Wie bewerten Kulturinitiativen ihre Finanzierungsmöglichkeiten?

Mitgegeben: Wir haben bei AktivistInnen nachgefragt: Wie finanzieren sich Kulturinitiativen, welche Einnahmequellen sind für sie zugänglich und notwendig und wie werden sie von den Kulturschaffenden bewertet?

Boris Schuld

Foto: Tobiasz Pniewski

„Der größte Teil unserer Einnahmen sind öffentliche Förderungen von Stadt, Land und Bund. Mit der Stadt Wels gibt es einen längerfristigen Vertrag, bei den anderen Fördergebern stellen wir jährlich ein Ansuchen. Durch die vielen Workshops und Vermittlungsprogramme ist die YOUKI speziell für die Jugendförderprogramme interessant. Als Experimentierfeld und Präsentationsmöglichkeit für die junge Filmszene gibt es auch Möglichkeiten, mit Verwertungsgesellschaften zusammenzuarbeiten. Ansonsten gibt es noch eine große Zahl an kleineren Kooperationen und Sponsorvereinbarungen, welche in Summe jedoch schon ein Fünftel unseres Budgets ausmachen. Sachsponsoring – wie Getränke, Gimmicks und technisches Equipment – sind für die Bewerbung, Umsetzung und Stimmung des Festivals äußerst wichtig.“

Boris Schuld leitet seit 2015 gemeinsam mit Laura-Lee Röckendorfer das YOUKI – Internationales Jugend Medien Festival, arbeitet im Medien Kultur Haus und ist im Vorstand des KV Waschaecht und Alter Schlachthof Wels.
youki.at

Infoladen-Katze

Grafik: Thomas Fatzinek

„Die finanzielle Unabhängigkeit von Herrschenden – welcher Couleur auch immer – ist Voraussetzung für das Wirken der Infoladen-Katze, die frei und politisch sein möchte. Das parteipolitische System ist mehr Bremsklotz als Motor. Nur in seltenen Ausnahmefällen beantragt die Katze Kohle aus Kulturbudgets oder ähnlichem, etwa um KünstlerInnen und Vortragenden etwas Geld mitgeben zu können. Die Menge und Verteilungsprozesse «öffentlicher» Gelder haben keinen Einfluss auf unsere Aktivitäten. Wir erwirtschaften selbst Kohle über Selbstbesteuerung, Soli-Feste, eine vereinseigene Buchhandlung, Katzenfutter und andere verhaltenskreative Maßnahmen. Über die Jahre haben wir eine eigene Struktur aufgebaut, die den Zaster bringt. Dies funktioniert allerdings nur so lang es auch Leute gibt, die mitmachen. Miau!“

Infoladen-Katze: Geboren 1998. Beruf: Menschendomteur. Wohnhaft in der Welser Altstadt.
infoladen-wels.at

Theresa Timelthaler

Foto: Privat

„Der Verein GameStage hat noch keine fixe Örtlichkeit, was es sehr schwer macht, sich weiter zu entwickeln. Größere Veranstaltungen, wie die GameStage Expo, sind gerade noch kostendeckend und dank der Unterstützung von ein paar lokalen Unternehmen können wir Werbekosten und ähnliches bezahlen. Aber in erster Linie bekommen wir von Sponsoren Sachleistungen, d. h. Die Verwendung von Hardware und Transportmittel. Aber ohne die ehrenamtliche Mitarbeit von den Mitgliedern und vielen befreundeten Medienschaffenden wären solche Events gar nicht möglich.
Da ich leidenschaftlich gerne filme und fotografiere, übernehme ich bei allen GameStage-Veranstaltungen die Fotoreportage, sowie teilweise die filmische Begleitung. Für mich ist es selbstverständlich, diese Reportagen kostenlos zu machen, nachdem mir der Erfolg der Veranstaltungen sehr am Herzen liegt. Aber gerade diese freiwilligen Leistungen, wie zum Beispiel auch die Erstellung und Wartung der Vereinswebseite durch Manuel Wieser, sind essenziell für das weitere Bestehen des Vereins, auch ohne ausreichender und regelmäßiger Finanzierung.“

Teresa Timelthaler ist selbstständig im Bereich Filmproduktion, Animation & Fotografie und Mitglied im Verein GameStage – Verein zur Förderung der Computerspielkultur.
gamestage.at

Sigi Resl

Foto: Gerhard Kreische

„Durch unser 200 m² großes Vereinslokal, in dem wir Kurse abhalten, haben wir hohe Fixkosten, die nicht «förderungswürdig» sind. Neben der öffentlichen Förderung müssen wir daher andere Einnahmequellen erschließen.
Kleinere Veranstaltungen dümpeln gerade so an der «schwarzen Null» entlang. Hin und wieder lässt uns ein «Zugpferd», wie heuer Alfred Dorfer, ein wenig durchschnaufen.
Eine wichtige Quelle, auch in Hinblick auf unser Selbstverständnis als kultureller Nahversorger, sind die Mitgliedsbeiträge – von derzeit ca. 340 Vereinsmitgliedern. Mit € 20,– pro Jahr haben wir den Zugang sehr niederschwellig angesetzt – nach dem Motto: Das kann sich wirklich jede/r leisten! Die Fluktuation ist dabei erstaunlich gering, mehrmaliges freundliches Erinnern ist allerdings unvermeidbar. Teilweise werden auch freiwillig mehr als € 20,– beigesteuert.
Zum Sponsoring durch lokale Unternehmen sage ich jetzt nichts, sonst muss ich wieder weinen …“

Sigi Resl ist Gründungsmitglied (2010) und Mitglied des Vorstandes (Finanzen & Öffentlichkeitsarbeit) des Kunstvereins NH10.
enhazehn.at
 

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