Geschäftsführer Thomas Diesenreiter über eines seiner Herzensprojekte.
Die Klimakatastrophe ist eines der bestimmenden Themen dieser Zeit, die auch in der Kulturbranche jede*n zur Reflexion des eigenen Handelns bringen sollte. Die KUPF OÖ als Interessenvertretung ist in dieser Hinsicht mehrfach gefordert: Mit einer durchaus großen Reichweite haben wir Vorbildwirkung und auch, weil es als Betrieb einfach notwendig ist, beschäftigen wir uns schon länger damit, wie wir unserer Verantwortung zu diesem Thema nachkommen können.
Was ein Betrieb tun kann
Die KUPF OÖ hat in den letzten Jahren schon viele Schritte gesetzt, um ihre CO2 Bilanz zu verbessern: Beispielsweise die ausschließliche Verwendung von Recyclingpapier, die Nutzung von Ökostrom, die Installation von Heizungssteuerungen, die Umstellung der innerstädtischen Zustellung auf Fahrradkuriere, den Austausch von stromfressenden Geräten im Bürobetrieb, die möglichst regionale Anschaffung von Lebensmitteln für Veranstaltungen, die Reisen mit öffentlichen Verkehrsmitteln, wo möglich, und wo nicht, mit Leih-Elektroautos, das Beachten von Umweltzeichen bei der Beschaffung oder dem Kauf und Leasing von vorzugsweise gebrauchten IT-Geräten und möglichst lange Nutzung dieser. Seit 2023 sind wir auch Klimabündnisbetrieb, das unseren Bemühungen im Zuge des Beitrittsgesprächs auch ein sehr gutes Zeugnis ausgestellt hat.
Der Druck-Abdruck
Den CO²-Abdruck konnte die KUPF OÖ so schon deutlich reduzieren, allerdings mit einer Einschränkung: Die Produktion der KUPFzeitung macht mittlerweile wohl 80% unseres verbleibenden CO²-Abdrucks aus. Immerhin werden etwa 600 kg Papier pro Ausgabe verwendet, dazu kommt die verbrauchte Farbe. Auch wenn das von uns verwendete Papier sowie die von uns gewählte Druckerei eine Umweltzertifizierung besitzen, so fallen auch im besten Fall immer noch jede Menge Treibhausgase bei der Produktion an.
Die einfachste „Lösung“ wäre: Das Printprodukt Zeitung einstellen. Ein Schritt, den wir aber aus diversen strategischen Gründen derzeit nicht gehen können und wollen.
Einen KultUrWald pflanzen
Als Alternative wurde vor drei Jahren eine andere Idee geboren: Wir pflanzen einen Wald, der über seine Lebenszeit so viel CO2 bindet, wie wir im Jahr für die Zeitung ausstoßen. Wir produzieren unser Papier quasi selbst, und das nachhaltig.
Von Anfang an war klar, dass wir nicht einfach nur Zertifikate für Aufforstungsprojekte im fernen Ausland kaufen wollen. Die Vertrauenswürdigkeit solcher Projekte ist oft schwer zu beurteilen und hat den Beigeschmack des Auslagerns der Problemlösung.
Daher haben wir ein kleines Grundstück im Norden des Mühlviertels erworben, in der Gemeinde Leopoldschlag im Bezirk Freistadt. Zur Verfügung gestellt wurde uns das Grundstück von der Familie Friesenecker, die einen Bio-Bauernhof führt, und die uns freundlicherweise seither auch mit Rat und Tat begleitet. Juristisch und praktisch wurden wir dabei vom Linzer Notar Dr. Wolfgang Schuster sowie vom Zivilgeometer-Büro Ebner & Bauer unterstützt, ohne die wir das Projekt nicht umsetzen hätten können. Gut ergeben hat sich auch, dass der langjährige Kultur- und KUPF OÖ-Veteran Andreas Wahl mittlerweile in der Nachbargemeinde lebt und motiviert war, für uns die Waldpflege vor Ort zu übernehmen und dafür auch die notwendige Forstausbildung zu absolvieren.
Klimakatastrophenfitter Wald
Gerade im Mühlviertel ist leider die vorherrschende Waldart die Fichten-Monokultur, mit all ihren bekannten Nachteilen für die Biodiversität. Auf den etwa 5.000 m² soll daher ein Mischwald die regionale Biodiversität unterstützen. Im Vordergrund steht dabei nicht die wirtschaftliche Profitmaximierung, sondern ein Beitrag zur Absicherung der natürlichen Lebensräume der regionalen Fauna und Flora und dem Bekämpfen der Klimakatastrophe. Auf diese beiden Zielfaktoren wird besonders in der Selektion der zu pflanzenden Baumart geachtet werden, die wissenschaftlich fundiert und begleitet geschehen wird. So sollen beispielsweise vor allem jene Baumsorten gepflanzt werden, die an dem gewählten Standort einerseits die höchste Überlebenschance angesichts der drohenden Klimakatastrophe vorweisen und andererseits den größten Beitrag zur Biodiversität leisten können.
Forschung und Landwirtschaft
Das Projekt wird wissenschaftlich durch eine Kooperation mit dem Forschungszentrum für Wald (BFW) begleitet. Durch diese Kooperation konnten wir uns auch an einem internationalen Forschungsprojekt der Schweizer Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) zur Erforschung von Saatgut-Ausstreuung beteiligen. Die ersten 2.000 Baumsamen aus dem Forschungsprojekt wurden im Frühjahr bereits eingepflanzt.
Im Herbst soll dann die restliche Fläche aufgeforstet werden. Geplant ist dabei unter anderem auch das Ansetzen von käferresistenten Fichten und pilzresistenen Eschen. Bei letzteren handelt es sich um Pflanzen aus einem anderen Forschungsprojekt des BFW, das damit weltweit erstmals gentechnische Eingriffe in das Erbgut von Bäumen vorgenommen hat.
Die KUPF OÖ ist damit vermutlich die erste Interessenvertretung im Kulturbereich, die auch Mitglied der Landwirtschaftskammer ist. Das hätten wir uns vor ein paar Jahren wohl auch noch nicht gedacht.
Für die Aufforstung braucht die KUPF OÖ noch Geld, das im Zuge eines Crowdfundings aufgebracht werden soll. Wenn auch ihr einen Beitrag zum KultUrWald leisten wollt, freuen wir uns über jede Unterstützung:
Mehr Informationen unter: https://kulturwald.at/