Pregarten im Mühlviertel. Eingebunden in eine zwischen zwei restaurierten Gebäudeteilen einer alten Mühle stehende Stahl-Glaskonstruktion liegt ein Veranstaltungsraum mit der Form und Farbe eines Findlings. 1 Anfang April fand hier eine Informationsveranstaltung zu dem EU Kulturförderprogramm Culture 2000 statt, die als Kooperation von KUPF, Bruckmühle und dem InfoRelais stattfand. Im Gespräch mit Gabi Wall (Tribüne St. Georgen) erläutert die ehemalige Geschäftsführerin der Kulturplattform OÖ, Sylvia Amann, das spannende Betätigungsfeld sowie den Wirkungsbereich des InfoRelais .
von Gabi Wall
Hallo Sylvia, du bist die Trägerin des „InfoRelais, Initiative für regionale Kulturentwicklung und EU-Regionalförderung“. Was verbirgt sich hinter InfoRelais? InfoRelais ist eine neue Informations- und Beratungsstelle, mit dem Ziel Kunst- und Kulturschaffende, Kulturvereine sowie Kunst- und KulturvermittlerInnen bei ihren Weg inRichtung EU-Förderungen, und da speziell hin zu den sogenannten EU-Regionalförderungen, behilflich zu sein. InfoRelais setzt sich auch zum Ziel, Zeitkultur in den Förderschienen der EU Regionalförderung unterzubringen, da bisher, wenn man es sich von den Zahlen her anschaut, in OÖ sicher rund 70% der Mittel, die Kulturprojekte aus den Regionalförderungen lukrieren konnten, eher in den Bereich kulturelles Erbe gegangen sind.
Du sprichst von EU-Regionalförderungen, kannst du das Prinzip erörtern und ein paar Einzelheiten nennen?
EU-Regionalförderungen dienen primär zur Umverteilung innerhalb der EU. Die ärmeren Regionen bekommen Zuschüsse von, vereinfacht gesagt, den reicheren Regionen, damit sie in ihrer Wirtschaftskraft und in ihrer Attraktivität, in ihrem wirtschaftlichen und sozialen Zusammenhalt langsam aber sicher Richtung Durchschnittsreichtum der Europäischen Union wandern. Das hat auf den ersten Blick nicht sehr viel mit Kultur zu tun, aber nun ist die EU draufgekommen, dass die Kultur eigentlich auch ganz wichtige Beiträge zur Regionalentwicklung leisten kann, z.B. Kulturtourismus oder ähnliches. Aus diesen Zusammenhang heraus sind EU-Regionalförderungen für Projektträger in den Regionen, die Kulturprojekte realisieren wollen, eine spannende Sache.
Du sagst eine spannende Sache: Wo liegen die Vorteile für Kulturvereine, und wie schauen die Möglichkeiten aus, an diesen Regionalprogrammen teilzunehmen?
Es gibt zahlreiche Vorteile für ProjektträgerInnen im Rahmen der Regionalförderungen. Zum einen einmal, im Gegensatz zu anderen EU-Förderprogammen, sitzen die Ansprechpersonen vor Ort. Der Projektantrag muss nicht in Brüssel eingebracht werden, sondern man kann mit zuständigen Leuten aus der Landesregierung bzw. in den Regionen, mit sogenannten RegionalmanagerInnen direkt ins Gespräch treten. Es ist aber zu betonen, dass die zuständigen Stellen für EU-Regionalentwicklung nicht unbedingt auf Kultur fokussieren. Kultur ist ein Randbereich innerhalb der Regionalförderungen, und da soll das InfoRelais den Link zwischen der Kulturszene einerseits und der Regionalentwicklung anderenseits herstellen. InfoRelais ist also auch österreichweit tätig, ansonsten gibt es pro Bundesland bzw. pro Region zuständige Menschen, mit denen man das Gespräch bezüglich der eigenen Projekte suchen kann. Ein weiterer Vorteil ist, dass man für seine Projekte nicht nur einjährige Finanzierungsverträge bekommen kann, sondern auch Zusagen für mehrere Jahre. Damit können natürlich größere Geschichten konzentrierter angegangen werden, als es bei der klassischen Kulturförderung möglich ist. Dann sehe ich gerade für regionale Träger den Vorteil, dass diese Programme oft eine gewisse Vernetzung in der Region verlangen. Das kann für die Projekte selbst interessante Impulse bringen. Sicher, auf der anderen Seite birgt das die Gefahr, dass Projekte instrumentalisiert werden können, dass z.B. aus einer künstlerischen Auseinandersetzung plötzlich ein kulturtouristisches Vorzeigemodell wird. Für manche Kulturträger ist das dann auch nicht einfach zu verkraften. Interessant für kleinere Organisationen ist auch, dass man eben klein anfangen kann. Es gibt gerade im Interreg-Programm 2 sogenannte „small project facilities“. Da kann man einmal mit einem Miniprojekt probieren, wie die grenzüberschreitende Zusammenarbeit funktionieren könnte, oder überhaupt einmal probieren, Kontakte zwischen KulturträgerInnen dies- und jenseits der Grenze aufzubauen.
