In der letzten Ausgabe haben wir Flüchtlinge zu ihren Erlebnissen mit Kulturinitiativen befragt. Dieses Mal drehen wir den Spieß um: Wie erleben Kulturinitiativen und Kulturschaffende in Oö das Zusammenkommen mit Flüchtlingen? Inwiefern verändern Konfrontation, Kooperation und gemeinsames Gestalten die Aktivistinnen? Gibt es Auswirkungen auf das Selbstverständnis und die Kulturarbeit?
Markus Luger
Willkommenskultur: Die Flüchtlingssituation hat unser Selbstverständnis verändert, auch wenn es vorher schon nicht einfach war, das sehr offene Konzept «Otelo» zu kommunizieren. Mehr denn je beschäftigen uns aktuell zwei Fragen: Wie kommuniziert man in einer diversen globalen Welt lokale Angebote, ohne erhebliche Teile der Menschen implizit auszuladen? Wie können wir es unterstützen, dass sich TeilnehmerInnen auch willkommen fühlen?
Die Menschen in den Otelos üben sich in einer offenen Willkommenshaltung und in den Räumen sollen herzliche Begegnungen gelingen. Alle BürgerInnen haben das Recht und sollen auch die Chance bekommen, Otelo- äumlichkeiten ohne Barrieren zu nutzen. Um die neue Gruppe von zukünftigen BürgerInnen zu erreichen, werden auch wir uns verändern müssen, die Sprachen und Formen der Einladung zum Beispiel. Im Kern werden wir dadurch noch stärker ein Raum für Alle werden, in dem offene Begegnungen und herzliche Beziehungen möglich sind. Wie immer wird uns die Herausforderung am Ende stärken, auch als Gesellschaft.
Markus Luger, Otelo-Botschafter. (Foto: Robert Maybach)
→ otelo.or.at
Vicy Schuster
Vicy Schuster, Vorstandsmitglied KUPF und KV Koma. (Foto: Benni Spindler)
→ koma.ottensheim.at
Elisabeth Neubacher
Mit dem KUPF-Innovationstopf-Projekt Kulturkoordination haben wir uns letztes Jahr intensiv mit unserem Kulturschaffen und unserem Kulturbegriff auseinandergesetzt; seit dem Zusammentreffen mit den Refugees hat sich dieses Selbstverständnis um einen interkulturellen Aspekt erweitert.
Elisabeth Neubacher, Schauspielerin, Regisseurin, Theaterpädagogin sowie karenzierte Geschäftsführerin beim Freien Radio B138. (Foto: Susanne Rettig)
→ radio-b138.at
José Pozo
Seit drei Jahren portraitiere ich AsylwerberInnen aus Afghanistan, Syrien, Somalia oder dem Iran. Mit meiner Arbeit möchte ich erreichen, dass die Menschen rund herum ihre Scheuklappen abnehmen und geflohenen Menschen ins Gesicht schauen und sich mit deren Situation auseinandersetzen. Für mich ist es untragbar, dass Menschenleben hinter einem Begriff unsichtbar gemacht und für gesellschaftspolitische Interessen eingesetzt werden.
José Pozo, Künstler und Kulturaktivist bei urban farm. (Foto: Privat)
→ urbanfarm.at