KUPF auf dem Weg nach Europa

„EUphorie – EUphobie“, der KUPF-Innovationstopf 1998, konfrontiert Kulturschaffende mit dem Thema Europa.

 

von Martin Lengauer

Hand aufs Herz. Hätten Sie, begeisterte Europäerin, überzeugter Europäer, gewußt, daß etwa 4000 ausländische Mitbürgerinnen und Mitbürger im oberen Mühlviertel leben? Oder: Was fiel Ihnen neulich auf, als Sie nördlich von Wullowitz den Kontinent Schengen für einen kleinen Einkaufsbummel in Cesky Budejovice verließen? Etwa gar nichts? Oder: Würden Sie über die EU-Osterweiterung gerne mit Boccia-Kugeln abstimmen? Und überhaupt: Geht die Welt unter, wenn Welser Bands in freier Improvisation den Stier bei den Hörnern packen und die Jungfer Europa besingen?

Ob hier jemand verrückt geworden sei, fragen Sie? Allerdings, aber es hat sich ausgezahlt. Verrückt oder schräg galten neben kreativ, kritisch und philosophisch nämlich als durchaus erwünschte Eigenschaften von Projekten zum KUPF-Innovationstopf 1998. Dessen Themenstellung „EUphorie – EUphobie“ lud Kunst- und Kulturschaffende aus dem zeitgenössischen Bereich zur umfassenden Auseinandersetzung mit Europa und seinen Widersprüchen ein. Zum Verrücktwerden, dieser Kontinent, meinten die einen und lachten sich eins. Die anderen besannen sich einer zweihundert Jahre alten europäischen Tradition und beschlossen, der politischen Vernunft zum Durchbruch zu verhelfen. Rückschrittliche Konzepte gilt es zu hinterfragen – besonders jene, die wirklich weh tun. Etwa wenn Europa durch das Schengener Abkommen in eine gute und eine weniger gute Hälfte geteilt wird, oder wenn Migrantinnen und Migranten der kalte Wind der Entsolidarisierung auch bei uns ins Gesicht bläst.

Beispiele gefällig? Aber gern. Zunächst jedoch einige Zahlen rund um „EUphorie-EUphobie“: Mit einer Million Schilling hatte das Land Oberösterreich den diesjährigen Innovationstopf der Kulturplattform gefüllt. 40 Einreicherinnen und Einreicher legten ihre Ideen einer international besetzten Jury vor, der die Auswahl aufgrund des durchwegs hohen Niveaus nicht leicht fiel. Schließlich wurde der Topf über acht Projekten ausgeschüttet, die auf sehr eigenständige und originelle Weise an das Thema „Europa“ herangehen und im wahrsten Sinn des Wortes das Überschreiten von Grenzen innerhalb des Kontinents vorexerzieren.

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