Eine Chronologie

an Erinnerungen am Weg zu einen Symposium zum Thema „MigrantInnen Kultur“

 

von Rubia Salgado

Thema MigrantInnen und Kultur. Neue Erkenntnisse bewegten letztes Jahr einige Handlungen in der oberösterreichischen Kulturlandschaft: MigrantInnen wurden als Thema in der Kulturpolitik anerkannt und der Landeskulturbeirat beschäftigte sich damit. März – Mai 2000.

Es wurde daran gearbeitet, MigrantInnenvereine herausgefunden, Treffen organisiert, Einladungen geschickt, VersammlungsteilnehmerInnen mit Begeisterung begrüßt, Diskussionen mit Vorsicht moderiert, die Heterogenität der Gruppen mit Erstaunen zur Kenntnis genommen, schwelende Konflikte bemerkt, alle Kräfte für deren Befriedigung eingesetzt.

Für einige der VersammlungsteilnehmerInnen (u.a. VertreterInnen von DIDF, MAIZ, KUPF, Ungaro Studio, Integrationsbeirat Vöcklabruck, Integrationsbeirat Linz) waren die vom oberösterreichischen Landeskulturbeirat organisierten Treffen der ideale Boden für das Entstehen weiterer Ideen, die im Sinne einer protagonistischen Mitgestaltung von MigrantInnen im Kulturbereich entworfen wurden. Aus den Entwürfen entstand ein konkretes Vorhaben: ein Symposium zum Thema MigrantInnen und Kultur, das gleichzeitig als Raum für Reflexion und Auseinandersetzung und als Möglichkeit des Kennenlernens und der Vernetzung konzipiert wurde.

Mai – Juni Um weiter an dieser Idee zu arbeiten, fanden einige Gespräche und Sitzungen zwischen einzelnen Personen und Organisationen statt, die daran interessiert waren, auf einer symmetrischen Ebene eine Zusammenarbeit mit dem LKB zu führen. TeilnehmerInnen dieser Diskussionen waren teilweise VertreterInnen der o.g. Organisationen und des LKB, sowie vom Forum Interkulturalität. Im Rahmen dieser Zusammenarbeit wurde ein Konzept für ein Vernetzungstreffen für Kulturinitiativen von MigrantInnen formuliert und beim LKB eingereicht.

Juli 2000 Es wird bekannt gegeben, dass dieses Vorhaben in das Vorschlagspaket vom LKB an die oberösterreichische Landesregierung aufgenommen wurde.

Juli – September 2000 TeilnehmerInnen des Forums sowie VertreterInnen einiger der beteiligten Organisationen trafen sich regelmäßig, um an Konzept bzw. Durchführungsplan des Vernetzungstreffens zu arbeiten. Das Vernetzungstreffen, das in der Form eines Symposiums stattfinden sollte, war voraussichtlich für November 2000 geplant, und nach dem erarbeiteten Vorschlag sollte hier eine Auseinandersetzung mit folgenden Themen geführt werden: Folklore und Tradition in der Migration; Kultur- und Sozialpolitik/ Überschreitungen und Grenzräume; MigrantInnen als ProtagonistInnen im Kulturbereich. Neben der inhaltlichen Auseinandersetzung sollte auf der praktischen Ebene eine Vernetzung zwischen den Organisationen, sowie das Initiieren eines Diskussionsprozesses zur Formulierung von Zielen, Forderungen und Strategien stattfinden.

September 2000 VertreterInnen der Gruppe, die an dem Konzept gearbeitet hat, versuchen Kontakt zum Vorsitzendem vom LKB aufzunehmen, um in Zusammenarbeit mit diesem Gremium weitere Schritte in Richtung Realisierung des Vorhabens zu setzen.

4. Oktober 2000 Treffen in der Kunstuniversität: Anwesende: LKB-Vorsitzender Prof. Mag. Wolfgang Stifter, Vertreterinnen vom Forum Interkulturalität (Beate Helberger, Tülay Tuncel, Sigrid Renner), Vertreterin KUPF und MAIZ (Rubia Salgado). Die Vertreterinnen der Organisationen erklären die Motivation für die von ihnen vorgeschlagene Gesprächssitzung: beabsichtigt war, Fragen zur Organisation zu klären, über das Konzept zu diskutieren, die nächsten organisatorischen Schritte zu bestimmen.

