Kann die Kultur mit Förderungen seitens der EU rechnen?

Eine Veranstaltungsreihe der KUPF im Frühjahr 1998 gibt Antwort auf diese Frage.

 

von Sylvia Amann

Im Zusammenhang mit der EU-Präsidentschaft Österreichs im zweiten Halbjahr 1998, dem Treffen der EU-KulturministerInnen in Linz im September sowie des Europäischen Kulturmonats in Linz will die KUPF die Thematik der Europäischen Kulturpolitik zur Diskussion stellen sowie die Möglichkeiten, Kunst- und Kulturprojekte mit EU-Geldern zu finanzieren, aufzeigen.

Durch die Auseinandersetzung mit der Thematik auch seitens lokaler und regionaler Kulturschaffender sollen einerseits die Zugänge zu EU-Geldern für die Kultur erleichtert werden. Information und Kommunikation bestehender Erfahrungen spielen in diesem Zusammenhang eine große Rolle. Die KUPF setzt sich zum Ziel, hier die Aufgabe eines sogenannten Kommunikationsrelais zu übernehmen. Auf der anderen Seite sollen aufgrund von tatsächlichen Erfahrungen Rückmeldungen für die politischen EntscheidungsträgerInnen auf allen Ebenen erarbeitet werden, die bestenfalls zu einer Anpassung der entsprechenden Förderschienen an die Bedürfnisse der PraktikerInnen führen sollen. Mittel zur Erreichung dieser Zielsetzungen ist eine Diskussionsreihe der KUPF mit dem Titel „EU – Kulturregion – OÖ“ (vgl. auch die Veranstaltungsübersicht).

Status quo ist, daß über 80 % der Förderungen, die die Europäische Union für Kulturprojekte ausbezahlt, aus den Budgets zur Unterstützung der Regionalentwicklung kommen (vgl. Bates & Wacker – Report im Auftrag der DG X). Das Kulturbudget der Union hat hingegen kaum Bedeutung. Trotzdem ist die Realisierung von Kunst- und Kulturprojekten mit EU-Geldern möglich, nur muß dazu oft erst der richtige Adressat gefunden werden. Dies ist aber nicht immer ganz einfach. Bestrebungen, den Förderdschungel zu durchforsten, sind derzeit auch im Rahmen der sog. Agenda 2000, einem Positionspapier der Union bezüglich der Weiterentwicklung derselben, im Gang. Die Diskussionsreihe der Kulturplattform Oberösterreich will mit einem Blick hinter die Kulissen dazu beitragen, daß Kunst- und Kulturschaffende eigene Möglichkeiten besser einschätzen können. Aufgrund der bisherigen Erfahrungen wird der Schwerpunkt auf den Bereich der Regionalförderungen der Europäischen Union gelegt. Thematisiert werden in diesem Zusammenhang einerseits Möglichkeiten für die Kultur im Rahmen der sogenannten Strukturförderungen. Diese EU-Gelder dienen der Entwicklung von Regionen sowohl im ländlichen Kontext als auch im Bereich des industriellen Wandels, mit ihnen werden Langzeitarbeitslose und Anpassungen von Arbeitskräften im Rahmen von Umstrukturierungen unterstützt. Kulturprojekte in diesen oder auch in kulturtouristischen Zusammenhängen haben Platz in diesem Förderbereich. Aus oberösterreichischer Sicht ist an dieser Stelle die Landesausstellung 1998 als typisches Förderbeispiel zu nennen.

Spezifischere Förderschienen stellen im Bereich der Regionalförderungen die beiden Gemeinschaftsinitiativen „LEADER“ (Entwicklung des ländlichen Raums) und „INTERREG“ (grenzüberschreitende Projekte) dar. Beiden Programmen werden separate Diskussionsabende gewidmet, an denen besonders den praktischen Erfahrungen von Kulturinitiativen großen Raum gegeben wird. Kulturvereine werden detailliert über jene Projekte berichten, die sie mit Geldern aus dem LEADER- bzw. INTERREG-Programm realisiert haben. Um diese Einzelerfahrungen in einen globaleren Kontext zu stellen, werden VertreterInnen der Gebietskörperschaften und der Euregios die nun bald abgelaufene Programmperiode analysieren und Ausblicke auf die neu zu entwickelnden Förderschienen ab dem Jahr 2000 geben. Bei den Aktionsprogrammen für den kulturellen Bereich andererseits sind ebenfalls größere Veränderungen zu erwarten. Das Kaleidoskop-Programm wurde letztmals 1997 für Kunst- und Kulturprojekte, die 1998 realisiert werden sollen, ausgeschrieben. Ein neues Programm für diesen Bereich ist bisher noch weit davon entfernt beschlossen zu werden, da die Diskussionen über inhaltliche Schwerpunkte und auch finanzielle Ausstattung noch voll im Gang sind.

Handlungsbedarf für die politischen EntscheidungsträgerInnen auf allen Ebenen ist daher dringend gegeben. Angesichts der angespannten wirtschaftlichen Situation und den Problemen mit der Beschäftigung häufen sich in der letzten Zeit Instrumentalisierungstendenzen. Kultur- und Kunstprojekte sollen seitens der Europäischen Union gefördert werden, wenn entsprechend Arbeitsplätze geschaffen und Umwegrentablilitäten damit erzielt werden können. Viel Raum also für eine spannende Diskussion zwischen KulturpolitikerInnen und JournalistInnen als Abschluß der KUPF-Veranstaltungsreihe „EU – Kulturregion – OÖ“.

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