Reifeprüfung in Sachen EU-Kulturförderung

Im ersten Halbjahr 1998 veranstaltete die Kulturplattform OÖ vier Diskussionsabende zum Thema „EU – Kulturregion – OÖ“. Mit der vorliegenden Dokumentation “ … Wir machen nicht Lieder, wir machen Theater“ gibt Sylvia Amann, Geschäftsführerin der KUPF OÖ, die Inhalte der Veranstaltungen wieder bzw. reichert diese um wertvolle Informationen zu den Themengebieten an.

 

von Ulrike Stieger Ulrike Stieger ist Studentin der Sozialwirtschaft und Sekretärin der OÖ. Gesellschaft für Kulturpolitik

Geht es um EU-Kulturförderung in Österreich, so gilt es zuallererst den frappierenden Vergleich des jährlichen Kulturbudgets der Stadt Wien mit dem der Europäischen Union an die Frau/den Mann zu bringen. Auch diese Dokumentation kam nicht umhin, dieses Mißverhältnis anzusprechen. In der Folge verfällt die Autorin glücklicherweise nicht dem Stil von Sonntagsreden, sondern geht in einer Mischung aus Theorie und Praxis Schritt für Schritt auf die vielfältigen Förderschienen ein. Vielfalt meint nicht ausschließlich die Splittung der Kulturprogramme an sich (Ariane, Kaleidoskope, Raphael) – wobei diese natürlich ebenso behandelt werden. Am Beispiel Oberösterreich sind darüber hinaus die Finanzierungsmöglichkeiten für Kulturprojekte aus den Budgets zur Unterstützung der Regionalentwicklung erörtert. Laut Christopher Gordon (Direktor der English Regional Arts Boards, Vorstandsmitglied des European Forum for the Arts and Heritage und Podiumsdiskutant) kommen 80 % der Gesamt-EU-Fördersumme für Kultur aus Töpfen, die sich EFRE, EAGFL, ESF, Leader, Interegg, … nennen. Bedauerlicherweise bedeutet für Kulturschaffende dieses erweitert wahrgenommene Förderpotential keineswegs die Realisierung „freien, geförderten“ Schaffens auf EU-Ebene. Im Zuge der Veranstaltungen bringen ExpertInnen, ProjekteinreicherInnen aber auch PolitikerInnen die Probleme in den Bereichen Zwischenfinanzierung, Informationsbeschaffung, Bürokratie auf den Punkt. Als fundamentaler Kritikpunkt formuliert sich immer wieder das nutzenorientierte Kulturverständnis der Europäischen Union. Für die Inanspruchnahme von Geldern beispielsweise aus den Strukturfonds ist der Nachweis eines wirtschaftlichen Nutzens für die Region Voraussetzung. Rund 15 % der eingereichten Projekte im kulturellen Bereich schaffen es, Mittel aus der EU zu lukrieren. Das vermutlich sehr realistische, aber keineswegs zufriedenstellende Resumée von Angela Orthner hierzu lautet, daß sich kleinere ProjektbetreiberInnen gut überlegen müssen, ob sich der Aufwand, EU-Mittel in Anspruch zu nehmen, lohne. Bis dato ist noch nicht eindeutig klar, ob diese Aussage genauso auf die Jahre nach 2000 zutreffen wird, denn für diese Periode gibt es neue Programme mit gravierenden Änderungen. Hierzu liegen aber größtenteils noch keine verbindliche Beschlüsse vor. Kommissionspapiere zu „Kultur 2000“, dem neuen Förderprogramm der Kultur, der Agenda 2000 sowie Insidergespräche ließen deren Diskussion zu. Alles in allem scheinen den Kulturinitiativen auch zukünftig keine wesentlichen Verbesserungen ins Haus zu stehen. Michael Jungwirth (Journalist und Brüsselkorrespondent mehrer österreichischer Tageszeitungen) gibt – angesichts der aktuellen Situation von Kultur und im Speziellen der Freien Szene im Finanzgebilde der EU – die Empfehlung ab, eigene Inhalte und Ansätze durch gezielten Lobbyismus zu vertreten.

An den Schluß der Dokumentation stellt die Autorin den Satz: „Nur wer aktiv mitgestaltet, hat die Chance auf verbessernde Veränderungen in der EU-Kulturpolitik.“ Dies sollte als Anknüpfungspunkt und Perpektive der Kulturschaffenden dienen. Die Rückschau auf bereits ausgelaufene bzw. auslaufende Realitäten sollte das Basiswissen für eine breite und kritische, auch unter Einbindung des Stichwortes „Subsidiarität“ geführte Auseinandersetzung mit dem Thema „EU-Kulturpolitik“ liefern. Daher ist die Empfehlung und Sinnhaftigkeit dieser Dokumentation aus der Kupf-Studienreihe an ein nachhaltiges Einklinken ihrer LeserInnen in den Diskussions- und Gestaltungsprozeß gekoppelt.

Bestellungen an : KUPF OÖ, Hofgasse 12/1, 4020 Linz tel.: 0732/79 42 88; fax: 0732/79 42 89 email: kupf@kupf.at; web: kupf.at/

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