Kannst du noch einmal im Detail die konkreten Leistungen von InfoRelais anführen!
InfoRelais ist eine junge Organisation und hat ihre Tätigkeit mit Beginn des Jahres 2000 aufgenommen. Deshalb kann ein umfassendes Leistungsangebot inklusive Projektbegleitung noch nicht angeboten werden, da fehlen vorerst einfach die Mittel dazu. Was geboten wird, sind regelmäßige Informationen über die Aktivitäten, wie z.B. Informationsveranstaltungen von InfoRelais, in Form einer Mailingliste 3. Dann plane ich weiters regelmäßig Kurzinfos herauszugeben, angereichert mit Hintergrundinformationen wie „…was sind die Ziel 2 Gebiete in Österreich, beschlossene Förderprogramme, kulturelle Schwerpunkte gehen in die und die Richtung…“ Weiters steht das InfoRelais auch für eine Beratungsschiene. Primär geht es einmal um Erstberatung, d.h. wer mir eine Projektbeschreibung von ca. einer A4 Seite schickt, mir sagt, was wo gedacht wird und fragt, ob das einen Sinn macht, sich da um EU Regionalförderungen zu bemühen, welche Schienen da interessant wären, dann stelle ich entweder per Mail oder Telefon ausführliche Antworten zur Verfügung. Zwei Projekte sind auch gerade im entstehen. Zum einen eine Vernetzungsinitiative in Richtung best practices: rund 100 Kulturprojekte aus ganz Österreich, die in der vergangenen Programmperiode mit Hilfe von EU-Regionalförderungen realisiert wurden, sollen erhoben werden und somit Projektbeschreibungen wie Ansprechpersonen liefern, damit sich Interessierte untereinander vernetzen können. Zum anderen hab ich vor, die österreichischen Stellen, die über EU-Förderungen informieren und die Programmschienen betreuen, die für kulturelle Projekte interessant sein könnten, im Laufe des Jahres auch zu vernetzen. Ich möchte ein kleines informelles Netzwerk in Österreich gründen, wo dann die Kulturprojektträger nicht mehr von einer Stelle zur anderen geschoben werden, sondern dass das intern abgeklärt wird. Egal an welche Stelle man sich wendet, bekommt man sozusagen für sich, für sein Projekt die relevanten Informationen.
Ich denke, das ist eine ganz große und wertvolle Aufgabe, die du dir gestellt hast. Du planst deine Aktivitäten für ganz Österreich aus von deinem Sitz hier in der Bruckmühle im Mühlviertel. Strahlt das Mühlviertel soviel Energie aus, deine Arbeit für ganz Österreich zu leisten?
Eine Person kann für ganz Österreich den Zusammenhalt Kultur und Regionalförderung sicher nicht abdecken. Es ist ein Anfang und soll ausgeweitet werden. Das Mühlviertel strahlt vielleicht doch relativ viel Energie aus. Man sagt auch immer, dass die Radonbelastung um einiges höher wäre als in anderen Regionen, vielleicht ist das sehr stimulierend. Spaß beiseite, grundsätzlich hab ich das Mühlviertel und auch die Bruckmühle als Sitz für das InfoRelais doch sehr bewusst gewählt. Die Bruckmühle hat ja selber den Schwerpunkt Kultur und Regionalentwicklung, Offenheit gegenüber den Nachbarn vor allem im Norden. Das ist auch der Hintergrund der für das InfoRelais, sowie für mich persönlich, ganz wichtig ist. Ein Projektbereich des InfoRelais ist auch der Aufbau eines wirklich formellen, europaweiten Netzwerkes im Kontext Kultur, Regionalentwicklung und EU-Regionalförderung mit ganz intensiver Miteinbeziehung der Beitrittskandidatenländer. Auch symbolisch ist die Bruckmühle für das InfoRelais ein sehr guter Sitz. Im Zentrum von Kultur und Regionalentwicklung, die tschechische Grenze nicht viel weiter weg als 25-30 km, das ist für mich stimmig.
1 vom pleistozänen Inlandeis verschleppter Gesteinsblock 2 ein Programm der EU-Regionalförderung. Siehe Leader-Studie 3 office@inforelais.org
Redaktionelle Bearbeitung: Susanne Blaimschein, Andi Liebl