„Vorwärts­kemma“

Oder wie du Kunst- und Kulturarbeit mit Care-Arbeit und Migrationshintergrund vereinbaren kannst

„Kriege Kinder!“, sagen sie. Dann kannst du arbeiten, wenn der zweite Elternteil in Karenz geht. Ihr tut das und dann kommt die Entlassung. „Such dir Arbeit!“, sagen sie. Aber du bekommst nur einen Kindergartenplatz, wenn du einen Job hast – und du kannst nur arbeiten, wenn dein Kind einen Kindergartenplatz hat. Die Großeltern sind hunderte oder tausende Kilometer entfernt und arbeiten noch dazu. Ihr werdet das irgendwie lösen. Das auch noch.

„Lerne Deutsch!“, sagen sie. Zu bereits mehreren Sprachen lernst du nun noch Deutsch dazu. Leider nur das Hochdeutsch. Also übst du seit Kurzem auch das Oberösterreichische, damit du dich unterhalten und gefallen kannst. „Vo wo kimmst eigentlich?“, bleibt dennoch eine Standardfrage.

Suchst du Arbeit als Theaterpädagog*in? Mit abgeschlossenem Studium und mehrjähriger Berufserfahrung? An der Schule gibt es schon eine Person, die die Theatergruppe leitet. Sie hat einen Sommer-Crashkurs gemacht. Die Auftritte funktionieren. Sie haben es so geschickt gelöst, dass sogar das eine Kind, das nicht wirklich auftreten wollte, dabei sein konnte und nicht viel Text hatte. Ein Baum war in der Aufführung. Alle haben es sehr genossen. Auch die Eltern. Na klar. Ach, du machst das nicht? Ich mache auch so einen Improvisationskurs! Wie? Aufführungen gemeinsam erarbeiten? Zum Nachdenken anregen? Kein vorgefertigter Text? Sagst du ihnen nicht, was sie sagen sollen? Vertiefung des Lehrstoffes? Mit Theaterrollen? In der Rolle des Lehrers? Theater für Teilnehmer*innen? Es gibt maximal zwei Stunden pro Semester, um das Projekt auszuarbeiten. Vielleicht gelingt es nächstes Jahr, eine Förderung zu bekommen, denn eigentlich ist gar kein Geld da.

Sei vorsichtig beim Vorwärtskommen.

Die Kritikkolumne wird, ebenso wie ihre Vorgängerin, die Gnackwatsch’n, anonym publiziert.

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