Us, Our Action, Our People: Getting Fired Up

Unter diesem Motto stand Anfang Februar ein Treffen europäischer KulturarbeiterInnen in Brüssel, veranstaltet vom ENCC. Vicy Schuster hat für die KUPF daran teilgenommen, wir haben sie dazu befragt.

Was ist eigentlich das ENCC?

Das ENCC ist ein Netzwerk von Kulturzentren: European Network of Cultural Centres. In meiner Wahrnehmung ist es eher eine Vernetzungsplattform als eine Interessenvertretung, es organisiert internationale Kongresse, initiiert gemeinsame Projekte und bietet auch ein Austauschprogramm für europäische KulturarbeiterInnen an. Die KUPF ist via IG Kultur Österreich am ENCC beteiligt.

Was hast du dort gemacht?

Es hat dort verschiedene Arbeitsgruppen gegeben, die sich an aktuellen Themen der Kulturarbeit abgearbeitet haben: In einer ist es um Kulturarbeit mit Personen mit besonderen Bedürfnissen gegangen, in einer anderen um Datenerhebung im Kulturbereich. Meine Arbeitsgruppe hat Vital Village geheißen, da ist es um Vernetzung von Kulturinitiativen im ländlichen Raum gegangen. Das interessiert mich sehr, da ich in Ottensheim in diesem Bereich aktiv bin.

Die KUPF ist nun Teil eines europäischen Kulturprojektes – wie das?

In unserer Arbeitsgruppe waren Leute aus Dänemark, Belgien, Lettland, Polen, Deutschland und Österreich. Am Anfang haben wir eigentlich hauptsächlich gesprochen, erzählt, gesudert, gelobt und alles, was halt so dazwischen ist. Wir haben unsere eigenen Hintergründe und Projekte vorgestellt – ein befruchtender Austausch!
Wir haben uns wichtigen Fragen genähert: Was heißt eigentlich ländliche Kulturarbeit? Was heißt das in Belgien, wo die Regionen einen anderen Zusammenschluss haben als jene in Dänemark oder in Lettland? Schließlich sind wir bei einer sehr konkreten Projektidee von Beate Kegler[1] gelandet und haben dann im weiteren Schritt an einem Projektantrag gearbeitet, haben unsere Wünsche, Ziele, Bedenken formuliert. In der Projekteinreichung geht es um eine wissenschaftliche Auseinandersetzung mit Strukturen und Methoden ländlicher Kulturarbeit. Gemeinsam mit WissenschafterInnen der Universität Hildesheim und der Universität Antwerpen, die beide Projektpartner sind, wollen wir in einem mehrjährigen Prozess verschiedene Regionen untersuchen. Das Ziel ist ein wissenschaftlicher Leitfaden zu ländlicher Kulturarbeit in Europa.

Für KulturpolitikerInnen oder eher für die AktivistInnen?

Sowohl als auch. Die wissenschaftliche Arbeit soll die Weitläufigkeit und Relevanz von Kulturarbeit untersuchen und auch untermauern.
Ich glaube, regionale Kulturarbeit ist in manchen Ländern sogar noch wichtiger als bei uns. Dänemark überlegt, ganze Dörfer zu schließen! Ich habe in diesem Austausch vor Augen geführt bekommen, wie privilegiert ich bin, dass ich als Ottensheimerin in einem Ort leben darf, in dem im Vergleich zu anderen Orten ähnlicher Größe extrem viel passiert.
Die KUPF malt immer das schiache Bild von den einsamen Jugendlichen am Lande, die mangels Jobs und Wirtshäusern nur mehr abwandern oder bei der Bushaltestelle saufen können. Die Kulturarbeit kann da unglaublich viel retten, soziale Dynamiken vorantreiben, Identitätsbildung auf höchstem Niveau schaffen!

Wie wird dies in anderen Ländern gesehen?

Ich glaube, dass dieser Diskurs um Regional- & Kulturentwicklung, den wir in der KUPF in den letzten Jahren recht intensiv geführt haben, nicht nur in Österreich sehr präsent ist, sondern in ganz Europa. Ich glaube auch, dass derartige EU-Projekte zunehmend gefördert werden.
Kulturarbeit beschränkt sich ja nicht auf den eigentlichen  Gegenstand, dass irgendein Konzert passiert oder dergleichen, sondern intendiert soziale Dynamiken, die wie in Kaskaden gesellschaftliche Impulse vorantreiben. Das ist auch Teil unserer Forschungsfrage: Wie kann man das messen? Was sind Indikatoren erfolgreicher Kulturarbeit?
Ob wir das Projekt tatschlich bewilligt bekommen, wissen wir aber erst in etlichen Monaten!

_______

 

[1] Beate Kegler: deutsche Kulturarwissenschafterin/-arbeiterin; siehe Interview in KUPFzeitung #149

 

Victoria Schuster, arbeitet neben ihrer Profession als Sozialpädagogin auch als Kulturarbeiterin, unter anderem bei KOMA Ottensheim und Crossing Europe Filmfestival. Seit 2012 ist sie Vorständin der KUPF.
 

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