Vorstellung neu gewählter Mitgliedsinitiativen des Jahres 2001. von Andi Liebl
Sieben Vereine sind der Kulturplattform OÖ bei der Jahreshauptversammlung 2001 beigetreten. Das Spektrum der in der KUPF versammelten Vereine hat somit in seinen verschiedenen Facetten einiges dazugewonnen. Für die KUPF eine spannende Aufgabe: trotz der zunehmend differenten Ausrichtung ihrer Mitgliedsinitiativen kompetent und zielsicher gemeinsame kulturpolitische Anliegen zu artikulieren und zu vertreten.
Der Schritt zum selbstverständlichen Zusammenwirken ethnischer Kulturen in einem von Migration geprägten Europa wird durch die Bestrebungen von Migrantinnenvereinen auch an kulturpolitischer Zusammenarbeit mit etablierten Dachorganisationen verdeutlicht. Bei der Diskussion über die Aufnahme im Dachverband wurde bei den Vereinen DIKD und Verein BEGEGNUNG – ARCOBALENO auch der Frage nachgegangen, wie sehr sich diese Vereine als selbständige ProponentInnen ihrer Anliegen auszeichnen. Beide Vereine haben in ihren wichtigsten Organen, dem Vorstand, MigrantInnen als Entscheidungsträgerinnen.
Verein Begegnung Der Verein Begegnung existiert seit 10 Jahren und betreibt seit 3 Jahren ein Büro in der Wienerstraße in Linz. Dort arbeiten 4 hauptamtlich Angestellte an den Chancen für die kulturelle Weiterentwicklung unserer Gesellschaft, die durch das Zusammenleben von Menschen verschiedener nationaler und kultureller Herkunft entstehen. Positiv formuliert, Glück gehabt. Denn nach wie vor wird der schlichte Alltag von MigrantInnen von Problemen begleitet. In nahezu allen Lebensbereichen wie Arbeitswelt, Wohnungsmarkt, Bildungsbereich usw. werden sie mit Diskriminierungen konfrontiert; legistische wie physische. Denn viele InländerInnen reagieren durch mangelnde oder falsche Information und soziale Probleme mit Abwehr; die noch dazu von bestimmten politischen Kräften, die jetzt auch in der Regierung sitzen, geschürt werden.
Der Verein Begegnung steht auch für einen Ort der Begegnung; neben Weiterbildung und Spielgruppen bieten die Räumlichkeiten auch Platz für einen neutralen Treffpunkt sowie zur eigeninitiativen Problembewältigung. Ferienaktivitäten und kulturelle Veranstaltungen machen einen weiteren Schwerpunkt aus. Lesungen, Ausstellungen, Diskussionen und Feste sollen der in und ausländischen Bevölkerung die Möglichkeit geben sich kennenzulernen und auszutauschen. „Die Linzer Begegnungstage“ sind ein Beispiel für diesen Arbeitsschwerpunkt.
DIKD Auch bei DIKD, dem Demokratischen ArbeiterInnen- und Kulturverein der Türkei und Türkei-Kurdistan, geht es um die Durchsetzung von eigentlich längst überfälligen Rechten von Migrantinnen; so zum Beispiel dem Wahlrecht. Dieser Verein hat seine Räumlichkeiten im Stuwe (Linz) und bemüht sich neben einenem kurdisch türkischen Nebeneinander um Deutschkurse, Jugendarbeit und gewerkschaftliche Vertretung. DIKD steht auch für die Organisation von Kulturaustausch zwischen Türkei und Österreich, Feste und Sportevents. Das Zentralorgan von DIKD ist die Zeitschrift „JUNGE STIMME“. Diese sehr engagierte und lesenswerte Publikation wird getragen von den sogenannten „Jugendlichen der dritten Generation“ und ist auch unter http://www.didf.de/junge-stimme im Internet zu finden. DIKD gehen auch mit dem Medium Radio sehr unvoreingenommen um und gestalten wöchentliche Sendungen auf Radio FRO.