LKB-Vorsitzender Prof. Mag. Wolfgang Stifter betont die Durchführung des Vernetzungstreffens als eine Tatsache, erzählt über die positive Einstellung von Landeshauptmann und Landeskulturreferent Dr. Pühringer dem Projekt gegenüber, bringt Vorschläge von Personen für die Organisation bzw. für die Moderation des Symposiums, informiert darüber, dass der Ausschuss sich Ende Oktober trifft, erwähnt den Posthof in Linz als geeigneten Veranstaltungsort, wo während 2-3 Abende das Vernetzungstreffen stattfinden könnte, erwähnt das Wort Multikultifest, betont, dass alle Vereine zur Veranstaltung eingeladen werden sollten und dass sie beim Treffen die Möglichkeit haben sollten, sich zu präsentieren.

Die Vertreterinnen von den mitbeteiligten Organisationen haben ihre Vorschläge vorgebracht und betonten, dass es nicht beabsichtigt war, ein Fest zu veranstalten, sondern einen Raum zu schaffen, wo neben der Möglichkeit der Vernetzung und des Kennenlernens auch eine inhaltliche kulturpolitische Diskussion stattfinden sollte. Sie präsentierten die Themenvorschläge, die von der Gruppe bei den Diskussionen im Sommer erarbeitet wurden. Es wurde außerdem erwähnt, dass MigrantInnen als OrganisatorInnen und ModeratorInnen bevorzugt werden sollten. Über den Zeitpunkt der Veranstaltung waren alle Beteiligten einig: Ende Jänner 2001.

Ein nächstes Treffen wurde vereinbart: 8. November 2000 Treffen am 8. November wird vom LKB-Vorsitzenden abgesagt.

13. Dezember 2000 19. Ausschusssitzung des Landeskulturbeirates der 3. Funktionsperiode zum Thema „MigrantInnen-Kultur, Vorbereitung eines Symposiums“ in der Katholisch-Theologischen Hochschule. Vorsitz: Prof. Mag. Wolfgang Stifter; Anwesende: Prof. DDr. Monika Leisch-Kiesl, Dr. Alexander Jalkotzy, Arch. Dipl. Ing. Heinz Werner Lang, Mag. Ulrike Breitwieser, Dr. Tania Araujo, Rubia Salgado, Hazira Kapidzija. An diesem Treffen wurde an Rubia Salgado und Hazira Kapidzija der Auftrag erteilt, Kalkulation (Vorarbeit und Symposium) und ein Veranstaltungspapier (Programmvorschlag) zu erstellen, die an Landeshauptmann Dr. Pühringer vom LKB-Vorsitzender Prof. Mag. Stifter übergeben werden sollten. Erst dann könnte entschieden werden, ob das Projekt durchgeführt werden würde. Im Fall einer positiven Entscheidung lautete die Auftragserteilung an das noch zu nominierende Veranstaltungsteam: Durchführung der Vorarbeit, d.h. Kontaktaufnahme zu allen MigrantInnenorganisationen in OÖ, und Durchführung des Symposiums. (siehe Ausschnitte des Protokolls im Kasten)

Jänner 2001 Kalkulation und Programmvorschlag werden an den LKB-Vorsitzenden wie vereinbart geschickt. Für die Erstellung der Kalkulation eine professionelle Kulturmanagerin (Mag. Hummer) betraut.

Jänner – März 2001 Programmvorschlag und Kalkulation werden von der Gruppe an die Vorsitzenden der LKB-Fachbeiräte und an ihre StellvertreterInnen mit der Bitte um Rückmeldung (Kommentare, Ergänzungen, Vorschläge) geschickt. Einige positive Rückmeldungen und Unterstützungserklärungen wurden erteilt.

30. März 2001 LKB-Vorsiztender Prof. Mag. Stifter übermittelt in einem an Rubia Salgado adressierten Brief die Beurteilung des LKB-Ausschusses über das Projekt. Hier werden die kalkulierten Kosten des Projektes und die Beobachtung, dass die MigrantInnenorganisationen nicht kontaktiert wurden, als Gründe für eine Ablehnung (die jedoch nicht explizit formuliert wird) genannt. (siehe Kasten)

5. April 2001 VertreterInnen der beteiligten Organisationen treffen sich und beschließen, das Symposium dennoch zu realisieren.

