Eine andere Welt ist möglich! Petra Hopfgartner über das erste Austrian Sozial Forum.
Das erste Austrian Social Forum ging zwischen 29.05 und 01.06.03 erfolgreich in Hallein über die Bühne. Das alte Salinegelände auf der Pernerinsel wurde zum Schauplatz des Festivals und es kam zu einem konstruktiven Treffen mit AktivistInnen aus sozialen Bewegungen,
Gewerkschaften, Feministinnenzusammenschlüssen, Kulturvereinen, MigrantInnenorganisationen, Transgenderinitiativen, spirituell-religiösen Gruppierungen, NGOs und Parteien.
1500 TeilnehmerInnen besuchten über 170 Veranstaltungen, die plangemäß in Form von partizipativen Konferenzen, Seminaren, Workshops, Infotheken abgehalten wurden. Themenbereiche waren Neoliberalismus, Arbeit, Krieg und Frieden sowie Herrschaft, Ausgrenzung und Partizipation. Kulturveranstaltungen und Nachtgesprächsrunden bildeten den abendlichen Rahmen, eine Demo mit 1000 AktivistInnen besetzte kurz die Tauernautobahn.
Es versammelte sich ein großes, gemischtes Bündnis mit unterschiedlichen politischen und kulturellen Zugängen. Dabei wurden Informationen ausgetauscht, Themen diskutiert, aus diesen neue Strategien entwickelt und Netzwerke geknüpft. Bekanntlicherweise ist es schwierig, ein Bündnis mit vielen unterschiedlichen inhaltlichen Anliegen und Meinungen zusammenzuhalten. Das war den AkteurInnen schon bei der Planung des ASF bewusst. Reibungspunkte wie z.B. zwischen Forderungen von MigrantInnenorganisationen und „der traditionellen Politik“ der Gewerkschaft waren gegeben, endeten jedoch mit produktiven Auseinandersetzungen.
Sozialforen
Die Idee ein Sozialforum in Österreich und damit auf nationaler Ebene durchzuführen, entstand während den Vorbereitungen für das ESF (European Social Forum), das Ende November 2002 in Florenz stattfand. Beschlossen wurde das ASF 2003 bei der Nachbesprechung des ESF 2002 in Wien.
Es bildeten sich einzelne Arbeitsgruppen, die zum Großteil autonom arbeiteten. Kommuniziert wurde hauptsächlich über mailinglists. Doch gab es immer wieder bundesweite Treffen, die an unterschiedlichen Plätzen in Österreich stattfanden.
ASF-Radio: 24 Stunden Live
Während des ASF gab es ein 24 Stunden Radioprogramm via Livestream, der bis auf kleinere Probleme einwandfrei funktionierte. Die Radiofabrik, das Freie Radio in Salzburg, baute vor Ort ein Livestudio auf und stellte Produktionsmöglichkeiten zur Verfügung. Gefüllt wurde das Programm mit Livediskussionen, Demoberichterstattung von der Tauernautobahn, einem täglichen Magazin, einem „Radio Club – Abend“ mit Studiogesprächen, spontanen Sendungen mit RadiomacherInnen unterschiedlicher Radiostationen, etc. Die ASF-Radiogruppe zeichnete auch die Veranstaltung auf und publizierte sie im Internet.
Darunter auch ein Seminar, das die KUPF gemeinsam mit Radio FRO , Maiz, Medea und Umut zum Thema „Partizipation durch Kulturarbeit – Kulturarbeit von MigrantInnen“ veranstaltete. Neben kurzen inhaltlichen Inputs der mitwirkenden Initiativen diskutierten mehr als 30 Interessierte über Kulturarbeit von MigrantInnen, kulturpolitische Entwicklungen in diesem Zusammenhang, über zukünftige Strategien und Vernetzungsformen.
Erklärung von Hallein
Im Anschluss an das Sozialforum versammelten sich AktivistInnen zum „Plenum der sozialen Bewegungen“. Sie diskutierten die Arbeitsagenda für die kommenden Monate und analysierten das Forum. Weiters wurde die Vorbereitung des nächsten österreichischen Sozialforums in Angriff genommen.
Der Abschluss dieses Plenums war die Verabschiedung zweier Resolutionen, einer allgemeinen sowie einer des ASF-Frauenforums.
Die Forderungen sind, Alternativen zum Neoliberalismus zu suchen. Das bedeutet eine radikale gesellschaftspolitische Umorientierung sowie die Überwindung patriarchaler Geschlechterverhältnisse. Weiters wendet man sich gegen Sozialabbau und Pensionsraub und ist für eine aktive Anti-Kriegspolitik.
Bemerkenswert war auch, dass alle Beteiligten die Forderung nach politischer und sozialer Gleichstellung aller in Österreich lebender Menschen, unabhängig von der Staatsbürgerschaft, „zumindest symbolisch“ unterschrieben haben, darunter VertreterInnen aus Gewerkschaft, Parteien und NGOs.
Petra Hopfgartner
Erklärung von Hallein
Das nächste Austrian Social Forum wird voraussichtlich im Mai 04 stattfinden.