EDITORIAL #78

Aus & vorbei

von Udo Danielczyky

Jetzt haben wir sie also hinter uns, die sogenannte Jahrtausendwahl in Deutschland. Ein Elefant tritt ab und Schröder an. Der Neue positioniert sich gleich in der neuen Mitte und nicht „nicht links, nicht rechts – sondern vorwärts“ (wie hierzulande für SozialdemokratInnen üblich). Wo/was/wer auch immer diese neue Mitte wieder sein mag, dieses Schlagwort wird mit Sicherheit auch in Österreich auftauchen. Fragt sich nur mehr, wer sich dort positionieren wird.

Geschafft haben wir (hier in Linz) auch den EU-Kulturmonat und die KulturministerInnen-Konferenz. Lange erwartet als vermeintliche Höhepunkte eines langen EU-Schwerpunktes (auch) der KUPF in diesem Jahr, nimmt dieses Thema einen entsprechenden Platz in dieser Ausgabe der KUPF-Zeitung ein:

 

  • Martin Lengauer analysiert messerscharf wie immer die informelle Kulturministerkonferenz, und Sylvia Amann faßt den letzen Diskussionsabend der Veranstaltungsreihe EU – Kulturregion OÖ zusammen, und präsentiert die daraus resultierenden Studie (Seiten 10ff)
  • In ein Streitgespräch über das Programm und die Zielsetzung des Linzer EU-Kulturmonats verwickelte die KUPF Gunther Trübswasser (Kultursprecher der Grünen OÖ) und Christian Denkmaier vom Linzer Kulturamt . Ein Bericht über das Kulturmonatsprojekt der WochenKlausur (Seite 18) und die Vorstellungen des aktuellen KUPF-Projektes zur Verbesserung der internationalen Kooperation im Kulturbereich runden diesen inhaltlichen Schwerpunkt ab. (Seiten 15ff)

 

Überstanden haben wir auch die Ars Electronica zum Thema INFOWAR – information.macht.krieg und (hoffentlich) die Causa Clinton/Lewinsky. Letztere hätte ja schon fast als Projekt der Ars durchgehen können, den erstaunlichsten Bezug findet aber ein ungenannter Autor des selbsternannten Landeshauptblattes. In der täglichen Titelseiten-Glosse Guten Morgen vom 14. September formuliert er/sie sein/ihr Unbehagen über die Veröffentlichung des Starr-Reports im Internet folgendermaßen: „Auch wenn nur die wenigsten Menschen einen Internet-Anschluß haben, allein die Möglichkeit der unzensurierten Informationsbeschaffung ist bedenklich genug.“ Daß die Stärke des Internet gerade darin liegt, daß jedermann/frau sich Information holt wo er/sie will – und noch mehr darin, daß jedermann/frau Information verbreiten kann, ist die eine Seite. Daß sich die Verlagsgruppe um die OÖN mittlerweile zum größten Informationsanbieter (in Print, Online und Radio) in Oberösterreich gemausert hat, neuerdings ihr Geschäft auch mit dieser Informationsbeschaffung und -vermittlung im Internet macht, und ihr Umgang mit der Ware Information und deren KonsumentInnen, ist die andere Seite dabei. Über die Veröffentlichung des Starr-Reports im Internet (und mittlerweile des Clinton-Videos im Fernsehen) läßt sich ebenso streiten, wie vor einem Jahr über die Paparazzi. Daß einem jetzt aber in einer 10-Zeilen-Glosse leichtfertig das Recht auf freie Informationsbeschaffung abgesprochen wird, geht mir dann doch etwas gar zu weit.

Umso stärker wird sich die KUPF um die Durchsetzung eines Cultural Highway, der Vernetzung von Kulturinitiativen und deren freie Anbindung ans Internet, bemühen. Zu diesem Themenbereich auch der zweite Schwerpunkt in dieser Ausgabe:

 

  • Zu einer Diskussionsrunde zum Thema Medium Internet und die Freie Szene fanden sich neben Gerfried Stocker (AEC), Sabine Bauer (Autorin einer Studie zum Thema) auch VertreterInnen von servus.at und der KUPF (Seiten 4ff).
  • Einen kurzen Stand der Dinge speziell in Oberösterreich liefert dann Udo Danielczyk.

 

Einen Tribut an Europa muß die KUPF auch zollen: unsere Geschäftsführerin und EU-Expertin Sylvia Amann verließ ihr Büro für ein dreimonatiges Praktikum bei der EFAH (European Forum for the Arts and Heritage) in Brüssel, so einer Art KUPF auf EU-Ebene. Auf diesem Wege also: Bonne chance und à bientôt!

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