United Colours of Ehrenamt

Gabi Gerbasits analysiert „Schein“ und „Sein“ des internationalen Ehrenamtsjahr.

 

Das „International Year of Volunteers 2001“ bietet einerseits eine geeignete Fläche für Projektionen und Identifikationen und andererseits für Polit- und Wirtschaftsstrategien, je nachdem auf welcher Seite des Spieles man sich befindet. Ehrenamtlich Tätige können sich in ihrem Tun bestärkt und für den Staat unerlässlich fühlen, sie bekommen die Ehre, die anderen das Gehalt. Jene, die für ihre ehrenamtlichen Tätigkeiten hingegen für eine gerechte Entlohnung plädieren, werden weder das eine noch das andere erhalten.

Die Wirtschaft findet raffinierte Wege das Engagement der Ehrenamtlichen für ihr Unternehmerprestige zu nutzen. Ein sehr plakatives Beispiel möchte ich stellvertretend ausführen. In der jüngsten Kampagne der Firma Benetton tritt das Unternehmen quasi selbst als Streetworker und Samariter auf. Von den Plakaten blicken die ehrenamtlichen HelferInnen auf uns herab: die Kosmetikerin Sara Lewal, die unentgeltlich eine Tagesstätte für Behinderte in einem pakistanischen Flüchtlingsdorf leitet; die Studentin Naya Joffre aus der Schweiz, die für sechs Monate Straßenkinder in Guatemala hilft; die Seniorin Donna Jones, die mit ihrer Stepptanzgruppe in amerikanischen Krankenhäusern die Stimmung aufhellen möchte.

Das Bundesministerium für Soziale Sicherheit und Generationen wird im Dezember 2001 erstmals den „Ehrenamtspreis“ in 10 Kategorien in einem Festakt „stellvertretend für alle ehrenamtlich Tätigen“ verleihen. Doch hier geht es nicht nur um sektlauniges – oder wie bei Benetton sozialromantisches – Schulterklopfen. Es geht auch nur vordergründig darum, das Ehrenamt aufzuwerten. Vielmehr soll der bereits vorhandene Glanz des Ehrenamtes auf die Politik abstrahlen. Dieses Licht, das aus den erzeugten Bildern von „Altenbetreuung, Rettungsdienste“ u.ä. strahlt, soll blenden und uns den/die PolitikerIn in derselben Kategorie gesellschaftlicher Aufopferung erscheinen lassen. Denn nach nichts sehnt sich die Politik (und das profitorientierte Unternehmertum) mehr, als nach dem Eindruck selbstlos zu erscheinen. Vor allem diese Politik hat es bitter nötig.

Der Einrichtung des Ehrenamtspreis voran, ging im Winter 2000/01 eine Initiative von Bundesminister Haupt. Acht Arbeitskreise „zur Diskussion der gemeinsamen Anliegen der gemeinnützigen Einrichtungen, Vereine und Initiativen sowie zur gemeinsamen Entwicklung und Erarbeitung von gesamtstaatlichen Lösungen für offene Probleme der Freiwilligenarbeit in Österreich“ wurden installiert. Zahlreiche NPO’s wurden zur Teilnahme eingeladen.

Auch die Kulturplattform Oberösterreich (KUPF) und die IG Kultur Österreich nahmen teil. Jedoch wurde durch die Einladungspolitik der Verantwortlichen gewährleistet, dass die „gemeinsamen Anliegen“ nicht zu visionär wurden. Denn es fanden sich auch VertreterInnen von Parteien und deren Vorfeldorganisationen sowie leitende Landes- und Bundesbeamte ein, die ständig die Grenzen ihrer vermeintlichen Realität – Sparkurs! – im Auge behielten und so, sagen wir mal „das Geschehen abrundeten“. Das nimmt natürlich den erarbeiteten Forderungen bzw. Anregungen die nötige Schärfe und könnte zu dem Schluss führen, dass die Teilnahme an solchen Arbeitskreisen sowieso sinnlos ist. Trotzdem ist unsere Rolle als „watchdog“ nicht zu unterschätzen, gilt es doch das Schlimmste zu verhindern und mit dem Ergebnis trotzdem nicht einverstanden zu sein!

Vielleicht landet alles Erarbeitete im tiefen Brunnen, wie einst das Weißbuch zur Kulturpolitik von Staatssekretär Wittmann. Das schöne Fest, der Ehrenamtspreis, eine Einladung zu Vera und ein paar Tränen in den Augen werden bleiben.

GABI Gerbasits

Auch das Land Oberösterreich lädt am 5. Dezember zu einer Feierstunde unter dem Motto „Ehrenamt – unverzichtbar – unbezahlbar“. Im Rahmen dieser Veranstaltung überreicht LH Pühringer den „jeweiligen Repräsentanten der eingeladenen Organisationen einen Ehrenurkunde des Landes“. Sollte diesen „eine Teilnahme nicht möglich sein“, so ersucht LH Pühringer, „einen hochrangigen Vertreter namhaft zu machen, an den die Urkunde überreicht werden kann.“ Insgesamt liegen Einladungskarten für drei (!) „Funktionäre, Mitglieder, oder Förderer Ihrer Organisation“ bei, „damit auch diese, von Ihnen ausgewählten Persönlichkeiten die Möglichkeit erhalten an der Feierstunde teilzunehmen.“ So wird wohl auch in Oberösterreich (wieder einmal) das Ehrenamt abgefeiert – aber kein Schritt unternommen, die Rahmenbedingungen für ehrenamtliches Engagement zu verbessern.

Udo Danielcyzk

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