellen programm. in cooperation mit befreundeten kulturvereinen wird nach dem motto „herausforderung für hörerinnen wie musikerinnen“ zu einer musikalischen gratwanderung geladen. beteiligungen an gemeinschaftsprojekten wie an der frauen.kultur.woche Ô99 und am kulturpolitischen aschermittwoch in ried sind die aspekte, die das bild des veranstaltungsvereins kunst und kultur raab abrunden und sichtbar machen, dass kulturarbeit mehr ist, als eine band auf eine bühne zu stellen.

radio kupf: andi liebl tel.: 0732/79 42 88, 07252/70 456 e-mail: radio.kupf@kupf.at kulturprojekt sauwald: martin pucher tel.: 07766/2307, 0676-6079899 e-mail: kupro@kuprosauwald.org, http://www.kuprosauwald.org kunst und kultur raab: rudi wötzlmayr tel.: 07762/35 88

 

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