Liebe Verwundete und Verletzende, liebe Unermüdliche und Handelnde!

Wahl für Wahl rücken wir nach rechts. Dabei werden unsere Demokratie, Freiheit und Sicherheit angegriffen. Von (un)sichtbaren Wunden, die unsere Gesellschaft prägen, bis zum (un)sichtbaren Bluten, wie Menstruation – diese Ausgabe widmet sich Blut in all seinen Bedeutungen. 

Kunst und Kultur wollen Räume der Veränderung, der Auseinandersetzung und der Solidarität sein. Aber häufig sind sie nur für jene zugänglich, die es sich leisten können. Wie kommen wir zu einer Kultur, die allen gehört? Was können wir dem Rechtsruck entgegensetzen? Wie können wir verhindern, dass Kultur und Gesellschaft weiter ausbluten? Die nur knapp gescheiterte FPÖ-Beteiligung an der Bundesregierung reflektiert Thomas Diesenreiter (S. 5).

Die Kritikkolumne (S. 7) ordnet ein: Die Hälfte der Menschheit blutet zyklisch, viele unter Schmerzen. Nach wie vor findet die Realität der Menstruation kaum Sichtbarkeit und Verständnis – und das auch in einer Szene, die sich als inklusiv und progressiv versteht. In der Streetview (S. 22) schauen wir mit Sonja Birgmann, Rebekka Hochreiter und Barbara Rieger genau dort hin, wo Menstruierende bei der Teilhabe an Kulturarbeit auf Hürden treffen, was Veranstalter*innen tun können, wie politisch Menstruation ist, insbesondere für queere Personen, und wie es Endometriose-Betroffenen und anderen chronisch kranken Personen geht. 

Doch wir bluten nicht nur während unserer Zyklen, auch patriarchale Strukturen hinterlassen Wunden. In Nur kurz im Blut nachweisbar (S. 20) berichtet Monika Andlinger über den Missbrauch von K.O.-Tropfen. Denn auch hier reproduziert der Kunst- und Kulturbetrieb Strukturen, in denen die Hälfte der Gesellschaft mit einer realistischen Wahrscheinlichkeit von Übergriffen arbeiten und leben muss. Wer sich (keine) Gedanken darüber machen muss, mit einem Menstruationsartikel in der Hand gesehen zu werden, arbeitet Susi Hinterberger auf (S. 16). Die Herausgeberinnen des literarischen Sammelbands Bluten Stefanie Jaksch und Magdalena Stammler hat Marlies Auer interviewt (S. 13).

Blut ist nicht nur ein Zeichen von Verlust. Es ist auch ein Symbol der Lebendigkeit, der Verbundenheit und des Kampfes. Wer blutet, lebt – und wer lebt, kann handeln.


Bleiben wir verbunden, laut und sichtbar,
Die Redaktion

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