Kulturarbeit erleichtern

Mit welchen administrativen, bürokratischen oder politischen Rahmenbedingungen haben Kulturarbeiterinnen in OÖ zu kämpfen? Wie erleben sie das Veranstalten in OÖ, das Verhältnis zu Verwaltung und Politik, die Förderpolitik? Was ließe sich erleichtern und verbessern?

Jolanda de Wit

„Aus Interesse am Kulturleben vor Ort habe ich begonnen, mich für den Verein Kunst- und Kulturhaus Vöcklabruck zu engagieren. Dabei hatte ich großes Glück Teil einer Gruppe zu sein, deren Mitglieder bereits mehr als 15 Jahre aktiv sind und ich so aus einem bestehenden Pool an Wissen schöpfen kann. Die langjährige Routine der Akteurinnen ist sicher einer der Gründe, weshalb der bürokratische Aufwand aus Sicht des OKH gut handhabbar ist.
Doch wie geht es jungen, neugegründeten Vereinen?
Der Kulturbetrieb ist mittlerweile sehr komplex. Das Bestehen ist von Rahmenbedingungen abhängig, die schwer lenkbar sind. Man sieht sich gezwungen ähnlich eines wirtschaftlichen Unternehmens zu handeln – muss sich gut organisieren, um auf längere Zeit bestehen zu können. Die Kunst selbst wird dabei keineswegs zur Nebensache, aber der Aufwand, sie zu ermöglichen, ist ein zu hoher.“

Jolanda de Wit ist Dipl. Behindertenpädagogin und seit 2012 Sprecherin des OKH
okh.or.at
Foto: Privat

Isabella Herber+Thomas Duschlbauer

„Mit unseren Aktionen versuchen wir vorübergehend eine Utopie in die Lebenswelt der Menschen zu bringen. Für deren Umsetzung wäre ja die Politik zuständig, die mangels Utopien lieber einen Aktionismus der Krisenszenarien pflegt, wie etwa die Zeltunterkünfte für Flüchtlinge zeigen. Wenn uns von rechtspopulistischer Seite vorgeworfen wird, dass wir nicht die Erwartungen an Kunst erfüllen, dann stimmt dies nicht. Es ist die Politik, die dort, wo sie ihren Anforderungen nicht gerecht wird, in die reine Aktion flüchtet. Aus diesem Missverständnis resultiert wahrscheinlich, dass die Förderungen sukzessive gekürzt wurden. Nicht nur, weil wir politisch unbequem sind, sondern auch, weil im Nachhall unserer Aktionen von irritierten BürgerInnen gefragt wird, ob das Kunst ist und dafür Steuergelder flossen. Dieser Fragestellung will man sich offenbar ungern aussetzen.“

Thomas Duschlbauer ist Professor für Medienmanagement an der Fachhochschule St. Pölten und selbständiger Unternehmensberater mit Schwerpunkt Kreativwirtschaft.
Isabella Herber ist Theater-, Film-und Medienwissenschafterin und Obfrau der Aktionsgemeinschaft Social Impact.
socialimpact.at
Foto: Privat

Albin Böcksteiner

„Mir persönlich ist es sehr wichtig, dass unsere Kulturarbeit nicht allein von Förderungen abhängig ist. Wir haben zum Beispiel bei unserem Kulturherbst 2014 mit 8 Veranstaltungen ohne jegliche Förderungen und Zuschüsse positiv bilanziert und dabei noch alle Abgaben an die Gemeinde geleistet. Wir sind, wie alle Vereine in unserer Gemeinde, nicht von Abgaben befreit und bezahlen 10 % Lustbarkeitssteuer und alle Saalmieten in voller Höhe.
Natürlich würde eine Befreiung der «Strafsteuer» für ehrenamtliche Kulturschaffende unsere Arbeit wesentlich erleichtern, aber ich habe es wirklich satt, Jahr für Jahr um Zuschüsse, Förderungen und eventuelle Steuererleichterungen zu betteln.
Wir müssen eben unsere Kulturarbeit so gestalten, dass wir das richtige Verhältnis zwischen «Kommerz» und «Kunst» finden. Denn wenn sich die Bevölkerung für unsere Arbeit interessiert – tut es zwangsläufig auch irgendwann die Politik. Immerhin haben wir ja wieder Wahlen 😉 Das Wichtigste ist aber, dass wir Spaß an unserer Arbeit haben – und das mittlerweile seit über 20 Jahren.“

Albin Böcksteiner ist seit 1995 Mitglied und seit 2013 Obmann des Kultur-und Musikvereines TITANIC in Bad Leonfelden.
kvtitanic.at
Foto: Privat

Herbert Scheiböck

„Das OÖ. Forum Volkskultur ist der Dachverband aller 23 landesweit tätigen volkskulturellen Verbände und Arbeitsgemeinschaften in Oberösterreich. Insgesamt repräsentiert das OÖ. Forum Volkskultur mehr als 3.500 Vereine landesweit, die alle in unterschiedlichsten Formen und Intensitäten Kulturarbeit leisten. Diese Arbeit geschieht ehrenamtlich. Gelebte Volkskultur in Oberösterreich versteht sich als Stütze des Kulturlandes, die auf gute Rahmenbedingungen für ihre Arbeit bauen und vertrauen kann. Erleichtern und verbessern ließe sich manches im Bereich des Veranstaltungssicherheitsgesetzes, in dem manche Normen sich als wenig praxisnah und insgesamt unflexibel erwiesen haben. Auch die steuerliche Behandlung von Festivitäten, die ja oftmals zur Finanzierung der Vereinsarbeit dienen, könnte mehr im Sinne einer ehrenamtlichen Vereinsarbeit geregelt werden.“

Konsulent Herbert Scheiböck ist seit 2007 Präsident des OÖ. Forum Volkskultur.
ooevolkskultur.at
Foto: Privat

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