Grenzüberschreitung des zuMUTbaren

Die Neuauflage der zuMUTungen, des kulturpolitischen Maßnahmenkataloges der KUPF aus dem Jahr 1997, präsentiert Stefan Haslinger

 

„Da aber Massnahmenkataloge nur äußerst selten eine Entwicklungsprognose beinhalten können und von einem Status quo auszugehen haben, ist die Kontrolle der Umsetzung der Maßnahmen, respektive die Erweiterung oder Reduktion derselben zwingend.“

So steht es im Vorwort der zuMUTungen – der Neuauflage derselben. Nach 4 Jahren Forderungskatalog musste sich die KUPF eingestehen, dass das Gros der Forderungen noch unerfüllt ist, und darüber hinaus die Erweiterung des kulturellen Feldes auch zu einer Verbreiterung des Spektrums der Forderungen zwingt.

Forderungen, die sich an die VerantwortungsträgerInnen vor allem auf Kommunal- und Landesebene richten. Forderungen, die allesamt darauf abzielen, die Arbeit der Kulturinitiativen abzusichern und zu verbessern.

• Noch lange nicht sind die Punkte der Transparenz der Kulturförderung abgehakt. Verbindliche Förderkriterien sind noch Wunschdenken, Förderbeiräte fallen in den Bereich der allegorischen Figuren und die Öffnung der Kulturausschüsse auf Gemeindeebene wäre leicht zu verwirklichen, aber wer ändert schon gerne Statuten. • Die Verteilungsfrage, die Forderung nach mittelfristiger Finanzierung und auch die Forderung nach einer Startförderung zum Aufbau neuer Kulturinitiativen sind Dauerbrenner, wenngleich eher in die Kategorie Schwelbrand einzuordnen. • Die Besorgnis über die Aushöhlung des Gemeinnützigkeitsstatus von Kulturinitiativen fordert ein klares Bekenntnis der VerantwortungsträgerInnen zur freien Kulturszene. • Alles das, althergebrachte, gebetsmühlenartig wiederholte Forderungen, an deren Umsetzung zum Grossteil noch nicht einmal gedacht wird. Den Hauptteil der „zuMUTungen-neu“ nimmt aber der Part der kulturpolitischen Relevanz neuer Bereiche kultureller Vermittlungsarbeit ein. Die besondere Bedachtnahme auf die weibliche Teilnahme am Kulturgeschehen ist ebenso gewichtig wie die Forderungen betreffend MigrantInnen im Kulturbereich, betreffend die Kulturbedürfnisse von Menschen mit Behinderung sowie die Sensibilisierung auf die kulturpolitischen Aspekte der Medienpolitik. Mehr als ein Jahr Arbeit hat es gebraucht, um den Maßnahmenkatalog zu aktualisieren, zu entrümpeln und fit für die nächsten Jahre zu machen. Gelohnt hat es sich. Denn im Wissen, einen Forderungskatalog zur Hand zu haben, der den Status quo repräsentiert, ist es „leichter“ Druck auszuüben und die Anliegen nicht bittstellerhaft sondern vehement vorzubringen.

Es wird den VerantwortungsträgerInnen nicht erspart bleiben, sich erneut mit den Forderungen für freie Kulturarbeit auseinanderzusetzen. Es wird ihnen nicht erspart bleiben, Kritik einzustecken ob der großen Zeitspanne der Untätigkeit. Alleine das orale Betonen der Wichtigkeit regionaler Kulturarbeit hat noch keiner Kulturinitiative die Arbeit ermöglicht. Und es scheitert noch immer an nicht existenten Rahmenbedingungen für KulturaktivistInnen.

Einmal mehr wird mit den zuMUTungen der Stellenwert von Kulturarbeit und der Arbeit der Kulturinitiatven betont. Und die zuMUTungen sind als Instrument und Werkzeug zu verstehen, diesen Stellenwert zu verfestigen, auszubauen und ihn sakrosankt zu machen.

Stefan Haslinger

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