Tatsachen

Über Verbindlichkeit, Kulturleitbild, die Umsetzung von Gender Mainstreaming und Frauenförderung wundert sich Katja Haller

 

Ein Beispiel: 2006 gingen die sieben mit je 7.500,- Euro dotierten Landeskulturpreise an Männer. Ausschließlich. Noch ein Beispiel: Das bisher von Linz 09 veröffentlichte Musikprogramm stellt von Männern zu realisierende Projekte vor. Ausschließlich.

Anfang dieses Jahres wurde der Entwurf zum Kulturleitbild OÖ zur Diskussion vorgelegt. Darin bekennt sich das Land OÖ zur Stärkung des kulturellen Profils der Landeshauptstadt Linz mit nachhaltigen Effekten durch Linz 09. Weiters bekennt sich das Land OÖ im Entwurf explizit zur „(…) Gleichstellung der Geschlechter, die auch im Kulturbereich umzusetzen ist (…)“. Gegen Ende scheint der PunktGender Mainstreaming und Frauenkulturförderung auf. Darin finden sich als Maßnahmen und Ziele die „Umsetzung des Landeskonzepts des Gender Mainstreaming in allen Bereichen“, die „paritätische Besetzung aller Beiräte und Gremien im kulturellen Bereich“ sowie die Förderung von Künstlerinnen und von frauenspezifischen Projekten. Gender Mainstreaming wurde 2002 als Strategie für Politik und Verwaltung im Land OÖ beschlossen. Im Entwurf zum Kulturleitbild wird nun die Umsetzung für die Bereiche Kunst und Kultur verankert.

Bleibt es bei Lippenbekenntnissen? Bei kulturellen Großprojekten zeigt sich, dass diese nach wie vor nicht gleichberechtigt umgesetzt werden. Der Mechanismus „je mehr Geld/Prestige, desto mehr Männer“ kommt sehr deutlich zum Tragen. Dies veranschaulicht z. B. ein Blick auf die Landesausstellung 2008. FIFTITU% und die KUPF haben in ihren ausführlichen Stellungnahmen zum Kulturleitbild klar gemacht, dass das im Entwurf eingangs erwähnte Bekenntnis zur Gleichstellung als Querschnittsmaterie zu verstehen und damit durch das gesamte Kulturleitbild zu ziehen ist. Was heißt es konkret, das Konzept des Gender Mainstreaming vom Papier in die Praxis zu bringen? Ein Kernelement der Umsetzung von Gender Mainstreaming ist die Analyse der Ist-Situation. Mit nach Geschlechtern differenzierten Statistiken wird belegt, wie viele Frauen eingereicht oder sich beworben haben. Zahlen zeigen schwarz auf weiß, wie die tatsächliche Aufteilung von Frauen und Männern im Projektmanagement, im Programm oder in der Verwaltung aussieht. Von den Analysen ausgehend werden entsprechende Maßnahmen zur Gleichstellung durchgeführt.

Bei sämtlichen Projekten und Großveranstaltungen des Landes OÖ sind bei der Auswahl von Personal und KünstlerInnen Frauen und Männer gleichberechtigt einzubeziehen und die Rollen fair zu verteilen. Bei der Erarbeitung der Themen geht es darum, den unterschiedlichen Lebenszusammenhängen von Frauen und Männern gerecht zu werden. Geschlechtergerechter Sprachgebrauch sollte eigentlich selbstverständlich sein. Die Methode des Gender Budgeting analysiert die Geldströme und deren unterschiedliche Auswirkungen auf Frauen und Männer. Auf Basis einer solchen Analyse kann Benachteiligungen ebenfalls entgegengewirkt werden. Ist dem Land Oberösterreich die Gleichstellung von Frauen und Männern ein wirkliches Anliegen, so ist für die Umsetzung auch das entsprechende Budget in sämtlichen Bereichen dafür vorzusehen. Es geht also nicht nur darum, ein Bekenntnis zu formulieren.

Wie wird die Verbindlichkeit der im Kulturleitbild angeführten Maßnahmen und Ziele, wie wird die Umsetzung von Gender Mainstreaming und Frauenförderung gewährleistet? Im Mai hatte das Autonome Frauenzentrum Linz zu einer Diskussion mit Dr.in Elisabeth Mayr-Kern von der Landeskulturdirektion eingeladen. Im Rahmen der Diskussion wurde als Instrument, um Verbindlichkeit herzustellen, eine regelmäßige Berichtspflicht gefordert. Nach Geschlecht aufgeschlüsselte Förderberichte, ebenfalls nach Geschlecht aufgeschlüsselte Berichte über Großveranstaltungen und Kulturprojekte gäben Aufschluss über die vom Land OÖ angewandten Maßnahmen und deren geschlechterspezifische Wirkungen. Es würde damit evaluiert, welche Instrumente gut greifen und wo in Richtung Gleichberechtigung weitere Impulse gesetzt werden müssen.

Die vorwiegende Vergabe von Leitungsfunktionen und Preisen an Männer sowie männerdominierte Programmgestaltungen zeigen, dass der Beschluss und Wille des Landes Oberösterreich zur Umsetzung von Gender Mainstreaming und Frauenförderung in den Bereichen Kunst und Kultur allein nicht genügt. Es bedarf konkreter praktischer Schritte. Das Kulturleitbild OÖ könnte ein deutliches Signal für deren Verbindlichkeit setzen.

Stellungnahmen: http://www.kulturleitbild.at http://www.fiftitu.at https://kupf.at

Protokoll der Diskussion im Autonomen Frauenzentrum: www.kulturleitbild.at/protokolle/05-07_1.html

Katja Haller ist Geschäftsführerin von FIFTITU% – Vernetzungsstelle für Frauen in Kunst und Kultur.

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