Gender Budgeting im Röda

Andi Liebl über gender budgeting im Jugend-und Kulturhaus röda.

 

Öffentliche Budgets gehören diskutiert. Genauso wie die Budgetgestaltung von Kulturinitiativen das Fundament ihrer Tätigkeiten und Absichten darstellen, stellt das Umfeld von Vereinen Ansprüche an dessen Ausrichtung. Damit den richtigen Umgang zu finden ist eine Herausforderung, der sich zur Zeit der Jugend und Kulturverein Röda aus Steyr über das Thema Gender Budgeting stellt.

Der in Mode geratene Begriff des Gender Mainstreaming machte auch den Aspekt des Gender Budgeting bekannt, der im Zusammenhang mit öffentlichen Budgets die unterschiedlichen Auswirkungen der Budgetposten auf Männer und Frauen untersucht. Die Erkenntnis ist, dass sich Budgets keinesfalls neutral darstellen sondern ?ein Geschlecht? haben. ?Öffentliche Budgets spiegeln die ungleichen gesellschafts- und damit auch geschlechterbezogenen Machtverhältnisse wider und erzeugen sie stets aufs neue?, hält dazu Michaela Neumayr in ihren Artikel über geschlechtergerechte Budgeterstellung fest (siehe KUPF-Zeitung Nr. 107/3/04).

Das Budget eines Kulturvereins ist bei weitem nicht so umfangreich wie das einer Kommune oder gar eines Staates. Nichtsdestotrotz geht es auch in diesem Fall um die Verwendung öffentlicher Mittel und um Einnahmen und Ausgaben. Gender budgeting steht für den Ansatz die Budgetpolitik um die Geschlechterperspektive zu erweitern. Womit ich zum konkreten Fallbeispiel komme, dem Jugend – und Kulturhaus Röda in Steyr. Dort entschieden sich Anfang 2004 die VereinsaktivistInnen für diese Erweiterung. Der Plan war bis zur Jahresplanung 2005 soviel zu diesem Thema zu wissen, dass eine Umsetzung in der Budgeterstellung möglich ist.

Der Plan war gut gemeint, die Arbeit daran gestaltete sich schwieriger und vor allem langwieriger als angenommen und so gleicht der Budgetplan 2005 beinahe in allen Punkten dem von 2004. Gescheitert? Sicherlich nicht, denn zur Aneignung von Wissen zum Thema wurde in Zusammenarbeit mit einer Unternehmensberaterin der Verein analysiert (Betriebsdatenerhebung), eine umfassende Befragung der hauptamtlichen wie ehrenamtlichen MitarbeiterInnen sowie eine mehrjährige Budgetanalyse durchgeführt. Außerdem versuchte der Verein vergeblich über das Land OÖ für diese Arbeit finanzielle Mittel zu lukrieren. Womit in diesem Punkt der Schluss nahe liegt, dass von dieser Seite Gender Mainstreaming eher zum populistischen Selbstzweck betrieben wird, als dass ernsthafte Absichten und Ressourcen zur Unterstützung von Nicht-Landeseinrichtungen bereit stehen.

Was aber brachten nun dem Röda die analytische Auseinandersetzung mit Betriebsdaten sowie die Befragung im Verein? Einerseits eine verschriftlichte Aufstellung von Antworten zu Fragen der Beschäftigtenstruktur, der Geschlechterverteilung, der Arbeitszeitenverteilung, des Personalmanagements, der Ressourcenverteilung, der Arbeitszufriedenheit, der Entwicklungsmöglichkeiten von MitarbeiterInnen, der Vereinsziele und auch Antworten zu Fragen von Lösungsvorschlägen im Bereich der Gleichstellung. Andererseits eine Liste von leicht behebbaren Mängeln (wie zum Beispiel eine Zeitschaltuhr an der Außenbeleuchtung damit die Personen mit Schluss-dienst – vorwiegend weibliches Barpersonal nicht im Dunklen das Areal des Kulturhauses verlassen müssen) sowie eine generelle Sensibilisierung zum Thema. Und eine Heranführung an Arbeitsweisen, die eine Kontrolle über gesetzte Maßnahmen und Ziele erlauben.

Ob der Ergebnisse von Analyse und Befragung offenbarten sich so manche Überraschungen: · seit 2000 ist der Personalstand im Verein von 16 auf 22 MitarbeiterInnen angestiegen, was auf eine Verdoppelung der geringfügigen Anstellungen zurückzuführen ist, die hauptsächlich durch Frauen besetzt sind. · Weiters wird der Verein zu mehr als einem Drittel von ehrenamtlichen MitarbeiterInnen getragen, wobei hier eher die Jüngeren im Ehrenamt und die Älteren hauptamtlich arbeiten. · 14 der 22 befragten Personen haben Kinderbetreuungspflichten · die Vereinsziele werden sehr breit und unterschiedlich wahrgenommen, was mangelnde Schärfe in der Zielsetzung attestiert.

In Summe brachte die Auseinandersetzung mit dem Thema gender budgeting eine Fülle von Punkten, die im Vereinsalltag relevant sind aber bisher nicht direkt als so wichtig gesehen wurden. Mit einer Neugestaltung der Gliederung des Vereinsbudgets hat hier nun ein Prozess begonnen, der Themen und Inhalte auf eine verbindlichere Basis als Absichtserklärungen stellen möchte. Die Basis dazu ist im Hinblick auf Geschlechterverhältnisse eine reflektiertere Arbeits- und Wirkungsweise im Verein, was natürlich nicht von Heute auf Morgen gelernt werden kann, aber mit den beschriebenen Aktivitäten durchaus einen Schritt näher gerückt ist.

Andi Liebl

Andi Liebl ist Mitarbeiter der Kulturplattform OÖ und Vorstandsmitglied im Röda

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