Neuigkeiten von Radio Fro bringt uns Otto Tremetzberger
3 Jahre nach Streichung der Bundesförderung ist Radio FRO 105,0 saniert und nebenbei das einzige vollständig unabhängig gebliebene Privatradio in Oberösterreich. Und beteiligt sich aktiv am Aufbau eines Freien Radios in Freistadt.
FRO erfolgreich konsolidiert Kurzer Rückblick in das Jahr 2000: Wechsel der Bundesregierung. Als eine der ersten Maßnahmen im Kulturbereich wird mitten im Jahr die Förderung Freier Radios gestrichen. Am Ende von 2000 steht ein gewaltiges Minus für Radio FRO. Die Reaktion: Personalkürzungen, massive Einsparungen im Programmbereich und Investitionsstopp. Der Einsatz der MitarbeiterInnen, Gesellschafter und Freunde ist gewaltig. Mit dem halben Personal schafft es FRO innerhalb von 2 Jahren, die Finanzen zu sanieren. Die Bilanz 2002 weist erstmals wieder positives Eigenkapital auf. Das bedeutet nicht zuletzt auch wieder etwas Luft für Projekte wie das Freie Radio Freistadt. Besonders erfreulich: 2002 konnte durch die wirtschaftliche Erholung mit der Programmreform und dem Relaunch der FROzine ‹http://www.fro.at/frozine›, dem täglichen Infomagazin, hier ein klares Signal in der Medienlandschaft gegeben werden. Radio FRO ist wieder spürbar hörbarer, aktueller und interessanter geworden. Die Medienpartnerschaft mit dem Festival der Regionen ‹http://www.fro.at/fdr› ist auch ein Ergebnis der erfolgreichen Arbeit an der Programmqualität von Radio FRO.
Medienpolitik in Schwarzblau Bei aller Freude über die erfolgreiche Sanierung: Der einst von Andreas Khol angekündigte Marsch durch die Wüste Gobi ist zumindest für die Freien Radios – und die freie Kulturarbeit schlechthin – zur Hungerstrecke geworden. Von der Neuen Politik haben im Rundfunkbereich neben dem eingeschwärzten ORF nur die Privaten profitiert, allerdings, und auch das spricht Bände für die Medienpolitik dieser Regierung, nur jene, die in Radioketten die Synergieeffekte gemeinsamer Mantelprogramme nutzen. Mit massiven Beteiligungen von Krone, Kurier oder dem Vorarlberger Eugen Russ machen medienübergreifende Kartelle ganz im Sinne von Franz Morak jetzt auch mit den nach wie vor vielfach defizitären Privatradios ihr Geschäft. Dass im Hin und Her der Berichterstattung zwischen Web, Print und Äther mit den Informationen auch die Meinung gleichgeschaltet wird, kümmert die Politik kaum.
Nach wie vor ist das 3 Säulen-Modell, das neben dem öffentlich-rechtlichen und dem kommerziellen Rundfunk auch einen freien, nichtkommerziellen Medienbereich beinhaltet, politisch nicht anerkannt. Das gutgemeinte Verständnis dafür zumindest aus Teilen der Rundfunkbehörde ‹http://www.rtr.at› stößt bei Regierungsvertretern auf taube Ohren. Wilhelm Molterer, Klubobmann und als Mediensprecher in der Vergangenheit durchaus auch offen für die Anliegen der Freien Radios, lässt schon mal ausrichten, das es nichts zu besprechen gäbe. „In der Kunst- und Kulturpolitik wollen wir den bewährten Weg fortsetzen“, so entsprechend die ernstzunehmende Ankündigung in der Regierungsklärung von Schwarzblau 2. Trotzdem: „Dranbleiben“, rät Herwig Hösele, aktuell ÖVP Bundesratspräsident, kürzlich bei der „Medientagung 2003“ des Verbandes der Freien Radios ‹http://www.freie-radios.at› in Graz ‹http://www.medientagung.mur.at›. Doch Radios wie „Helsinki“ in Graz ‹http://helsinki.mur.at› oder „Orange“ ‹http://www.orange.or.at› in Wien geht bald die Luft aus, wenn es zu keinen konkreten Maßnahmen seitens der Politik kommt. Denn der sich selbst überlassene Freie Markt allein ist nicht in der Lage Medienvielfalt zu gewährleisten. Der Blick auf die oberösterreichische Radiolandschaft zeigt: Radio FRO ist mittlerweile das einzige vollständig unabhängige und eigenständige Privatradio.
Freies Radio Freistadt Im Mühlviertel könnte es schon bald ein freies Radio geben. Die Medienbehörde KommAustria hat die Lizenz 107,1 MHz an die Freier Rundfunk Freistadt GmbH vergeben. Obwohl noch nicht rechtskräftig, ist die Entscheidung bereits jetzt ein toller Erfolg für die vielen regionalen AktivistInnen rund um Radio FRO. Gemeinsam mit Wolfgang Steininger (Local-Bühne Freistadt) ist es gelungen, das Freie Radio auf eine breite organisatorische Basis zu stellen. Mehr als 60% der Gesellschaftsanteile befinden sich im verteilten Eigentum von BürgerInnen und Kulturinitiativen aus der Region, darunter KV Woast ‹http://www.woast.at›, die Local-Bühne Freistadt ‹http://www.local-buehne.at› und die Alte Schule Gutau ‹http://www.alteschule.gagosoft.net› und dokumentieren den personellen und organisatorischen Rückhalt des Freien Radios.
Erfreulich auch das Engagement der KUPF ‹https://kupf.at›, die als Miteigentümerin die Interessen ihrer Mitglieder einbringt. In der Region hat das Konzept des Freien Radios schon anlässlich des Festivals der Regionen 2001 funktioniert. Zwei Wochen lang haben etwa 120 FreistädterInnen in mehr als 40 Sendungen vom Freistädter Hauptplatz aus mit hoher Professionalität den Offenen Kanal bespielt ‹http://www.fro.at/waelderrauschen›. Die Rundfunkbehörde ‹http://www.rtr.at› begründet ihre Entscheidung mit einem größeren Zugewinn an Medienvielfalt in der Region. Neben der Vielfalt ist den Betreibern vor allem auch die Akzeptanz des Programms in der Region ein Anliegen. Das Programmangebot in Freistadt wird insgesamt umfassend und breit ausgerichtet. Freies Radio am Land ist auch ein Radio der Sport- und Sozialvereine, vom ASKÖ bis zum Roten Kreuz, vom Landwirt bis zur Künstlerin. Das Programm kommt aus der Region selbst und wird entsprechend die Themen und Interessen aus dieser Region abbilden und so wichtige regionalentwicklerische Impulse setzen. Mit dem Ende des laufenden Berufungsverfahrens ist nach bisheriger Erfahrung erst nach dem Sommer zu rechnen. Bleibt die Lizenzerteilung aufrecht wird das Freie Radio in Freistadt spätestens mit Beginn nächsten Jahres auf Sendung gehen.
Otto Tremetzberger