Freies Radio Salzkammergut Das Freies Radio Salzkammergut, beheimatet in Bad Ischl, ist neben FRO der zweite Radiosender in der KUPF. Dieser Verein wurde 1997 mit dem Ziel, nichtkommerziellen Hörfunk ins Salzkammergut zu bringen, gegründet. Das Freie Radio Salzkammergut ist mittlerweile Linzenzinhaberin und Gesellschafterin der Radio Salzkammergut BetriebsGmbh und diese wiederum die Veranstalterin eines kommerziellen Sendebetriebs. Am Tag kommerziell, am Abend ab 18 Uhr nichtkommerziell – so stellt sich der Radiobetrieb nach aussen dar. Diese etwas eigentümlich anmutende Konstruktion ergab sich aus der Überlegung nach Eigenfinanzierungsmodellen sowie aus den Bedingungen der lokalen Politik. Förderung des freien Radios ohne Zugeständnisse an die lokale Wirtschaft war nicht vereinbar. So wurde nur der freie,nicht-kommerzielle Bereich Mitglied in der Kupf. Der Verein ist Motor für Programmvielfalt; 35 regelmäßige Sendungen werden von ca. 85 Sendemacherinnen (dazu gehören SprecherInnen aus Kultur-, Sozial-, Jugend- und Frauenvereinen, SchülerInengruppen und Einzelpersonen) gestaltet. Für die Kupf logisches Mitglied und Mitstreiterin im Kampf um Meinungsvielfalt.
AFZ – Autonomes Frauenzentrum Linz Kultur von und mit Frauen erkämpft sich Freiräume, die für Männer schon lange selbstverständlich sind. Seit mehr als 20 Jahren setzt sich das Autonome Frauenzentrum Linz zum Ziel, Frauen in allen Lebensbereichen zu fördern, zu unterstützen und zu begleiten. Das AFZ ist Betreiberin des Linzer Frauennotrufs, bietet soziale wie juristische Beratung und tritt auch als Veranstalterin auf; Schulungen, Workshops und Selbsthilfegruppen finden in den Vereinsräumlichkeiten Platz, ein Frauencafe ist ebenso ein fixer Treffpunkt wie die Bibliothek. Denken wir an den Herrn Frauenminister, an das abgeschaffte Frauenministerium, an die „zurück an den Herd“-Politik, an die angedachten rückschrittlichen Selbstbestimmungsrechte für Frauen (Fristenlösung, Mitversicherung, Studiengebühren), dann wird klar wie notwendig Solidarität und Auseinandersetzung auch innerhalb der Kupf notwendig ist.
Kunst-Dünger Gampern Als Vertreterin aus dem ländlichen Raum ist Kunst-dünger, eine Kulturinitiative aus Gampern zur Kupf gestoßen. Die nahe des Attersees liegende Gemeinde Gampern erfährt durch diesen Verein Belebung und Bereicherung des kulturellen Angebots. Beim Gampener Hoangoat’n werden jährlich aktuelle, politische Themen angeschnitten. Es gibt auch eine Theatergruppe unter den AktivistInnen, die in den Nachbargemeinden öfters aufspielen. Durch die Arbeit von Kunst-dünger kommt so manches zur Sprache und so ist es auch nicht verwunderlich, wenn geheime Pläne der ProponenntInen in der Gründung einer BürgerInnenliste liegen.
KV Willy Der Kulturverein Willy ortet in der Kultur die Aufgabe, Form und Inhalt von Widerstand zu sein. Dieses Motto gipfelt in dem alle zwei Jahre stattfindenden Festival des politischen Liedes im Europacamp am Attersee. Dieses Festival ist die Hauptaktivität dieses Vereins, ein wenig mehr ist auf der Homepage http://www.gegenschwarzblau.at/festival/ zu finden.
Röda Nach der freiwilligen Auflösung des Kulturvereins Kraftwerk tritt nun der Nachfolgeverein Röd@ das Kraftwerksche Erbe an. Dazu gehört natürlich auch das zu Hause sein in der Kupf. Das Haus im Wehrgraben ist der alternative Freiraum für Jugend und Kultur in Steyr schlechthin. Eine junge Crew arbeitet nun, drei Jahre nach der Adaptierung des Hauses, am langfristigen Sichern dieser Struktur; von seiten der Stadt ist noch immer nicht der erforderliche Rückhalt für dieses Projekt spürbar. Die laufenden Programmpunkte im Hause entstehen entweder durch das Zusammenwirken ehrenamtlicher und hauptamtlicher AktivistInnen oder werden von Menschen, die die Räumlichkeiten mieten, organisiert. Weiters beherbergt das Röd@ ein Jugendzentrum (fast ohne Budget), einige Bands und drei mal in der Woche den einen oder anderen Gast im hauseigenen Beisl.
Andi Liebl