Es gibt Neues an der Front nimmt Nicole Honeck zum Anlass, wieder mal aus der Region zu berichten.
Es gibt schon lange Bestrebungen, der Kultur ein Haus zu erkämpfen, in und um Vöcklabruck. Nicht wenige Kultur-initiativen haben mit sehr erstrebenswertem Programm bewiesen, dass es eine Nachfrage gibt, es sind Einzelpersonen, die sich für Kultur einsetzen und diese ebenso genießen, genauso engagiert wie künstlerische, kulturarbeitende Kollektive, die die Entwicklungen begleiteten, unterstützten und formten. 2008 gründete sich der Verein Kunst und Kulturhaus Vöcklabruck und wagte somit einen ersten Schritt der Manifestierung; zahlreiche Ehrenamtsstunden und immer mehr hinzukommende Mitglieder erzielten ein Adaptierungskonzept für eine detailgetreue Antragstellung – motiviert durch ein in Aussicht gestelltes Haus: die Hatschekstiftung! Der sich als eine Plattform aus Kulturschaffenden verstehende Verein hat in den letzten drei Jahren einige Höhen und Tiefen hinter sich gebracht. Ich werde hier an die Zielgerade der für das Jahr 2010 geplanten Eröffnung des Artikels – der gar immer am Rad der Zeit befindlichen – KUPFzeitung Nr.124 (März 2008) anknüpfen.
Nun, mittlerweile schreiben wir das Jahr 2011 und leider können weder der Verein noch die durstigen Kunst- und Kulturnießerinnen der Region auf eine feine, gar pompöse Eröffnung zurückblicken und sich tätig tummeln. Vöcklabruck wurde nach der 2009 stattfindenden Podiumsdiskussion »Kunst- und Kulturhaus – Gegenwart und Perspektive« eine Abgangsgemeinde, die bei allen Investitionen über 5.000,- Euro, die Zustimmung des Landes Oö braucht: Ironie? Nein! Es folgten Absagen, interne Umstrukturierungen, Auslaufen der baubehördlichen Genehmigung für Veranstaltungen im Haus, getoppt vom im Raum stehenden Gebot zum Verkauf der Hatschekstiftung. Die Antworten waren: ins Leben gerufene »Kulturaustauschtreffen« zur noch stärkeren Vernetzung der Freien Szene in der Region und die erste Kultur-Demonstration in Vöcklabruck! »Der Fußmarsch der Maroden« forderte am 29. September 2010 geeignete Veranstaltungsstätten für Konzerte, Lesungen, Proberäume für Bands, etc. und eine Förderpolitik, die ihrem Namen gerecht wird, auch abseits der stadteigenen Kulturbetriebe und leitete somit den Auftakt einer gefühlten Wende ein:
Junger Zuwachs kam mit Young & Culture, ein im Oktober 2010 gegründeter Verein, der die Ziele des Vereins Kunst- und Kulturhaus VB manifestierte und durch die eingebrachte Sichtweise einer großen Gruppierung Jugendlicher die Basis des Vereins erweiterte: »Eine Gruppe von 35 Jugendlichen im Alter von 17 – 23 Jahren, die verschiedenste Veranstaltungen und Projekte organisiert. Nachdem unsere Bezirkshauptstadt Vöcklabruck kaum Jugendkultur bietet, dachten wir uns frei nach dem Motto „Mach ma’s selbst!“ diesen Verein zur Belebung der Innenstadt zu gründen. Seit Jahren gibt es nämlich in Vöcklabruck kaum Events für junge Menschen, man muss in die umliegenden Städte […] ausweichen, auch deshalb, da es keinen geeigneten Veranstaltungsraum in Vöcklabruck gibt. Das wollen wir ändern! 1.500 Besucher [sic!] bei unseren ersten Events geben uns recht und sind ein sehr positives Feedback an unsere Arbeit. […] Mittlerweile finden sich bei unseren wöchentlichen Treffen zwischen 20 und 30 Leute ein, die allesamt organisieren und gewillt sind, Vöcklabruck für junge Menschen lebenswerter zu machen. Auch die Stadtgemeinde, das Stadtmarketing, Geschäftsleute aus der Innenstadt und weitere Vereine sind auf uns aufmerksam geworden und möchten unsere Projekte unterstützen.«, so Jan Pöltner, ein Vereinsmitglied. Am 23.02.2011 erfolgte die Zusicherung der Stadtgemeinde beim Land Oö um Genehmigung für die Adaptierungsmaßnahmen anzusuchen. Ironie? Auch diesmal nicht! Freilich geht es um Minimaladaptierungen von 20.000,- Euro, die den Veranstaltungsraum rechts und den Gastrobereich für ca. 200 Personen zulässt. Allerdings notwendig (!), um eine kulturelle Nutzung erneut zu ermöglichen!
Neue Perspektiven? Frischer Wind? …
Jedenfalls wird zielgerichtet dagegen gearbeitet, gegen das Warten und Hoffen und gemeinsam die vermeintliche Siegerstraße selbst gepflastert! Die initiierte Bausteinaktion »Wir bauen mit« bietet symbolische Bausteine zum Kauf und will mit den selbst lukrierten Geldern die Stadtgemeinde und den Verein Kunst- und Kulturhaus unterstützten, die Adaptierungsmaßnahmen rasch umzusetzen. Sicher ist sicher! Immerhin sind bereits schon jetzt die Hälfte der benötigten Gelder aufgestellt!
Rauh ist es an der Front! Das gibt es zu berichten! Und für alle, die mitpflastern wollen, hier noch zwei Ankündigungen: 15. Mai 2011, 19:30Uhr, Landesmusikschule Vöcklabruck – Bausteinaktion: Benefizabend 27. Mai 2011, 20:00Uhr, Ehemaliger Mosquito Musikclub Timelkam – Bausteinaktion: Another brick in the wall.
Nicole Honeck werkt und wirkt als Kulturtäterin in Linz und der Region.