5. April 2001 Einladung zur Ausschusssitzung des LKB gemeinsam mit Vertretern der MigrantInnen-Kulturvereine beim Integrationsrat Vöcklabruck. Auf der Tagesordnung steht unter anderen „Die thematischen Schwerpunkte für ein größeres Treffen der MigrantInnen-Kulturvereine“

9. und 19. April 2001 Treffen zwischen MigrantInnen – weitere Diskussion und inhaltliche Auseinandersetzung mit dem Programmvorschlag.

Zum Nachdenken noch einige Fragen: • Warum wird im Brief vom 30. März als Grund für eine Distanzierung vom Projekt seitens LKB etwas erwähnt, das im Widerspruch zu einem Beschluss dieses Gremiums steht? (siehe Kasten) • Warum sollten alle Organisationen kontaktiert werden, bevor es sicher war, dass das Projekt finanziert wird? • Wer hätte diese Arbeit bezahlt, falls die Finanzierung nicht genehmigt wäre? • Wer wäre bereit, diese Arbeit kostenlos zu machen? • Warum wird behauptet, dass zu MigrantInnenorganisationen kein Kontakt aufgenommen wurde, wenn es offensichtlich war, dass VertreterInnen verschiedener Organisationen an der Arbeit involviert waren? • Warum sollte ein Symposium von/für MigrantInnen billiger als ein Symposium für ÖsterreicherInnen sein? Deshalb weil MigrantInnen allgemein kleinere Budgets zur Verfügung gestellt bekommen? Oder sollte nicht besser ein Impuls gesetzt werden, damit Kulturarbeit von MigrantInnen gleichberechtigt gefördert wird? • Warum wurde nicht über die vorgeschlagene Kalkulation diskutiert? • Warum werden jetzt MigrantInnenorganisationen gegeneinander ausgespielt? • Wer darf hier über basisorientierte Arbeit reden? • Welche Ziele werden seitens der EntscheidungsträgerInnen im Kulturbereich im Bezug auf MigrantInnen verfolgt? • Was bedeutet dieser Prozess für die Situation von MigrantInnen im Kulturbereich? • Wer bezahlt den kulturpolitischen Preis? Ausschnitt des Briefes vom 30. März 01: O. Univ. Prof. Mag. Wolfgang Stifter übermittelt in einem an Rubia Salgado adressierten Brief die Beurteilung des LKB-Ausschusses über das Projekt: (…) Weiters wurde bedauert (seitens der Mitglieder des LKB-Ausschusses), dass das Konzept zuwenig basisorientiert entwickelt worden ist, d.h. dass Sie mit den MigrantInnen-Kulturvereinen – auch nach eigenen Aussagen – keinen Kontakt aufgenommen haben, das wollten Sie erst anschließend tun. (…)

Ausschnitt des Protokolls zur 19. Ausschusssitzung des Landeskulturbeirates der 3. Funktionsperiode zum Thema „MigrantInnen-Kultur, Vorbereitung eines Symposiums“ am 13. Dezember 2000: (…) Stifter: Weitere Vorgangsweise: Es ist noch definitiv zu klären, wie sich das Veranstaltungsteam zusammensetzt (…) 1. Kalkulation: Maiz gegliedert nach: a) Vorarbeit * b) Symposium 2. Weiterleitung der Kalkulation über Jalkotzy an Stifter 3. Das Veranstaltungspapier mit der Kalkulation wird Landeshauptmann Dr. Pühringer übergeben (Stifter), dann kann entschieden werden, ob das Projekt durchgeführt werden kann. 4. Auftragserteilung an das Veranstaltungsteam: Durchführung der Vorarbeit Durchführung des Symposiums 5. Übermittlung von Adressmaterial, Vorarbeiten etc. an das vom Veranstalter nominierte Team zur Durchführung. (…)

Kontaktaufnahme mit Vereinen, inhaltliche Vorbereitung

Rubia Salgado

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