Kultur und Sozialarbeit

Grenzüberschreitung von Kultur hin zu anderen gesellschaftlichen Bereichen stellt einen riesigen Themenkomplex dar. Diesen einmalig abzuhandeln ist nicht möglich – und auch nicht in unserem Sinne. Deshalb soll dieser Text als ein Denkanstoß, ein Startschuß für eine Serie von Beiträgen verstanden werden. Dieses durchaus kontroversielle Thema wird von uns in den nächsten Ausgaben weiterverfolgt, um in die Materie noch tiefer vorzudringen. Red.

 

von Martin Böhm & Robert Gstöttenbauer

Ist Kulturarbeit Sozialarbeit?

Wie kamen wir zu dieser Fragestellung?

 

  • Der Vorstand unseres Vereines (KV WOAST) besteht aus vielen SozialarbeiterInnen und LehrerInnen
  • Nähe zu Evangelischen Diakoniewerk Gallneukirchen Ð es kommen immer wieder Menschen mit Behinderung zu unseren Veranstaltungen
  • Kulturarbeit ist offen, schließt keine sozialen Schichten aus

 

Ideensammlung zum Thema

Wir versuchen in diesem Artikel nicht eine Antwort auf diese Frage zu geben, wir wollen auf Basis unserer Erfahrungen zu Denkanstößen anregen und Kulturarbeit einmal aus einer anderen Sicht sehen. Um dieses Thema greifbar zu machen, scheint es uns erforderlich, folgendes zu unterscheiden:

1) Implikation von Kulturarbeit und Sozialarbeit aus der Sicht der Aktivisten, sprich der Veranstalter Sowohl Kulturarbeit, als auch Sozialarbeit, setzen ein hohes Maß an Idealismus und Toleranz voraus. Respekt vor der „anderen Normalität“ und Akzeptanz aller Lebensweisen und deren Besonderheiten sind Grundlagen beider Professionen. Beide Bereiche konfrontieren die Tätigen einerseits mit Grenzen eigener Weltanschauungen (die oft erweitert werden müssen) und andererseits mit der Realität des Möglichen (was will man und was kann erreicht werden). Natürlich ist dies abhängig von den agierenden Individuen, wir glauben aber, dass konstruktive und bereichernde Kultur- und Sozialarbeit nur unter Berücksichtigung der genannten Charaktereigenschaften möglich ist. Beide Arbeitsfelder genießen in der Gesellschaft keinen hohen Anerkennungsstatus, sind nicht gut honoriert und auf finanzielle Unterstützung angewiesen. Das Dasein eines Bittstellers, ewiges Rechtfertigen der eigenen Arbeit und das immerwährende Begründen der Notwendigkeit der Kultur- und Sozialarbeit verbindet. Nur durch Eigenkreativität kann die Qualität der Arbeit gewährleistet werden. Darum vermuten wir, dass sich die Bereiche immer mehr implizieren (z.B.: Projekte wie Kunst und Psychiatrie Atelier Blaumeier in Bremen, Schlumper Maler in Hamburg, Verein Sonnenuhr in Berlin, Theatergruppe Malaria des Ev. Diakoniewerks Gallneukirchen, Kunst und Kultur Pro Mente OÖ …).

2) Implikation von Kulturarbeit und Sozialarbeit aus der Sicht der Besucher, sprich Publikum Da Kulturarbeit offen ist, grenzüberschreitend agiert und nicht ausschließt, sehen wir parallelen zur Sozialarbeit. Sozialarbeit beschäftigt sich mit Menschen, die an den Rand der Gesellschaft gedrängt wurden bzw. werden. Die Tatsache, dass Kulturveranstaltungen kaum mit Regeln, Konventionen und Normen der Gesellschaft konform gehen, ermöglicht ein unbefangenes Umgehen miteinander. Weil bei kulturellen Veranstaltungen die Besucher angeregt werden, sich mit Kunst auseinander zu setzen und andere Sichtweisen in die Eigene mit einzubeziehen, vermuten wir, dass offene, multikulturelle Beziehungen ermöglicht werden.

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